19.03.2003

Stardesigner Martin Dixon über sein Redesign der Bilanz

Ab Dienstag erscheint die Wirtschaftszeitschrift Bilanz in neuem Kleid. Verantwortlich für die Gestaltung ist der englische, in Köln lebende Stardesigner Martin Dixon, der bereits zahlreiche Magazine in Europa gestaltet hat. "persoenlich.com" hat mit Dixon gesprochen und zeigt erstmals die neue Bilanz. Das Interview:
Stardesigner Martin Dixon über sein Redesign der Bilanz

Herr Dixon, wie sind Sie beim Redesign der Bilanz vorgegangen?

Die Ohren sind die unterschätzten Körperteile des Art Directors. Die wichtigste Aufgabe ist einfach zuzuhören, um die Erwartungen von Verleger und Chefredaktor zu ergründen. Ohne dieses Wissen gibt es auch kein Redesign.

Was war denn bei der Neugestaltung der Bilanz der wichtigste Punkt?

Die Bilanz ist in den letzten Jahren aus grafischer Sicht ein bisschen trocken geworden. Meine Aufgabe war es, das Heft optisch wieder lesbarer und unterhaltsamer zu machen. Dank der Neustrukturierung des redaktionellen Konzepts hatte ich die Möglichkeit einer grundsätzlichen Umgestaltung des Hefts. Ein Hauptteil der Zusammenarbeit bestand darin, das optische Narrativ zu verbessern – von der Ebene des Hefts bis hinunter zu den einzelnen Geschichten. So werden bei der neuen Bilanz die verschiedenen Rubriken grafisch besser hervorgehoben. Neu haben wir auch einen Serviceteil mit Geldtipps, Lifestyle und persönlichen Anlagen. Dieser Teil unterscheidet sich ganz klar vom Featureteil. Das geht über Farben, Satzspiegel, Typographie und Überschriften. Der Hauptjob des Designers ist die optische Umsetzung der redaktionellen Ideen.

Was waren die Vorbilder für das Redesign?

Für ein Redesign studiert man auch ausländische Magazine und versucht, überall das Beste einfliessen zu lassen -- das ist völlig klar. Trotzdem kann man sie nicht 1:1 kopieren, die Bilanz hat eine eigene Identität.

Wie ist diese Identität?

Die Bilanz ist ganz klar ein Wirtschaftsmagazin auf hohem Niveau. Daneben positioniert sie sich auch als Mainstream-Publikation mit breiter Leserschaft. Ein hochstehendes Magazin muss keineswegs trocken sein, das verwechseln viele. Die Reaktionen von Verlag und Redaktion waren sehr positiv, aber vielleicht getraute sich ja auch niemand, die Wahrheit zu sagen (lacht).

Kurz gesagt: Wie haben Sie die Bilanz jetzt verändert?

Wir haben die Bilanz komplett umgebaut. Als Schrift verwenden wir nun die Griffith Gothic, eine junge und lesbare Schrift. Damit wollen wir auch den Aufbruch der Bilanz symbolisieren.

Wie lange hält ein solches Redesign?

Ich bin nun 14 Jahre in diesem Business tätig. Eines hat sich wesentlich geändert: Das Marketingkonzept beeinflusst immer mehr das Design und das Redesign einer Zeitschrift. Für Radio Times, ein sehr erfolgreiches englisches Fernsehmagazin, habe ich in den letzten zehn Jahren drei Redesigns gemacht, was aber nicht heisst, dass die ersten beiden schlecht waren. Der Markt verändert sich heute – aufgrund der stärkeren Konkurrenzsituation und der veränderten Lesegewohnheiten – immer mehr. Konnte man früher ein Design zehn Jahre brauchen, so sind es heute drei bis fünf Jahre. Ein Design ist eine permanente Revolution: Für die Redaktion stellt sich immer wieder die Frage, ob das Erscheinungsbild den Anforderungen noch genüge oder nicht. Oder anders formuliert: Was kann man besser machen?

Also, dann sind Sie 2008 wieder hier?

(lacht) Das kann ich nicht sagen. Es würde mich jedenfalls freuen.

(Interview: Matthias Ackeret).

Und so sieht die Nullnummer der neuen Bilanz aus:


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren