28.06.2017

SRG vs. Teleclub

Was Politiker zum Fussball-Deal sagen

Ist es noch gerechtfertigt, dass die SRG so viele Gebührengelder erhält, nachdem sich Teleclub die TV-Rechte an der Champions League gesichert hat? In der persoenlich.com-Umfrage äussern sich Parlamentarier von links bis rechts – mit Bedauern und Genugtuung.
SRG vs. Teleclub: Was Politiker zum Fussball-Deal sagen
Pro und Contra Champions-League-Deal (v.l.): Matthias Aebischer, Hans-Ulrich Bigler, Martin Candinas, Claude Janiak, Gregor Rutz und Christian Wasserfallen. (Bilder: Keystone)
von Christian Beck

Der Pay-TV-Sender Teleclub hat sich die Fernsehrechte für die Champions League und Europa League geangelt (persoenlich.com berichtete). Die SRG will sich dazu weiterhin nicht äussern. «Die SRG hält sich an die Spielregeln und kommuniziert erst, wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind», sagt Adrian Ehrbar, Leiter Marketing und Kommunikation der Business Unit Sport bei der SRG, auf Anfrage. Trotzdem bleibe die SRG zuversichtlich, auch ab der Saison 2018/19 umfassend über die europäischen Fussballwettbewerbe berichten zu können.

Was sagen Schweizer Parlamentarier zum Kampf um die Live-Rechte der Königsklasse? persoenlich.com hat nachgefragt:

Claude Janiak, SP-Ständerat Basel-Landschaft

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«Ich bin als FCB-Fan persönlich Abonnent von Teleclub und zahle recht viel verglichen mit der Gebühr für die SRG. Mein Verständnis von Service public würde aber auch die Champions League einschliessen. Begeistert bin ich nicht vom Deal. Das Publikum begreift aber hoffentlich endlich, dass eine Schwächung der SRG nicht im Interesse der breiten Bevölkerung ist. Wenn jeder nur bereit ist, für das zu bezahlen, was ihm an der SRG gefällt, wird es für alle unter dem Strich teurer. Fehlende Solidarität der Gebührenzahler schadet letztendlich allen. Ich wünsche mir, dass die SRG sich weiterhin darum bemüht, die Spiele zu zeigen. Ich habe aber Verständnis, dass der SRG Limiten gesetzt sind, zumal die Gebühren ohnehin sinken werden und der Druck von rechts gross ist.»

Gregor Rutz, SVP-Nationalrat Zürich

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«Es ist beruhigend, dass – entgegen anderslautender Behauptungen – der Markt im Sportbereich doch noch etwas zu funktionieren scheint. Angebote, welche von Privaten erbracht werden, muss die SRG meines Erachtens nicht auch noch erbringen. Unter ‹Service public› verstehe ich namentlich Leistungen, welche zwingend erbracht werden müssen, welche Private aber nicht erbringen können oder wollen. Hingegen wäre eine Diskussion über das Sparpotential bei der SRG oder eine allfällige Gebührensenkung wünschenswert. Wenn es private Anbieter gibt, welche gewisse Angebote ausstrahlen können und wollen, muss dies die SRG nicht auch noch tun. Sonst zahlt der Gebührenzahler ja doppelt. Dieser Fall zeigt, wie wichtig es wäre, nun endlich die Service-public-Diskussion zu führen. Welche Leistungen soll die SRG erbringen? Welche Angebote können Private erbringen? Diese Frage stellt sich nicht nur in Bezug auf die Champions League, sondern im gesamten Medienbereich. Wir führen hier nicht nur eine medienpolitische Diskussion, sondern namentlich auch eine wirtschafts- und ordnungspolitische Debatte.»

