04.10.2022

Radio 1

Roger Schawinski will auf UKW weitersenden

Der Zürcher Medienunternehmer hat ein Gesuch um Verlängerung der UKW-Konzession eingereicht. 2025 laufen diese eigentlich aus, danach sollen Radios nur noch digital empfangen werden. Der Einsatz des 77-Jährigen erinnert an seine Anfangszeit als Radiopirat.
Radio 1: Roger Schawinski will auf UKW weitersenden
Kämpft weiter um UKW: Radio-1-Gründer Roger Schawinski, hier am diesjährigen SwissMediaForum in Luzern. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)

Radio 1 beantrage die Verlängerung der UKW-Konzession um mindestens fünf Jahre, schrieb Roger Schawinski am Dienstag in einer Mitteilung. Er erwarte, dass das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) das Gesuch bald prüfe und einen Entscheid fälle. Weil dieser wohl abschlägig sein dürfte, will Radio 1 dann dagegen vorgehen.

Einfach wird das nicht. Schawinski zitierte selber Bakom-Chef Bernard Maissen. Dieser hat kürzlich am SwissRadioDay gesagt, dass die Aufsichtsbehörden gegen Radios vorgehen würden, die nach dem 31. Dezember 2024 noch über UKW senden. Maissen hat von Geldstrafen und anderen Sanktionen gesprochen (persoenlich.com berichtete).

Das schreckt Schawinski offenbar ebenso wenig ab wie die Tatsache, dass sich SRG und Privatradio-Verbände für die UKW-Abschaltung ausgesprochen haben – wie er selber anerkennt.

Abschaltentscheid «nicht gerechtfertigt»

Als Begründung für sein Engagement führt der Radiopionier an, dass noch immer rund 25 Prozent der Radiohörerinnen und -hörer UKW nutzen würden. Zwar habe der Bundesrat in der Antwort auf eine Motion gesagt, es seien nur 12 Prozent. Doch dies sei «krass irreführend». Diese Argumente führte Schawinski bereits Ende August in einem persoenlich.com-Blog aus.

Der Bundesrat habe nur die ausschliesslichen UKW-Hörer genannt, schreibt Schawinski weiter. Von den anderen würden aber nicht alle ausschliesslich digital empfangen. Der Abschaltentscheid sei «in keiner Weise gerechtfertigt».

Illegal von Norditalien aus gesendet

Aber auch wenn die Zahlen des Bundes stimmen würden, spräche nichts gegen eine Verlängerung der Konzession, meint Schawinski. Radio 1 sei zudem bereit, das wirtschaftliche Risiko zu tragen. Dies als Antwort auf das Argument des Bundes, dass UKW aus Kostengründen abgestellt werde.

Bereits 1979 hatte sich Schawinski gegen die Behörden gestellt: Damals sendete er mit Radio 24 illegal von Norditalien aus. Nach der Stilllegung seines Senders kam es in Zürich zu einer Demonstration und schliesslich zum Start legaler Privatradios in der Schweiz. Schon damals sendete Schawinskis Radio mit UKW. (sda/cbe)


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KOMMENTARE

Sebastian Renold
05.10.2022 11:40 Uhr
Vom Piraten- zum Seniorensender: c'est la vie!
Silvana Oprandi
05.10.2022 11:19 Uhr
Schawinski hat recht, wenn hier eine Technik veraltet ist, dan DAB, das in der mitte 80er Jahre entwickelt wurde. Das wichtigste für ein Radio, welches sich selbst finazieren muss, sind die Kosten/Zuhörer und die sind bei DAB um ein vielfaches höher als bei UKW. Es verwundert also nicht, dass all unsere Nachbarländer UKW weiterlaufen lassen, denn DAB lebt nur von Subventionen, nicht von Eigenmitteln!
Ueli Custer
05.10.2022 06:32 Uhr
Aus dem einstigen Radiopionier wird auf einmal ein Radio-Nostalgiker der nicht mehr die Neuste sondern eine veraltete Technologie nutzen will. Das ist so, wie wenn er 1979 den Sendebetrieb auf Mittelwelle aufgenommen hätte statt auf UKW.
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