23.11.2017

EY-Umfrage

Spotify und Netflix als Vorbild für Medien

Die Zahlungsbereichtschaft der Nutzer in der Schweiz wird unterschätzt. Zu diesem Schluss kommt EY nach einer Umfrage bei tausend Personen. Das Beratungsunternehmen schlägt vor, dass sich die Verlage für eine «Swiss Media Plattform» zusammentun.
EY-Umfrage: Spotify und Netflix als Vorbild für Medien

Das Beratungsunternehmen EY schlägt eine verlagsübergreifende «Swiss-Media-Plattform» vor. Laut einer Umfrage sind über 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung zwischen 16 und 65 Jahren an einem solchen Angebot interessiert. Eine solche Plattform sei ein Lösungsansatz, welcher der Medienindustrie zu neuem Wachstum verhelfen könne, schreibt EY in einer Mitteilung vom Donnerstag.

Die Idee: Alle teilnehmenden Medien stellen ihre Inhalte auf die Plattform. Diese kann durch individuell zusammenstellbare Newsfeeds personalisiert werden. Finanziert werden soll dies über unterschiedliche Zahlungsmodelle: Beispielsweise pro Tag, Monat oder Jahr. Nutzer, die bereit seien, anonymisierte Daten über ihr Nutzerverhalten und ihre Interessen zu teilen, profitierten im Gegenzug von einem vergünstigten Preis, schreibt EY.

Zahlungsbereitschaft wächst mit steigendem Alter

Laut einer Umfrage unter 1000 Personen würde rund die Hälfte der Schweizer ihre Daten anonymisiert gegen geringere Nutzungsgebühren zur Verfügung stellen. Laut der Umfrage beziehen heute rund 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung keine kostenpflichtigen journalistischen Inhalte. Mehr als 70 Prozent wären jedoch an der Nutzung einer kostenpflichtigen «Swiss-Media-Plattform» interessiert. Generell sei die Zahlungsbereitschaft für Medien und Unterhaltung also gegeben. Sie unterscheide sich grundsätzlich nach Altersgruppen, aber weniger nach Inhalt, schreibt das Unternehmen. Im Bereich News/Zeitungen steigt die Zahlungsbereichtschaft mit zunehmendem Alter der Nutzer (siehe Grafik).

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«Unsere repräsentative Umfrage zeigt erstmals, dass die Zahlungsbereitschaft der Nutzer tendenziell unterschätzt wird, was die Erfolgswahrscheinlichkeit der von uns vorgeschlagenen Plattform erhöht», lässt sich André Schaub, Leiter des Technologie-, Medien- und Telekommunikationssegements bei EY, zitieren.

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Beliebte Anbieter wie Spotify und Netflix machten es vor: Sie rückten den Kunden ins Zentrum, orientierten sich an dessen Bedürfnissen und fokussierten sich auf die Qualität der Nutzererfahrung. Bei journalistischen Produkten hat sich das noch nicht durchgesetzt.

Laut EY benützen in der Schweiz 49,2 Prozent der Bevölkerung plattformbasierte, kostenpflichtige Dienste für die Unterhaltung. Bei journalistischen, plattformbasierten Mediendiensten ist das nur bei 12,3 Prozent der Fall (siehe Grafik oben). Für die Werte hat das Beratungsunternehmen die Antworten der Umfrage auf die Schweizer Bevölkerung hochgerechnet. (wid/sda)



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Kommentare

  • Ueli Custer, 24.11.2017 11:14 Uhr
    Tolle Idee: Die habe ich bereits vor 7 Jahren im Dossier "Pricing" des Verbandes Schweizer Medien vorgeschlagen. Ob der Leidensdruck inzwischen so gross ist, dass man sich damit wenigstens befasst?
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