10.07.2013

MAZ

Sylvia Egli von Matt verlässt die Journalistenschule

Warum die Direktorin nach 15 Jahren geht, erklärt sie im Interview.
MAZ:  Sylvia Egli von Matt verlässt die Journalistenschule
Frau Egli von Matt, Sie verlassen das MAZ nächsten März. Warum geben Sie nach 15 Jahren Ihren Posten auf?
Insgesamt war ich 25 Jahre am MAZ – als Dozentin, Medientrainerin, Studienleiterin und eben 15 Jahre als Direktorin. Es waren eine äusserst lehrreiche faszinierende und intensive Jahre. Jetzt ist Zeit für den Stabwechsel. Ob dies dann tatsächlich ein "Stabwechsel" ist - ob eine andere Generation kommt - kann man ja als Betroffene nicht selbst definieren. 
 
War die Diskussion um den Standort Luzern so zermürbend?
Nein, sie war zwar anstrengend, hat uns aber auch viel Anerkennung, neue Ideen und Kooperationspartner gebracht – wie das Zentrum für Demokratie im Kanton Aargau.
 
Sie werden nicht jetzt schon pensioniert, oder? Auch wenn diese Frage an Frauen gerichtet als indiskret gilt, interessiert schon sehr: Wie alt sind Sie?
Nein, die Pensionierung steht glücklicherweise noch nicht an. Ich werde im September 61. Es bleibt also noch Zeit für ein paar Aufgaben.
 

Was haben Sie während Ihrer Zeit als MAZ-Direktorin erreicht?
Ich denke das MAZ ist zur starken Marke mit hoher Reputation geworden. Es steht für Qualitätsjournalismus und gibt sein grosses Wissen auch Führungskräften für die Medienkommunikation weiter. Diese Kombination ist auch der Grund für die gesunde finanzielle Basis, die wir in den letzten Jahren schaffen konnten. Zudem sind wir national und international sehr gut vernetzt, mit renommierten deutschen Journalistenschulen und mit Hochschulen im In- und Ausland.

Wenn Sie zurückdenken: Welches Ereignis war Ihr persönliches Highlight?
Da gibt es kein singuläres. Besondere Momente sind immer die Tage der Aufnahmeprüfungen, wenn man sieht, welch engagierte, gescheite junge Menschen nach wie vor für Journalismus brennen. Ebenso speziell sind die Abschlussfeiern, wenn die Absolventinnen und Absolventen sich sicherer und gewappnet fühlen für ihre Aufgaben. Ganz speziell war das 25-Jahr-Jubiläum, wo sich rund 500 Ehemalige, Dozierende und Gremienvertreter trafen, vondenen ich die meisten persönlich kannte.

Sie stiegen 1984 in den Journalismus ein. Würden Sie heute wieder diesen Beruf wählen?
Ja unbedingt. Journalismus ist heute so vielfältig und herausfordernd wie nie. Und die Grundaufgaben – informieren, analysieren, einordnen, bewerten – sind nach wie vor die gleichen. Dabei lernt man täglich Neues dazu.

Was denken Sie, in welcher Form hat diese Profession eine Zukunft?
Journalismus wird es immer brauchen – je grösser die Informationsmöglichkeiten und je komplexer die Themen, desto mehr. Unsere Demokratie braucht aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger. Diese sind angewiesen auf Profis, die aus der Fülle der Informationen auswählen, gewichten und erklären. Die Medienbranche wird aber innovativ sein und bleiben müssen, damit die Angebote auf allen Kanälen so attraktiv sind, dass die Leser, User, Zuschauer und Zuhörer auch bereit sind, dafür zu bezahlen.

Sie sind in Jurys von Journalistenpreisen und Gründungsmitglied des Vereins "Qualität im Journalismus". Warum waren Ihnen Qualitätsstandards im Journalismus immer ein so grosses Anliegen?
Journalisten tragen eine hohe Verantwortung, journalistische Standards schaffen Klarheit und Sicherheit für Medienschaffende und auch für das Publikum. Und sie stärken Jene, die sich für entsprechende Arbeitsbedingungen und Infrastrukturen einsetzen. Professioneller Qualitätsjournalismus, der recherchiert und informiert und in attraktiver Form zum Publikum gelangt, verschafft uns schliesslich nicht nur Wissen, sondern auch Lust und Freude.

Sie sind an der Front: Wie steht es um den Mediennachwuchs in der Schweiz? Ist der Beruf des Journalisten noch beliebt? Stossen da bald gute junge Leute nach?
Der Andrang in den Beruf und damit auch am MAZ ist ungebrochen- trotz teils schwieriger Arbeitsbedingungen. Die meisten InteressentInnen sind sehr gut ausgebildet – der Grossteil mit Hochschulabschluss – und haben das feu sacré.

Sie amtieren seit 2008 als Stellvertreterin von Ombudsmann Achille Casanova bei der SRG. Hat die Bedeutung der Ombudsstelle in dieser Zeit zu- oder abgenommen? 
Die Zahl der Eingaben bleibt über die Jahre in etwa konstant. Beeindruckt bin ich immer, wie ernsthaft und durchaus selbstkritisch die betroffenen Redaktionen bei Radio und Fernsehen die Beschwerden nehmen, wie intensiv sie ihre Arbeit reflektieren. Da wird wirklich versucht, aus Fehlern zu lernen und allenfalls Abläufe und Zuständigkeiten zu optimieren.

Im Medientagebuch vom Juli 2011 beschreiben Sie Ihre tägliche Mediennutzung. Ist dieser Eintrag heute noch aktuell oder hat sich Ihre Mediennutzung in den letzten zwei Jahren verändert? 
Ja, noch immer gehören die klassischen Medien zu meinem Alltag, im Wechsel mit dem Internet. Zugenommen hat seit 2011 die mobile Nutzung. Und die Beobachtung der Sozialen Medien ist wichtiger geworden. Ich bin selbst wenig aktiv auf Facebook, Twitter, Xing und Linkedin, datiere mich aber regelmässig auf und reflektiere sie intensiv.

Sie sind noch bis im März im Amt. Was wollen Sie bis dann noch anpacken, resp. zu Ende bringen?
Ich möchte das Team, das sich in den letzten Monaten etwas geändert hat, noch enger zusammenbringen, auch in dem ich so weit wie möglich Sicherheit gebe im Hinblick auf eine gute Nachfolgeregelung. Dann stehen noch gewisse Kooperationsverhandlungen an. Daneben laufen verschiedene Projekte, an denen ich mitbeteiligt bin, etwa ein neuer Webauftritt, Curriculum-Anpassungen und das 30-Jahre-Fest.

Was wollen Sie in der Zeit nach März 2014 sonst noch anpacken? Vielleicht selber schreiben?
Nein, selber schreiben kaum. Ich freue mich darauf, mehr Zeit in meine Mandate investieren zu können. Ich bin ja Vizepräsidentin der Eidgenössischen Medienkommission, stv. Ombudsfrau SRG-D, Ombudsfrau bei Swissinfo und Fachhochschulrätin. Und sonst: Mal schauen, was kommt.

Interview: Edith Hollenstein


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