03.05.2001

Privat-TV

"So können wir nicht mehr weitermachen"

Den privaten Fernsehstationen Tele 24/TeleZüri, TeleBärn und Tele M1/Tele Tell steht das Wasser bis zum Hals. Laut einer gemeinsamen Erklärung erlitten die Sender seit ihren Stapelläufen einen addierten Verlust von über 44 Millionen Franken. "Mit Werbung allein ist Fernsehen nicht finanzierbar", klagen Roger Schawinski von der Belcom-Gruppe, Albert P. Stäheli von den Berner Tagblatt Medien und Peter Wanner von den AZ Medien unisono (Bild: Wanner, Schawinski und Stäheli, v.l.) und verlangen unter anderem, sich mit 100 Millionen Franken am Gebührentopf der SRG zu erlaben. Schawinski will darüber hinaus auf seinem Sender ungefragt Unterbrecherwerbung einführen. Hintergründe und Fakten:
Privat-TV: "So können wir nicht mehr weitermachen"

"Bisher haben wir gute Miene zum bösen Spiel gemacht, aber jetzt müssen wir sofort Resultate erzielen können, sind doch unsere Verluste massiv. Mit Werbung allein ist Fernsehen in der Schweiz nicht finanzierbar", spricht Roger Schawinski an der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im BTM Medienhaus in Bern Klartext. Tatsächlich: Nach eigenen Angaben erlitten Tele 24 und TeleZüri im letzten Jahr bei Kosten von 34 Millionen Franken ein Minus von rund sieben Millionen Franken. Die kumulierten Verluste seit Sendebeginn von TeleZüri im Jahr 1994 übersteigen 25 Millionen Franken. Ähnlich düster sieht die Situation beim Lokalsender TeleBärn aus, der letztes Jahr bei Kosten von fünf Millionen einen Verlust von 1,6 Millionen Franken schreiben musste (kumuliert zwölf Millionen Franken Verlust) sowie bei Tele M1: Kosten von sechs Millionen Franken (ebenfalls Jahr 2000) stehen einem Verlust von zwei Millionen Franken gegenüber, was einen kumulierten Fehlbetrag von 7,2 Millionen Franken ergibt. Der als Gast präsente Anton Schaller vom Lokalsender TeleOstschweiz, der vor eineinhalb Jahren den Betrieb aufgenommen hat, spricht seinerseits von einem aufgelaufenen Defizit von vier Millionen Franken.

Albert P. Stäheli von den Berner Tagblatt Medien (mit TeleBärn) dokumentiert: "Wir stehen an einem kritischen Punkt. Obwohl sich unsere Zuschauer-Reichweite von 107 150 in den Anfängen 1995/1996 auf 229 000 im April 2001 erhöht hat und trotz laufend höheren Investitionen bleibt strukturell eine Lücke. Jetzt muss etwas gehen, sonst können wir nicht mehr weitermachen." Er sehe nicht ein, weshalb TeleBärn Service public zum Nulltarif zu leisten habe.

"Obschon Konkurrenten, sind wir uns in dieser Frage einig: So kann es nicht mehr weitergehen. Wir machen TV unter unfairen Wettbewerbsbedingungen. Das Bakom schafft keine wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine duale Ordnung", stösst Peter Wanner von den AZ Medien (mit Tele M1/Tele Tell) ins gleiche Horn. Er, Stäheli und Schawinski fordern gemeinsam Sofortmassnahmen für die privaten Schweizer Fernsehstationen. Erstens: Die Werbebestimmungen sollen innerhalb von zwölf Monaten jenen der ausländischen Stationen angeglichen werden, die auf dem Schweizer Markt Werbung akquirieren. Zweitens: Das Bakom muss innerhalb der gleichen Frist ein konkretes Konzept vorlegen, das den Privaten, welche Service-public-Leistungen erbringen, einen zweiten Einkommensstrom sichert; mit einem Gebührensplitting in der Höhe von insgesamt 100 Millionen Franken pro Jahr respektive zehn Prozent der erhobenen Gebühren in der Schweiz. Schawinski vergleicht: "Die SRG erhält für ihre Programme Gebühren von insgesamt 1,3 Milliarden Franken pro Jahr oder beinahe vier Millionen Franken pro Tag."

Darüber hinaus haben insbesondere Wanner und Schawinski "zivilen Ungehorsam" (Originalton Wanner) angedroht. Schawinksi kündigte an, er werde einseitig Unterbrecherwerbungen einführen, obwohl das die Richtlinien des RTVG untersagen, sowie Briefe mit Absender Bakom schon gar nicht mehr öffnen: "Wir lassen es nicht mehr zu, dass uns das Bakom mit seiner Polizeiabteilung ständig mit Bussen bombardiert", wetterte Schawinski. Wann seine Sender soweit sind, werbemässig gegen das gültige RTVG zu verstossen, wollte er jedoch nicht sagen. Die Medienbosse haben ausserdem wenig Verständnis für das Verbot von Alkoholwerbung und solche von politischen Organisationen.

Insgesamt hätten die privaten Fernsehstationen Tele 24/TeleZüri, TeleBärn und Tele M1/Tele Tell in der Schweiz über 200 Arbeitsplätze geschaffen. Nun droht der grosse Aderlass: Auf eine entsprechende Frage von "persoenlich.com" antwortete Schawinski, er werde in den nächsten zwei bis drei Wochen evaluieren, welche Lösungen er für die von der Einstellung der Magazine "Inside", "24Minuten" und "Gesucht wird…" betroffenen Mitarbeitenden finden kann. Er spricht aber heute schon von über 16 Leuten, die er entlassen muss. Gleichzeitig benützt Schawinski die Medienpräsenz, um mit verbalen Attacken gegen Bundesrat Moritz Leuenberger zu schiessen: "Seine Politik kennzeichnet sich durch eine absolute Nonchalance. Jetzt wollen wir einen Rückfall zum Monopol verhindern, denn in diesem verkasteten Mediensystem müssen wir Massnahmen ergreifen."

Insgesamt hätten die privaten Fernsehstationen Tele 24/TeleZüri, TeleBärn und Tele M1/Tele Tell in der Schweiz über 200 Arbeitsplätze geschaffen. Nun droht der grosse Aderlass: Auf eine entsprechende Frage von "persoenlich.com" antwortete Schawinski, er werde in den nächsten zwei bis drei Wochen evaluieren, welche Lösungen er für die von der Einstellung der Magazine "Inside", "24Minuten" und "Gesucht wird…" betroffenen Mitarbeitenden finden kann. Er spricht aber heute schon von über 16 Leuten, die er entlassen muss. Gleichzeitig benützt Schawinski die Medienpräsenz, um mit verbalen Attacken gegen Bundesrat Moritz Leuenberger zu schiessen: "Seine Politik kennzeichnet sich durch eine absolute Nonchalance. Jetzt wollen wir einen Rückfall zum Monopol verhindern, denn in diesem verkasteten Mediensystem müssen wir Massnahmen ergreifen."


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