25.07.2023

Marketagent Schweiz

Sommerloch auch auf Social Media spürbar

Die nachrichtenarme Zeit beschäftigt derzeit nicht nur die Redaktionen. Auch Medienkonsumentinnen und -konsumenten nehmen das Sommerloch wahr. Dies belegen Daten einer aktuellen Umfrage. persoenlich.com stellt die Resultate exklusiv vorab vor.
Marketagent Schweiz: Sommerloch auch auf Social Media spürbar
Jüngere nehmen das Sommerloch eher in den sozialen Medien wahr, Ältere in Fernsehen, Zeitung und Radio. (Bild: Pixabay)

Das ist die gefürchtetste Zeit aller Redaktionen: Wenn sich der Nachrichtenstrom in ein Rinnsal verwandelt und die Zeitungen versuchen, ihre Seiten so kreativ wie möglich zu füllen. Man nennt es das «Sommerloch». Es ist die Zeit, in der Blick und persoenlich.com ihre Sommerserien lancieren und der Tages-Anzeiger eine ganze Seite der Rezension von Mini-Computern widmet. Doch wie nimmt die allgemeine Bevölkerung diese Sommerpause wahr? Nimmt sie das Sommerloch überhaupt wahr?

Das Marktforschungsinstitut Marketagent Schweiz hat vom 6. Juli bis 13. Juli 2023 eine bevölkerungsrepräsentative Onlineumfrage durchgeführt, deren Daten persoenlich.com exklusiv vorab zur Publikation vorliegen. 1027 Personen zwischen 14 und 74 Jahren aus der Deutsch- und Westschweiz wurden zu ihrem Medienkonsum in der Sommerpause befragt. Die Studie wurde anschliessend bevölkerungsabbildend gewichtet hinsichtlich Alter, Geschlecht und Region.


Gemäss der Auswertung registrieren 66 Prozent der befragten Personen die nachrichtenarme Zeit. Männer (70 Prozent) nehmen dabei das Sommerloch stärker wahr als Frauen (63 Prozent). Das Sommerloch fällt am deutlichsten im Fernsehen (40 Prozent) sowie in Print- und Onlineausgaben von Zeitungen (27 Prozent) auf, gefolgt vom Radio (19 Prozent). Dabei gibt es Unterschiede zwischen der Deutschschweiz und der Romandie: Nur jede und jeder dritte Befragte aus der Deutschschweiz (34 Prozent) nimmt im Fernsehen ein Sommerloch wahr; in der Westschweiz ist das jede und jeder zweite (56 Prozent). Auch im Radio wird diese nachrichtenarme Zeit deutlicher in der Romandie (32 Prozent) als in der Deutschschweiz (15 Prozent) wahrgenommen.


«Bei der Evaluierung der Wahrnehmung des Sommerlochs in den verschiedenen Medien wurde das grundsätzliche Konsumverhalten der Medien nicht berücksichtigt», so Jacqueline Rütter, Senior Research Consultant bei Marketagent Schweiz. «Es ist anzunehmen, dass unter den regelmässigen Konsumentinnen und Konsumenten der einzelnen Medien der Anteil der Befragten, die das Sommerloch wahrnehmen, noch höher ist.»

Beim Alter zeigen sich auch deutliche Unterschiede: 71 Prozent der Befragten ab 50 Jahren registrieren die nachrichtenarme Zeit in mindestens einem Medium, wobei 49 Prozent es beim Fernsehen merken. Jüngere Befragte spüren das Sommerloch eher in neueren digitalen Medien. «Immerhin gut ein Viertel der Jungen, 27 Prozent der 14- bis 19-Jährigen und 26 Prozent der 20- bis 29-Jährigen, nimmt in den sozialen Medien ein Sommerloch wahr», erläutert Jacqueline Rütter.

