07.02.2024

Medien auf X

Today-Portale kehren Elon Musk den Rücken

Vor einigen Tagen sind zum letzten Mal Beiträge auf den X-Seiten von ZüriToday, BärnToday und Co. erschienen. Der ehemalige Twitter-Kanal habe bei den Usern die tiefste Relevanz, erklärt CH Media. Andere Medienhäuser bleiben vorerst noch.
Medien auf X: Today-Portale kehren Elon Musk den Rücken
Die X-Accounts sind noch da, werden aber nicht mehr bedient. (Bild: persoenlich.com)

Das X-Symbol erscheint zwar noch zwischen dem Facebook-F und dem Instagram-Quadrat auf den verschiedenen Today-Plattformen, die zu CH Media gehören. Doch auf den entsprechenden X-Seiten herrscht seit dem 23. Januar Funkstille.

Oliver Steffen, Chefredaktor Regionale Elektronische Medien bei CH Media, bestätigt gegenüber persoenlich.com, dass Today auf dem Kanal nicht mehr aktiv ist. Der Bereich TV sei es schon länger nicht mehr, fügt er hinzu.

«Grund ist unsere interne Ressourcen-Konzentration auf Social-Media-Kanäle, die bei unseren Usern und Zuschauenden mehr Relevanz haben», so Steffen. Und auf X sei diese am tiefsten. «Aktuell konzentrieren wir uns auf TikTok, Instagram und Facebook. Gleichzeitig loten wir aber stetig neue Möglichkeiten aus, um zusätzliches Publikum zu erreichen.»

Der aktuelle Stellenabbau dürfte zu diesem Entscheid beigetragen haben. «Der Stellenabbau insgesamt bedeutet eine verstärkte Fokussierung bei allen Produkten und Vektoren – natürlich auch im Bereich Social Media», präzisiert die Medienstelle.

Somit ist der Bereich Elektronische Medien ein Vorreiter im Aargauer Medienhaus. Die Print-Titel und Watson sind immer noch auf X aktiv.

Keine starke Alternative

Während es im Publishing-Bereich keine Diskussion über einen Austritt gibt, wird die Social-Media-Präsenz von Watson laufend überprüft, sagt Chefredaktorin Nadine Sommerhalder. Allerdings: «Es wird aus unserer Sicht in absehbarer Zeit kaum eine andere Plattform wieder diese alleinige Nachrichten-Grundfunktion-Leuchtturmstellung von Twitter erreichen. Wir beobachten die Entwicklung und sind präsent auf vergleichbaren Diensten wie Bluesky, Mastodon und Threads.»

Auch SRF hat seine Präsenz auf X angepasst. In den letzten zwei Jahren wurden die Accounts von Radio SRF 3, «Kassensturz» und Eurovision Song Contest geschlossen, schreibt der Sender auf Anfrage. Weiterhin präsent sind die Bereiche News, Sport und Kultur.

«Wir entscheiden für jede Plattform und die darauf vertretene Marke individuell. Passt der Kanal noch zur Zielgruppe, wie hoch ist der Aufwand? Grundsätzlich sind wir dann auf Drittplattformen, wenn wir die Zielgruppe auf unseren eigenen Kanälen nicht genügend erreichen», so SRF. Bisher hätte aber keine andere Plattform eine ähnliche Verbreitung wie X erreicht. Aktuell ist SRF auf den neuen Alternativen nicht vertreten.

Wenig Aufwand

Die anderen Medienhäuser bleiben vorerst auf X aktiv. «In den turbulenten Tagen nach der Musk-Übernahme haben wir uns das überlegt – und uns doch für den Verbleib entschieden», schreibt Ringier. Blick gehört zu den ersten Medien, die einen Bluesky-Auftritt eingerichtet haben (persoenlich.com berichtete).

Ziel sei es, auf den Plattformen präsent zu sein, die das Publikum gerne nutzt. Ausserdem sei der Aufwand von Postings auf X «relativ überschaubar». Dazu kommt, dass einige der Ringier-Accounts ihre blauen Häkchen bis heute ohne Gebühren behalten haben.

Bei Tamedia wurde letztes Jahr ebenfalls über einen Ausstieg diskutiert. «Da wir weiterhin viele unserer Abonnentinnen und Abonnenten auf der Plattform erreichen, ist ein kompletter Ausstieg in naher Zukunft nicht geplant», schreibt das Zürcher Medienhaus. Es werden aber weniger Ressourcen für die Plattform verwendet. Bei 20 Minuten hingegen gibt es keine Diskussionen, X zu verlassen.

Gleich tönt es seitens der NZZ. Die Zeitung, deren X-Account mit einem Goldhäkchen versehen ist, denkt nicht daran, die Plattform zu verlassen. Sie evaluiere aber regelmässig die «Vor- und Nachteile der externen Social-Media-Kanäle unter Berücksichtigung der ökonomischen und marketingtechnischen Faktoren», heisst es.


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