25.04.2019

«Bund»-Essay-Wettbewerb

Sarah Grandjean holt den ersten Platz

Mit dem Essay «Geheim geliebt, verzweifelt verhasst» konnte sie die Jury überzeugen. Auch Platz zwei und drei wurden geehrt.
«Bund»-Essay-Wettbewerb: Sarah Grandjean holt den ersten Platz
Die Gewinner des «Bund»-Essay-Wettbewerbs. (Bild: zVg.)

Am Dienstag konnte das Publikum die Gewinnerin des diesjährigen «Bund»-Essay-Wettbewerbs per Urnenabstimmung küren. Der Wettbewerb ist mit insgesamt 9000 Franken Preisgeld dotiert: 1. Rang 5000 Franken, 2. Rang 2500 Franken und 3. Rang 1500 Franken.

Von den drei Finalisten erhielt Sarah Grandjean am meisten Stimmen, auf Platz zwei lag der Essay von Vanja Palmers und den dritten Preis erhielt Peter Weibel. Die drei Siegertexte werden im «Bund» und auf derbund.ch publiziert, wie es in einer Mitteilung heisst.

Erstmals konnten in der neuen Sprintkategorie «Bund»-Essay-Slam Kurztexte in der Länge eines Tweets von 280 Zeichen auf derbund.ch eingereicht werden. Von den über 60 Texten wurden drei live vorgetragen und per Applausometer eine Gewinnerin bestimmt. Janine Oggiers Tweet über die Schwierigkeiten, als ehemals sehr liberale «coole Socke» mit einem kiffenden Sohn umzugehen, konnte das Publikum am meisten überzeugen.

thumbnail_Bund-Essay_Bühne_Bild von Franziska Rothenbühler_ROT2474

Starke visuelle Akzente setzten Studierende der Hochschule der Künste Bern mit kurzen Videoclips in drei Blocks und die Bernerin Pamela Mendez, die letztes Jahr ihr zweites Album «Time» taufte, erntete mit ihren musikalischen Intermezzi viel Applaus.

1. Essay-Preis:
Sarah Grandjean, «Geheim geliebt, verzweifelt verhasst»

Laudatio von Patrick Feuz: «Wie es sich anfühlt, berauscht zu sein, und was die kleinen Rauschgeister alles aus uns herausholen: Das beschreibt der Text subtil, in einer gekonnten Mischung aus Reflexion, Selbstbeobachtung auf nächtlicher Kneipentour und Erinnerung an den trinkenden Vater. Egal, wie zerstörerisch die von der Autorin sezierten «kleinen Geister» sein können, egal, wie sie uns manchmal rücksichtslos machen: Es sind eben auch Lebensgeister. Sie lassen die Menschen einander näherkommen, schenken uns Empfindsamkeit und emotionalen Hochgenuss im Schwebezustand zwischen Euphorie und Melancholie. Die Autorin widersteht der Versuchung, die Ambivalenz auflösen zu wollen, und zeigt stilistisches Talent dafür, dass weniger häufig mehr ist. Ein reifer Text.»

2. Essay-Preis:
Vanja Palmers, «Ein Plädoyer für das Wiederentdecken von Sakramenten»
Laudatio von Michael Herzig: «Ein Text wie ein Song von Jimi Hendrix. Aus einer anderen Zeit. Einer anderen Welt. Einer Vergangenheit, die Zukunft sein könnte. Halluzination ist Erkenntnis. Politik ist Religion. Psylocibin legt Seelen frei. Ein Text wider das kollektive Verdummen. Wir heben ab in die vielen Himmel der Unendlichkeit - oder wir bleiben sitzen. Ein Text wie eine Gletschermühle. Suchen sollte, wer zu finden wagt. Ein Text wie ein Versprechen. Sucht ist nicht die Wirkung einer Substanz. Die Hölle, das sind wir.»

3. Preis Essay-Preis:
Peter Weibel, «Kocherpark»
Laudatio von Esther Pauchard: «Ein toller Stil: unaufgeregt, nüchtern, gerade dadurchspürbar und unverwechselbar – schon rein stilistisch ein grosses Lesevergnügen. Inhaltlich beschränkt sich der Text vordergründig auf eine Schilderung im Grunde banaler Begegnungen – aber er schafft es, durch diesen kurzen Ausschnitt alltäglichen Gegenwart eine Geschichte mit tiefen Wurzeln zu skizzieren und gleichzeitig grundlegende Fragen in den Raum zu stellen, ohne Pathos, scheinbar beiläufig. Das lässt viel Raum für eigenes Nachdenken.» (pd/wid)



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