Herr Büsser, während Ihrer Sonntagabendshow «Late Night Switzerland» sah man im Kaufleutensaal immer freie Plätze. Inwiefern haben Sie als Moderator mitbekommen, dass das Publikum fehlt?
Uns ist aufgefallen, dass wir sehr viele «No-Shows» haben. Also Leute, die sich ein Gratis-Billett ergattern, dann aber nicht auftauchen. Man hat das sowohl im Bild gesehen als auch bei der Stimmung gemerkt. Die Leute haben zwar die Tickets bestellt, sind aber nie gekommen.
Das ist ärgerlich. Was vermuteten Sie als Ursache für diese No-Shows?
Zuerst dachten wir an grippebedingte Ausfälle. Die hohe Anzahl von 20 bis 30 Leuten pro Sendung bei nur 200 Tickets liessen uns dann aber schon vermuten, dass es etwas anderes sein muss.
Nun hat sich das «Rätsel» überraschend gelöst. Was war der Grund für die freien Plätze?
Jemand hat mit verschiedenen Fake-E-Mail-Adressen Gratis-Tickets ergattert und diese versucht auf Online-Verkaufsplattformen für 9.90 Franken zu verkaufen. Eine Zuschauerin, die von ihm abgezockt wurde, hat sich dann ans Kaufleuten gewandt. Deren IT hat die E-Mail-Adressen und IPs überprüft und wir haben den Täter recherchiert.
Sie haben – wie man in der letzten Sendung sehen konnte – den Täter gestellt und dabei mit versteckter Kamera gefilmt. Wie lief dies ab?
Wir haben auf seinem Ricardo-Verkaufsprofil geschaut, was er sonst noch so anbietet, und haben zwei Kisten ersteigert. Netterweise hat er angeboten, diese dem Käufer vorbeizubringen, und so tappte er in unsere Falle.
«Er hat vor der Kamera noch damit geprahlt»
Wie hat er reagiert, als er plötzlich Sie, Ihren Kompagnon Michael Schweizer und die Late-Night-Band «The Beatz» sah?
Erst überrascht, dann erstaunlich locker. Er hat vor der Kamera noch damit geprahlt, dass er das mit diversen Tickets macht, auch solchen, die er kauft. Er wusste wohl, dass es nicht illegal ist, was er tut, sondern nur unanständig. Wir hatten nach dem Dreh mit ihm auch ein freundliches Gespräch, wo wir ihm erklärt haben, warum es für uns ein Problem ist, wenn im Saal Zuschauende fehlen.
Wie gross ist der Schaden, den er mit seiner Aktion angerichtet hat?
Finanziell ist uns kein Schaden entstanden. Aber da unsere Tickets immer sehr schnell weg sind, haben echte Late-Night-Fans keine Tickets ergattern können und wir hatten zu wenig Publikum, was dann am TV so wirkt, als hätten wir schlechte Stimmung im Saal. Das Gute an der Sache: Wir haben all seine Tickets gesperrt und es hat jetzt kurzfristig wieder Gratis-Tickets für die kommenden Sendungen auf www.kaufleuten.ch.
«Die Leute wissen eigentlich, dass SRF-Tickets immer gratis sind»
Wie viele «Late Night Switzerland»-Tickets für 9.90 Franken hat er über Riccardo verkauft?
Das weiss ich nicht, er meinte nur, dass es in unserem Fall nur sehr wenige waren. Darum ist ja auch niemand zur Show gekommen. Die Leute wissen eigentlich, dass SRF-Tickets immer gratis sind, und haben darum wohl nicht mitgeboten.
Kommt es jetzt zu einer rechtlichen Auseinandersetzung?
Er wollte die Ausstrahlung des Beitrags nach dem Dreh mit Rechtsmitteln verhindern. Aber da wir ihn unkenntlich gemacht haben, hatte er da keine Handhabe. Wir wollten ihm auch nicht schaden, wir haben lediglich den «Schaden», den er uns zugefügt hat, humoristisch aufgearbeitet.
Hat er auf Ihren Filmbeitrag, den Sie gestern ausgestrahlt haben, reagiert und wenn ja, wie?
Bis jetzt nicht und ich rechne auch nicht mehr damit. Aber ich gehe davon aus, dass er sich keine Tickets für unsere Show mehr holt und schon gar keine mehr verkauft.
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18.02.2025 07:49 Uhr