06.12.2020

Indirekte Presseförderung

Valora und 7Days Media wollen Unterstützung

Die Pressegrossisten fordern staatliche Unterstützung und eine Anpassung des Postgesetzes. Roger Vogt, CEO Valora Retail, über die aktuelle Situation.
Indirekte Presseförderung: Valora und 7Days Media wollen Unterstützung
Roger Vogt ist CEO Valora Retail und Mitglied der Konzernleitung. (Bild: zVg.)
von Matthias Ackeret

Herr Vogt, welche Rolle spielt Valora im Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften in der Schweiz?
Mit ihren rund 1100 Verkaufsstellen von «k kiosk», «Press & Books» und «avec» ist Valora einer der wichtigsten Vertriebskanäle für Presse und Magazine in der Schweiz. Mit über 6800 Titeln in allen Landessprachen leisten wir jeden Tag einen substanziellen Beitrag an die Pressevielfalt und Meinungsbildung in der Schweiz.

Wie kommen die Presseerzeugnisse an die Kioske?
Seit 2014 werden die Valora-Verkaufsstellen wie auch über 4000 weitere Verkaufsstellen in der ganzen Schweiz vom Pressegrossisten 7Days Media Services in Egerkingen beliefert.

Würden Sie das Pressegrossvertriebssystem sowie den Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften als Service Public qualifizieren?
Der schweizweite Pressegrossvertrieb über 7Days Media funktioniert einwandfrei und stellt die flächendeckende Zustellung, Vielfalt und Erhältlichkeit von Medienprodukten sicher auch in dünn besiedelten Gebieten, in Berg- und Randregionen ohne Preiszuschlag für Klein- und Kleinstmengen. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Valora zusammen mit 7Days Media einen bislang privat finanzierten Service Public betreibt.

«Ohne Medienvielfalt keine Meinungsvielfalt»


Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung der Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften?
Die Schweiz weist eine einzigartige Dichte an Zeitungen und Zeitschriften auf. Diese Medienvielfalt ist zentral für die politische Meinungsbildung und hat in der Schweiz aufgrund der direkten Demokratie eine besondere Bedeutung. «Ohne Medienvielfalt keine Meinungsvielfalt» war auch sozusagen der Slogan der Nationalratsdebatte zur Medienförderung. Es gilt, diesen Slogan ernst zu nehmen und zwar nicht nur für Medienunternehmen, sondern für das gesamte Pressesystem, inklusive Vertrieb über den Einzelhandel.

Welchen Stellenwert hat der Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften für Sie im Einzelhandel?
Zusätzlich zu den Kanälen Abonnement und Online-Zugang haben die Verlage über den Einzelhandel die Möglichkeit, ein weiteres Kundensegment anzusprechen, das einen punktuelleren Medienkonsum vorzieht. Der Einzelhandel ist somit ein drittes Standbein in einem Omnichannel-Ansatz, welches über die ganze Wertschöpfungskette von Redaktion, Druck, Vertrieb und Verkaufsstelle Arbeitsplätze sichert. Die Hochfrequenzlagen, an denen Valora mit ihren Verkaufsstellen präsent ist, bieten zudem einen Promotionseffekt, der in seiner Summe allen Titeln zugutekommt.

«Den Service Public finanzieren wir ohne staatliche Unterstützung»


Gleichwohl reduziert Valora in ihren Verkaufsstellen den Anteil von Printmedien zugunsten margenstärkerer Food-Produkte.
Die Kategorie «Presse und Buch» macht bei Valora nach wie vor substanzielle zehn Prozent des Bruttogewinns aus. In den letzten Jahren hat der digitale Wandel zu schrumpfenden Vertriebsmengen von Zeitungen und Magazinen bei fast unveränderten Kosten geführt. Valora befindet sich hier in einer verzwickten Situation: Vermieter verlangen von uns, dass wir Printmedien führen, die steigenden Mieten für die Standorte lassen sich aber nur durch einen grösseren margenstärkeren Food-Anteil bezahlen. Den Service Public, den wir mit dem Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften betreiben, finanzieren wir ohne staatliche Unterstützung.

Was heisst das für Sie?
Valora unterstützt zusammen mit 7Days Media das Anliegen, wonach im Rahmen der aktuellen Überarbeitung des Postgesetzes die indirekte Presseförderung auf den Pressegrossvertrieb auszuweiten ist. Das Gesetz müsste geringfügig angepasst und ein zusätzlicher Betrag zugesprochen werden. Es geht darum, aus wirtschaftlichen, aber auch aus demokratie-, staats- und medienpolitischen Überlegungen heraus ein wichtiges System der Nahversorgung zu stützen, das bisher unbeachtet blieb. Denn für Personen ohne Abo oder Online-Zugang ist es entscheidend, dass Zeitungen und Zeitschriften auch am Kiosk bzw. im Einzelhandel erhältlich sind. Nicht zuletzt die Corona-Krise hat deutlich aufgezeigt, dass in ungewissen Zeiten der Bedarf nach Nachrichten und Information, wie sie ein Kiosk beispielsweise mit dem Zeitungsverkauf sicherstellt, ungebrochen ist.



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Kommentare

  • Carsten Vossmeyer, 09.12.2020 14:36 Uhr
    Vielleicht sollten vor allem die Prozesskosten mit den unverkauften Exemplaren angesehen werden. Wenn man "pay per scan" als Standard definieren würde, geht das Risiko zwar auf den Verleger über, aber man würde den Aufwand mit den Retouren erheblich reduzieren. Vor allem Valora müsste daran interessiert sein. Eine Revolution im Pressemarkt, aber manchmal braucht es das für Innvationen.
  • Rudolf Penzinger, 07.12.2020 14:53 Uhr
    Es scheint, dass die Corona-Krise immer neue Begehrlichkeiten weckt.
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