Warum gehen Sie?
Ich habe drei Jubiläen: Ich bin seit 25 Jahren in der Medienindustrie und 10 Jahre bei Tamedia tätig und werde 50 Jahre alt. Einen besseren Zeitpunkt, nochmals etwas Neues anzufangen, gibt es nicht.
Wann begann der Gedanke, der zu diesem Entscheid führte, zu reifen?
Ich habe Michel Favre und auch den Verwaltungsrat schon vor längerer Zeit informiert. Aber ich musste den richtigen Zeitpunkt abwarten.
Sie waren immer im Gespräch als möglicher Nachfolger von CEO Michel Favre. Hat Ihr Entscheid etwas damit zu tun, dass diese Nachfolge allenfalls nicht möglich ist?
Nein. Es war ein persönlicher Entscheid. Ich bleibe ja auch bis Februar 2002 im Unternehmen und erarbeite einen sauberen Übergang. Die Nachfolge von Michel Favre ist Sache des Verwaltungsrats. Es ist einfach so, dass ich nach 15 Jahren im Journalismus und nach 10 Jahren im Management nicht mehr in einem Grossunternehmen arbeiten will.
Sie haben TV3 und Winner angerissen. Tut es Ihnen nicht weh, diese Babys nun nicht aufzuziehen?
TV3 hat nach 18 Monaten eine gute Marktposition mit 8 Prozent Marktanteil. Der Sender ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres finanziell über den Erwartungen. Das Management ist stabil. Ich habe also ein gutes Gefühl, dass TV3 on Track ist.
Man hört, dass SBS, der Geschäftspartner bei TV3, die Beteiligung abstossen möchte und die Tamedia deshalb mit RTL und IP Multimedia verhandelt. Was ist da dran?
Zu Gerüchten möchte ich keine Stellung nehmen. Die Tamedia wird an der Bilanzpressekonferenz Auskunft zu solchen Fragen geben.
Und wie geht es mit Winner weiter?
Es ist sehr wichtig, dass ein junges Unternehmen sehr schnell eine starke Marktstellung bekommt. Das ist mit Winner gelungen. Andererseits ist der Internetmarkt sehr schwierig. Er entwickelt sich weniger schnell als erwartet.
Wird deshalb die Strategie geändert?
Die Grundstrategie wird beibehalten, denn es ist für die Tamedia wichtig, dass man im elektronischen Rubrikengeschäft zu den Marktleadern gehört. Allerdings werden wir ein Fine-Tuning machen; das heisst, wir konzentrieren die Investitionen dort, wo Erträge erwirtschaftet werden können. Bei anderen Services ist eine Abwarteposition derzeit klüger.
Stellt es sich nachträglich als Fehler heraus, dass die Tamedia nicht mit Swissclick zusammenblieb?
Das glaube ich nicht. Wir wollen über die für uns wichtigen Märkte die Managementkontrolle haben und dürfen dort nicht Minderheitspartner sein.
Was werden Sie also künftig machen, wenn Sie nicht mehr bei der Tamedia sind?
Ich möchte im Bereich strategische Beratung aktiv sein und mitwirken bei Start-ups, Restrukturierungen, Akquisitionen und New Business.
Vor allem im Medienbereich?
Im Medienbereich aber auch in anderen Branchen; beispielsweise dort, wo es gilt, die New Economy in die Old Economy zu integrieren oder wo es gilt, in der Medienindustrie neue Ertragsquellen zu finden. Dort habe ich am meisten Erfahrungen.