10.10.2024

Romandie

Tamedia soll Tribune de Genève abgeben

Die Regierungschefinnen der Kantone Genf und Waadt, Nathalie Fontanet und Christelle Luisier (beide FDP), kritisieren in einem Interview mit der NZZ die Sparpläne des Zürcher Medienunternehmens in der Westschweiz scharf.
Romandie: Tamedia soll Tribune de Genève abgeben
Regierungschefinnen von Genf und Waadt: Nathalie Fontanet und Christelle Luisier. (Bilder: zVg)

Tamedia plant als Teil eines aktuellen Sparprogramms, die Redaktionen der Tribune de Genève und der Waadtländer Zeitung 24 heures zusammenzulegen. Im Gespräch mit der NZZ fordert nun die Genfer Regierungschefin Nathalie Fontanet (FDP) Tamedia auf, die Tribune de Genève kostenlos abzugeben oder zu verkaufen, falls der Verlag nicht in der Lage sei, eine unabhängige Qualitätszeitung mit ausreichend Journalisten zu erhalten. Fontanet bietet an, Kontakte zu möglichen Interessenten herzustellen.

Christelle Luisier, FDP-Politikerin und Waadtländer Regierungschefin, warnt derweil vor einer Verarmung der Medienlandschaft in der Romandie durch den Verlust lokaler Verankerung und publizistischer Vielfalt. Sie bezweifelt, dass 24 heures zur Zeitung für die gesamte Westschweiz werden könne, da es keine einheitliche Medienöffentlichkeit in der Region gebe. Beide Politikerinnen betonen die Bedeutung lokaler Medien für die Meinungsbildung und Demokratie.

Die geplante Schliessung der Tamedia-Druckerei in Bussigny bei Lausanne sehen die beiden FDP-Regierungsrätinnen kritisch. Der Verlust von Arbeitsplätzen und Know-how sowie frühere Abschlusszeiten, wenn die Westschweizer Zeitungen künftig in Bern gedruckt werden, beeinträchtigten die Qualität und Attraktivität der Zeitungen.

Auch die Sparmassnahmen der SRG in der Romandie bereiten den den Politikerinnen Sorgen. In Genf fallen zwei Drittel der 55 eingesparten Vollzeitstellen weg. Zudem plant die SRG eine Konzentration von Aktivitäten in Ecublens bei Lausanne.

Fontanet und Luisier fordern ein stärkeres Engagement für die Medienvielfalt. Sie warnen davor, dass eine weitere Verarmung der Medienlandschaft dazu führen könnte, dass Medien in die Hände von Personen fallen, die deren Qualität und Unabhängigkeit nicht garantieren können.

Das Interview verdeutlicht die Besorgnis der Westschweizer Politik über die Entwicklung der regionalen Medienlandschaft und den Wunsch nach Erhalt einer vielfältigen, unabhängigen Presselandschaft. (nil)


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KOMMENTARE

Erich Heini
10.10.2024 11:54 Uhr
Die beiden Regierungsrätinnen liegen richtig, sind jedoch etwas kurzsichtig. Oder unwissend. Es waren Genfer, die seinerzeit das 'Journal de Genève' sterben liessen. Und es war der Lausanner Bonvivant Lamunière, der noch viel mehr verscherbelte. Und schliesslich war auch die Publicitas-Pleite kein Ruhmesblatt. Also: Westschweizer sollten übernehmen. Es wäre viel gutzumachen. Der Textilunternehmer Bayard hat gezeigt, was möglich ist: Mit dem Walliser Boten und jetzt mit dem Bieler Tagblatt.
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