13.12.2001

SW-Parlamentarier Talk in Bern

Schawinski trat gegen Leutenegger an

"Markt gegen Gesetz" – Der Schweizer TV-Markt als Thema.

Roger Schawinski und Filippo Leutenegger haben sich bei einem SW-Parlamentarier-Talk in Bern ein anregendes Rededuell über die Situation im Schweizer TV-Markt geliefert. Gemeinsame Lösungen wurden zwar keine gefunden, aber immerhin Vorschläge eingebracht.

Dass der TV-Pionier Roger Schawinski und TV-DRS-Chefredaktor Filippo Leutenegger nicht einer Meinung sind, wenn es um die Schweizer TV-Landschaft geht, wusste man. Deshalb waren die beiden Protagonisten denn auch von der Schweizer Werbung zu einem Diskussionsabend nach Bern eingeladen worden. Es war das erste Mal, dass die beiden in der Öffentlichkeit die Klingen kreuzten. In der von Facts Chefredaktor Hannes Britschgi geleiteten Gesprächsrunde, die durchaus auch emotionale Einlagen enthielt, wurde eines klar: Die Meinungen liegen diametral auseinander. Gelegentlich schien das auch für Fakten zu gelten, stritten die beiden doch zum Beispiel auch energisch über Zuschauerzahlen.

Derweil Leutenegger das Scheitern von Tele24 und TV3 dem mangelnden Erfolg im Markt zuschreibt, führt Schawinski den Misserfolg der beiden sprachregionalen Sender in erster Linie auf die ungenügenden gesetzlichen Voraussetzungen zurück, welche den Markt gar nicht hätten spielen lassen. Schawinski erklärte, er habe nur aufgegeben, weil er unter den gegebenen rechtlichen Bedingungen keine Perspektiven mehr gesehen hätte: "Man hat uns den Sauerstoff abgeklemmt", meinte der ehemalige Tele24-Chef.

Gebühren nach Präferenz des Senders

Eine Liberalisierung des RTVG, wie es SW-Präsident Carlo Schmid-Sutter in einer Initiative verlangt, hätte den Privaten zwar auch nicht die Existenz gesichert, sie wäre aber laut Schawinski immerhin ein Lösungsansatz gewesen. Er forderte neben einer Liberalisierung der Rahmenbedingungen darüberhinaus Empfangsgebühren. Sein Vorschlag: 60 Prozent der Gebühren gehen an die SRG. Die restlichen 40 Prozent können die Fernsehkonsumenten selbst zuordnen. Schawinski schlug überdies eine Werbesteuer vor, welche für Spots auf den Schweizer Werbefenstern der ausländischen Privat-TV-Sender erhoben würde, wie das etwa in Kanada (gegenüber den USA) der Fall sei.

Für Leutenegger, der die SRG-Monopolsituation keineswegs für besonders motivierend hält, ist das vorgeschlagene Gebührenmodell freilich "nicht ausgereift". Ihm schwebt vielmehr eine kantonale Regelung vor: Die Kantone haben die Befugnis, über die SRG-Gebühren hinaus für lokale TV-Sender Konzessionsgebühren bei den Konsumenten einzufordern, wie das teilweise für Kabelsender (z.B. Basel) bereits der Fall ist.

Auf seine Zukunftspläne angesprochen, meinte Schawinski, es könne sehr wohl sein, dass er in zwei, drei Jahren wieder als TV-Macher auftreten könnte, vorausgesetzt allerdings, es bestünden faire Chancen für private Anbieter.



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