Herr Bollag, wie ist eigentlich die Idee zu «The Pressure Game» entstanden?
Samy Ebneter, der für den Schweizerischen Fussballverband (SFV) die Nati schon länger mit der Kamera begleitet, und Regisseur Simon Helbling sind mit der Idee zu «The Pressure Game» auf uns zugekommen. Die Idee, eine Mannschaft Behind-the-Scenes zu begleiten, ist nicht neu. Dabei aber die Zusicherung für all-access zu haben, hat es speziell und spannend gemacht. Für Stories war sehr schnell klar, dass wir «The Pressure Game» mit Simon als Regisseur produzieren wollen. Vor allem, weil es darum geht, die Geschichten der Menschen hinter den sportlichen Superstars zu erzählen und nicht den Sport als solchen.
Es ist eigentlich ungewöhnlich, dass eine Produktionsfirma, die vor allem wegen ihrer Werbefilme bekannt ist, eine Fernsehdoku gestaltet. Gibt es da Parallelen, und was waren für Sie die Hauptschwierigkeiten?
Der grösste Unterschied liegt wahrscheinlich in der Zeitspanne – das Projekt hat sich über ein Jahr gedehnt, während bei Werbefilmen meist zwischen Pitch und fertiger Produktion nur wenige Wochen liegen. Im Wesentlichen orientiert sich «The Pressure Game», genauso wie unsere Werbefilme, am hochwertigen Storytelling und dem Anspruch, ein emotional und handwerklich herausragendes Ergebnis zu liefern.
Wie viele Leute waren von Ihrer Seite beim Projekt involviert?
Insgesamt waren an der Produktion über 100 Personen beteiligt. Nicht alle gleichzeitig und in verschiedenem Umfang. Aber wir wollten sicherstellen, dass wir für alle Bereiche mit den jeweils Besten zusammenarbeiten und sind froh, dass wir hier auf ein Netzwerk von hervorragenden Partnern zurückgreifen können. Unser Executive Producer Florian Nussbaumer und das gesamte Team haben einen hervorragenden Job gemacht.
Gab es Tabubereiche?
Nein. Es war von Anfang an mit dem SFV vereinbart, dass wir all-access haben. Dazu war es wichtig, im Vorfeld eine Vertrauensbasis zwischen Regisseur Simon Helbling und der Mannschaft beziehungsweise dem Staff zu schaffen. Alle Beteiligten wussten, dass wir nicht auf Schlagzeilen aus sind, sondern die Geschichten der Menschen erzählen wollen. Simon hat sehr viel Nähe zu den Protagonisten gewonnen.
Die NZZ kritisiert, dass manchmal die Distanz verloren gegangen sei. War dies bewusst?
Ja, dies ist bewusst so geschehen. Wir sind Filmemacher, keine Journalisten. Wir wollten Nähe und Drama zeigen und mit spannenden Geschichten unterhalten. «The Pressure Game» ist Dokutainment im Stile bekannter internationaler Produktionen. Aus einer journalistischen Perspektive mag die Kritik berechtigt sein, jedoch war es nicht der Ansatz der Serie, die Entscheidung für Austragungsorte oder Trainer journalistisch aufzuarbeiten. Viel mehr ging es darum, den Zuschauerinnen und Zuschauern einen emotionalen Einblick in die Dynamik der Nati und hinter die Kulissen zu ermöglichen.
«Die Zusammenarbeit mit der Credit Suisse haben wir als sehr partnerschaftlich empfunden»
Hauptsponsor der Fussballnationalmannschaft ist die Credit Suisse. Wie gestaltete sich dabei die Zusammenarbeit?
Die Zusammenarbeit mit der Credit Suisse haben wir als sehr partnerschaftlich empfunden und sind dankbar, dass die CS das Projekt ermöglicht hat. Die Verantwortlichen bei der Credit Suisse waren sehr engagiert, hatten jedoch keinerlei Einfluss auf den Inhalt der Serie und haben diese auch vorab nicht gesehen.
Wie wichtig ist die CS für die Fussballnationalmannschaft?
Die CS ist seit 30 Jahren Hauptpartnerin des Schweizer Fussballverbandes. Genauso lange fliessen 50 Prozent der Beiträge, die die CS an den SFV leistet, in die Nachwuchsförderung. Das sind aus unserer Sicht sehr wertvolle Beiträge für den Sport in der Schweiz und ein Engagement, das es verdient hat, gewürdigt zu werden.
Wie waren die Reaktionen auf die erste Ausstrahlung Ihrer Doku?
Die Reaktionen waren durchwegs sehr positiv, auch die Medien haben sich für «The Pressure Game» begeistert und sich positiv geäussert. Vergleiche mit der Qualität von «Drive to Survive» und «Last Dance» beziehungsweise Netflix und Amazon machen uns natürlich stolz und adeln unsere Arbeit.
Wir haben themenmässig eine bewegte Woche hinter uns. Kommt Ihre Doku nicht gerade zu einem falschen Zeitpunkt?
Wenn damit die bedauerliche Situation der CS gemeint ist, dann ist es sicher nicht der perfekte Zeitpunkt. Die CS ist jedoch nicht Inhalt der Serie. Wir sehen wir hier keinen Zusammenhang, zumal die Ausstrahlungstermine bereits im Herbst festgelegt wurden.
Hat Stories bereits wieder ein anderes Projekt für das Schweizer Fernsehen in petto?
Absolut. Wir haben bereits weitere spannende Projekte in Vorbereitung und haben schon erste Pilots gemacht – zum Beispiel für eine mindestens gleichwertige Doku über die Frauen-Nati. Es wird also bald wieder etwas von Stories im Entertainment-Bereich geben. Auch hochwertige Branded Content für unsere Werbekunden als Entertainment-Formate ausserhalb der klassischen Kanäle zu etablieren, ist schon lange in unseren Köpfen. Hier arbeiten wir ebenfalls an neuen Konzepten.