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Helden der Krise

Matthias Ackeret

Erst wurde Daniel Koch geehrt: Der Ex-Mister-Corona erhielt die Humorschaufel des Aroser Humorfestivals (persoenlich.com berichtete). Dann erschien ein Interviewbuch mit Gesundheitsminister Alain Berset, Titel: «Wie ich die Krise erlebe».

Müsste man den krisenbewusstesten Medienmenschen auszeichnen, so käme man auf Roger Schawinski. Beim Ausbruch der Pandemie machte der 75-Jährige aus seinem Radio 1 ein Talkradio. Seither sprechen in regelmässigen Livesendungen Hörer, Experten, Politiker und Kritiker über Covid-19. Schawinski moderiert Corona-gerecht aus dem Homeoffice, Mitmoderator Marc Jäggi sitzt im Studio.

Schawinskis Karriere ist ein Spiegel der Krisen. Beim «Kassensturz» ärgerte er sich noch über mineralarmes Henniez. Das war 1976. Bei der «Tat» war es der Chiasso-Skandal, bei Radio 24 die Zürcher Unruhen, bei Tele Züri und Tele24 das Swissair-Debakel. Nur einmal verpasste er eine Krise: Als in New York die Tower loderten, war er im Flugzeug nach Mallorca, Markus Gilli übernahm kurzfristig.

Doch kaum war Schawinski zurück, erfand er das Krisen-TV. Das war im Unglücksherbst 2001, der medialen Sternstunde von Tele24, das kurz danach eingestellt wurde. Und jetzt Corona. Frei nach Bersets Worten: «Roger kann Krise.» Keiner informiert sich, keiner echauffiert sich besser als Schawinski. Nur gegen Passivität ist er immun. So wie beispielsweise die Medien gegenüber dem Privatleben des Gesundheitsministers.



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

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Kommentare

  • Pierre Rothschild, 15.12.2020 00:07 Uhr
    Gäbe es seine Talk Show noch, wäre auch das eine hochinteressante Plattform zum aktuellen Thema gewesen. Aber die Profis - wie auch Kurt Aeschbacher - werden nicht gebraucht. In den USA zahlt man Chris Wallace (Fox) und Wolf Blitzer (CNN) Millionen-Saläre. Beide sind über 70.
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