23.04.2019

Medienschelte

Ueli Maurer kritisiert die Medien scharf

Der Bundespräsident hat sich in einem Interview mit den CH Media-Zeitungen insbesondere zur Presse geäussert. «Es gibt keine Tiefe mehr», sagt er. Und: «Vieles ist Mainstream». Das müsse uns nachdenklich stimmen.
Medienschelte: Ueli Maurer kritisiert die Medien scharf
Bundespräsident Ueli Maurer im Parlament in Bern. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Der Schweizer Bundespräsident Ueli Maurer hat in einem Interview Medien und insbesondere die Presse pauschal kritisiert. Er vermisse in den Zeitungen grundsätzliche Auseinandersetzungen mit Themen, sagte der SVP-Magistrat. «Das muss uns nachdenklich stimmen.»

«Alles wird immer kurzfristiger, es gibt keine Tiefe mehr», beklagte der 68-Jährige in einem am Montag publizierten Interview in den CH Media-Zeitungen. «Es fehlt das Geld. Das führt zu Qualitätsabbau und zu Reaktionen auf der Halbtagesachse.» Dies habe dazu geführt, dass man heute nur noch zwei oder drei Zeitungen lesen müsse. «Vieles ist Mainstream.»

Vor der umstrittenen Abstimmung über die AHV-Steuervorlage (Staf) am 19. Mai kritisierte Finanzminister Maurer die Berichterstattung als «oft oberflächlich». Die Medien würden «nicht viel» dazu beitragen, «dass die Vorlage verständlicher wird». Maurer kritisierte, die Medien versuchten schon mit der Wortwahl, «die Vorlage als etwas Zweifelhaftes darzustellen». Sie würden schreiben, die Vorlage sei «zu kompliziert, ein Deal, ein Kuhhandel».

Gegner der Vorlage kritisieren Regierung und Parlament unter anderem dafür, in einem Paket mit Firmensteuerreform und AHV-Vorlage zwei sachfremde Themen miteinander verknüpft zu haben. Dies verstösst nach Meinung der Gegner gegen die Verfassung.

«Ich bin harmlos»

Auf frühere Medienschelten angesprochen sagte Maurer, er erlaube sich Kritik, wie dies die Medien auch tun würden. «Ich bin nicht bereit, bei aller Kritik einfach zu applaudieren. Ich kritisiere die Medien vielleicht alle halbe Jahre und bin damit harmlos im Vergleich zu den Medien selbst. Sie kritisieren täglich.»

Maurer rechnet bei der AHV-Steuervorlage mit einem knappen Ergebnis. «Ich sehe die Chancen bei fünfzig zu fünfzig.» Bei dem Geschäft geht es um die Abschaffung von Steuerprivilegien für internationale Firmen, neue Vergünstigungen und Auflagen für alle Unternehmen und eine Finanzspritze für die AHV.

Maurer warnte im Interview, bei einem Nein komme es zu einem Verlust von Vertrauen in die Schweiz und zu Steuerausfällen. Ihm seien zwei Fälle bekannt, bei denen Firmen Investitionen in Milliardenhöhe zurückhalten würden. Es gehe um Tausende von Arbeitsplätzen.

Die Gegner kritisieren bei der Referendumsabstimmung neben der Verknüpfung von zwei sachfremden Themen auch die Steuerausfälle wegen geplanter Privilegien für Firmen und die Verhinderung einer echten AHV-Reform. (sda/wid)



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Kommentare

  • Kurt Franz, 25.04.2019 07:44 Uhr
    BR Maurer ist besser als manch andere BR. Er hat auch das Recht, sich gegen unfaire Angriffe der Medien zu wehren. Die Presse sucht auch nur negatives. Das Positive wird nicht erwähnt! Mach weiter so, UM
  • Victor Brunner, 23.04.2019 18:20 Uhr
    BR Maurer muss sich fragen lassen ob er Tiefe in seinem Amt hat! VBS: Desaster über die ganze Amtszeit, EFD: USR III gescheitert, AHV/Steuervorlage Mogelpackung. BR Maurer hat in all den Jahren noch nie bewiesen dass er als BR über die nötige Tiefe verfügt! Das heute Journalismus mehrheitlich "copy-paste"-Tätigkeit ist da gebe ich ihm recht.
  • Reto Schwyzer, 23.04.2019 09:05 Uhr
    Liebe Medien, weiter so. Wenn Politiker anfangen die Medien zu kritisieren, dann machen sie das aus dem Grund, weil ihnen etwas nicht passt.
  • Peter Herzog, 23.04.2019 08:37 Uhr
    Wenn der Schweizerische Bundespräsident Kampfbegriffe wie „Mainstream-Medien“ verwendet und sich an kritischer Berichterstattung stört, die sich weigert, das bundesrätliche Framing einfach so zu übernehmen, kommt man nicht umhin, von ansatzweise trumpschen Verhältnissen zu sprechen.
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