Für gut die Hälfte der Befragten (54 Prozent) unterscheidet sich in den Sommermonaten das Verhältnis zwischen Unterhaltung/sorglosen Themen und ernsten Themen sowie die Vielseitigkeit der Themenwahl (56 Prozent) im Vergleich zu anderen Jahreszeiten nicht. 39 Prozent finden jedoch, dass vermehrt sorglose (Unterhaltungs-)Themen die Sommer-Berichterstattung prägen, und nur 7 Prozent nehmen vermehrt ernste Themen wahr. Zudem sind 29 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Medien weniger abwechslungsreich berichten würden, während nur 15 Prozent die Themenwahl als vielseitiger empfinden. Darüber hinaus nimmt ein Fünftel (22 Prozent) eine Abnahme bei Hintergrundberichten und Dokumentationen wahr.

Im Sommer interessieren sich die Befragten besonders für Themen wie Reisen und Tourismus (49 Prozent), Natur und Umwelt (45 Prozent), Wetter (43 Prozent) und lokale Ereignisse (41 Prozent). Politik, Wirtschaft und Promi-News finden dabei eher wenig Beachtung. Dabei wollen Frauen, dass Medien mehr zu Kunst/Kultur/Festivals (36 Prozent) und Lifestyle (36 Prozent) berichten. Für Männer sind Themen aus den Bereichen Wissenschaft und Technologie (36 Prozent) sowie Sport (34 Prozent) interessanter.


«Um auch während der Sommermonate die nachrichtenarme Zeit gut zu gestalten sowie die Konsumentinnen und Konsumenten an die Medien zu binden, könnte für die Medienanbieter von Interesse sein, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten während der Sommermonate ein geändertes Konsumverhalten und veränderte Bedürfnisse zeigen», so Jacqueline Rütter. Etwa die Hälfte der Befragten (49 Prozent) nutzt Medien in den Ferien vor allem für praktische Tipps für den Ferienalltag, wie Staumeldungen, den Umgang mit Hitze und Veranstaltungen in der Region. Dabei sind eher Frauen (55 Prozent) an den Tipps interessiert als Männer (43 Prozent).

Viele schränken ihre Mediennutzung während der Ferien direkt oder indirekt ein. 40 Prozent vermeiden bewusst den Konsum negativer Nachrichten und Themen. Etwa zwei Fünftel der Befragten beschäftigen sich jeweils vermehrt mit Unterhaltungsmedien (38 Prozent) oder nehmen sich eine Auszeit von Smartphones, Tablets oder Computern (40 Prozent). Nur jeder vierte Befragte (24 Prozent) nutzt die freie Zeit, um mehr Hintergrundinformationen zu aktuellen Themen nachzuschauen.

Der Rückgang der Nachrichten während des Sommers beeinflusst die Qualität der Berichterstattung nicht stark. 72 Prozent finden, dass sich die Gründlichkeit der Recherche im Vergleich zu den anderen Jahreszeiten nicht unterscheidet; 11 Prozent empfinden die Berichte gar als gründlicher recherchiert. Dagegen empfinden 17 Prozent die Recherche als vermehrt unzureichend.

«Grundsätzlich findet jede und jeder Dritte, dass die Berichterstattung der Nachrichtensendungen im Fernsehen im Sommer von sehr hoher oder eher hoher Qualität ist, nämlich 33 Prozent», so Jacqueline Rütter. Dabei werden die TV-Nachrichtensendungen in der Deutschschweiz (36 Prozent) deutlich besser bewertet als in der Westschweiz (26 Prozent).

Ähnlich werden Zeitungen, sowohl Print- als auch Onlineausgaben (32 Prozent), Nachrichtensendungen im Radio (31 Prozent) bewertet. Etwas weniger zufrieden mit der Qualität ist man bei den Zeitschriften (24 Prozent) sowie bei den Online-Nachrichtenportalen (ebenfalls 24 Prozent).

Von der Qualität der Berichterstattung in den sozialen Medien während des Sommerlochs sind nur wenige überzeugt. Nur etwa ein Sechstel der Befragten (16 Prozent) bewertet die Qualität auf Social Media als hoch oder eher hoch.


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