Matthias Aebischer, SP-Nationalrat Bern

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«Fernsehschauen wird in der Schweiz immer teurer. Bald haben wir italienische Verhältnisse. In Italien bezahlt man alleine für das Fussball-Paket mehr als 500 Franken. Vergleicht man das mit den SRG-Gebühren, welche über 20 Fernseh- und Radioprogramme in allen Sprachregionen ermöglichen, gibt das mir zu denken. Im Pay-TV-Bereich hat nun Teleclub den Zuschlag erhalten. Die SRG hat ein klar definiertes Budget für Sportrechte. Sie kann also nicht unendlich mitbieten. Das ist gut so. Ich werde mich dafür einsetzen, dass in der Schweiz möglichst viel Sport im Free-TV, sprich in den SRG-Programmen, zu sehen ist. Es kann nicht sein, dass sich die Zuschauer die Sportprogramme zusammenkaufen und am Schluss ein Vielfaches bezahlen müssen. Ich habe 20 Jahre bei der SRG gearbeitet. Oft wird die Suppe nicht so heiss gegessen, wie sie gekocht wird. Warten wir doch einmal ab, wer die Free-TV-Rechte in der Schweiz erhält und was das bedeutet. Möglicherweise wird sich für den SRG-Konsumenten gar nicht so viel ändern und er kann auch in Zukunft nebst Schwing- und Jodelfesten die Champions-League-Spiele anschauen. Und dies ohne zusätzliche Ausgaben von mehreren 100 Franken jährlich.»

Christian Wasserfallen, FDP-Nationalrat Bern

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«Das ist ein normales Vorgehen von Vertragsverhandlungen, die offenbar von Teleclub erfolgreich beendet werden konnten. Es gibt neben der Champions League noch weitere sehr spannende Ligen und Wettbewerbe, die Teleclub auch anbietet, aber weniger im Fokus stehen als die Champions League. Dass das Finalspiel offenbar separat für Free-TV zugänglich sein soll, ist sehr positiv. Tatsache ist aber, dass die so eingesparten Gelder bei der SRG dem Konsumenten weitergegeben werden müssen. Wenn man zum Beispiel 50 Franken mehr zur Verfügung hat im Jahr, kann man sich schon einige Champions-League-Spiele individuell ansehen. Auch andere Sportarten wie Eishockey müssen im Pay-TV-Bereich zugänglich sein, was momentan leider eine Auseinandersetzung zwischen UPC (MySports) und Swisscom (Teleclub) ist. Das Ziel muss es sein, dass alle Wettbewerbe – gegen Bezahlung – plattformunabhängig empfangbar sind. Exklusivitäten sind nicht konsumentenfreundlich. Hier besteht der grösste Handlungsbedarf und nicht im Fall Champions League.»

Martin Candinas, CVP-Nationalrat Graubünden

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«Ich bedauere den Entscheid, dass nicht die SRG den Zuschlag erhalten hat. Für mich gehört auch Spitzen-Fussball zum Service public. Ich respektiere die Programmautonomie der SRG. Die Entscheidung zeigt mir einfach, dass die finanziellen Mittel der SRG nicht unendlich sind und auch die SRG nicht um jeden Preis und für jeden Preis Rechte erwirbt oder erwerben kann. Als öffentlich-rechtliches Fernsehen steht die SRG auch in der Verantwortung, ihre finanziellen Mittel haushälterisch einzusetzen. Das ist richtig so. Ich hoffe, dass die SRG weiterhin im Rahmen ihres Service-public-Auftrages eine umfassende Sportberichterstattung von den kleinen Sportarten bis zum Spitzensport anstrebt und gewährleistet. Damit dies möglich ist, müssen die heutigen Einnahmen der SRG garantiert sein. Dafür braucht es meines Erachtens nicht mehr finanzielle Mittel. Eine Reduktion wäre aber genauso falsch. Sie wäre auch eine Gefahr für den Breitensport und die Kleinsportarten. Die Privaten werden sich nur auf diejenigen Bereiche konzentrieren, die eine grosse Aufmerksamkeit versprechen. Die Breite der Sportberichterstattung ist die grosse Stärke der SRG. Für den Schweizer Sport ist diese auch in Zukunft zentral.»

Hans-Ulrich Bigler, FDP-Nationalrat Zürich

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«Es zeigt, dass der Markt funktioniert. Von daher ist gegen diesen Deal selber nichts einzuwenden. SRG-Generaldirektor Roger de Weck betonte immer wieder, dass Google der grösste Mitbewerber sei. Da hat er nun offenbar eine falsche Konkurrenzanalyse gemacht. Die Grundsatzfrage ist aber vielmehr: Was ist Service public? Service public ist dort nötig, wo es zu einem Marktversagen kommt. Das war hier aber nicht der Fall. Nun fällt bei der SRG eine Leistung weg. Entsprechend muss auch das Angebot verbilligt werden, sprich die Mediensteuern müssen gesenkt werden. Unter dem Strich würde es so für den Konsumenten nicht teurer werden, er würde nur die Angebote anders finanzieren.»



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