Im Nachgang zur Annahme der Masseneinwanderungsinitiative wird derzeit der Schwarze Peter hin und her geschoben. Über die Mitschuld der Medien berichtet der "Tagesspiegel“ am Montag. Autor Stephan Russ-Mohl bezieht sich in seinem Text auf Studienergebnisse zweier Meinungsforschungsinstitute, die bereits vor der Abstimmung unabhängig voneinander die Medien als Mitschuldige identifiziert hätten.
Natürlich hätten sich die Medien nicht mehrheitlich explizit für die SVP-Initiative eingesetzt – ein Grossteil der Journaille rechne sich der weltoffenen Schweiz zu. Trotzdem habe die rechtspopulistische Initiative vom Gratisblatt "20 Minuten", aber auch vom sonst eher linksliberalen "Tages-Anzeiger" Zuspruch erhalten, schreibt der Publizistik-Professor Russ Mohl mit Bezug auf Studien des Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Universität Zürich. Der "Horse-Race"-Journalismus, bei dem Kampagnenstrategien statt der Austausch von Argumenten im Zentrum stehen, habe ebenfalls mit zum Sieg der SVP beigetragen.
Ergänzend verweise das Forschungsinstitut Media Tenor darauf, dass in der Berichterstattung der Schweizer Medien, insbesondere in den Nachrichtensendungen des Fernsehens, die Ausländer in erster Linie als Problem präsentiert würden und somit "jeder Entscheid zugunsten der Ausländer eine Überraschung" gewesen wäre. Media Tenor International analysierte die Präsenz der Ausländer in den Schweizer Fernsehnachrichten. "Mehr als 80 Prozent aller Berichte, in denen Ausländer von den Nachrichten thematisiert wurden, bezogen sich auf das Asylrecht oder Einwanderungsfragen."
Damit habe der Schweizer Stimmbürger keine Chance gehabt, die reale Veränderung im Alltag der Schweiz über die Medien zu erfahren. (eh)
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