23.10.2018

Die Schweiz spricht

«Wir verstehen unsere Aktion nicht als Brandbeschleuniger»

Am Sonntag haben sich rund 700 Gesprächspaare zur Aktion «Die Schweiz spricht» getroffen. Matthias Daum, Koordinator des Projekts und Leiter von «Die Zeit Schweiz», spricht über die gesitteten Streitgespräche und das Mitteilungsbedürfnis von Männern.
Die Schweiz spricht: «Wir verstehen unsere Aktion nicht als Brandbeschleuniger»
Matthias Daum begrüsste am Schlusspodium im Bogen F in Zürich drei Gesprächspaare, die dem Publikum ihre Erfahrungen mitteilen. (Bild: Nick Lobeck)

Herr Daum, haben Sie am Sonntagnachmittag bei «Die Schweiz spricht» auch mitdiskutiert?
Leider nicht. Ich musste mich als «Tätschmeister» der Aktion um diverse organisatorische Dinge kümmern und die Gäste unserer Veranstaltung im Bogen F in Zürich begrüssen.

Die Gesprächspaare sagten, dass sie sich überraschend einig waren. Waren vorwiegend aufgeschlossene, gesprächsbereite Leute unter sich?
Nun, gesprächsbereit sollte jemand schon sein, wenn er bei «Die Schweiz spricht» mitmachen will. Aus dem gegenseitigen Anschweigen entsteht kein Dialog.

Gab es irgendwo auch «Zoff»?
Nein. Aber das war auch nicht unser Ziel. Wir wollen bei «Die Schweiz spricht» gute Gespräche über kontroverse Themen ermöglichen.

«Würden Sie jemanden, den Sie vorher noch nie gesehen haben, bei einem Kaffeegespräch anbrüllen?»

Wie sah es bei «Deutschland spricht aus» – waren die Gesprächspaare auch so konsensorientiert?
Das wissen wir nicht ganz genau. Aber auch in Deutschland lautete ein häufiges Feedback der Teilnehmer: Mein Gegenüber und ich waren uns einiger als gedacht.

Wie erklären Sie sich das?
Wer sich mehrere Stunden mit einem andersdenkenden Gegenüber auseinandersetzt, der sucht nach Gemeinsamkeiten, auf denen sich ein Gespräch aufbauen und weiterspinnen lässt.

Wie werden Sie versuchen, bei einer nächsten Ausgabe noch mehr hitzige Diskussionen anzuregen?
Wie gesagt: Wir verstehen unsere Aktion nicht als diskursiven Brandbeschleuniger. Wir wollen unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit bieten, einen guten, gesitteten Streit zu führen. Und zurückgefragt: Würden Sie jemanden, den Sie vorher noch nie gesehen haben, bei einem Kaffeegespräch anbrüllen? Ich nicht.

«Männer scheinen ein höheres Bedürfnis zu haben, die eigene Meinung öffentlich kundzutun»

Hand aufs Herz, hatten Sie und die beteiligten Medienhäuser im Vorfeld auch hitzige Diskussionen?
What happens at the bar, stays at the bar. Aber es war grossartig zu sehen, wie sechs derart unterschiedliche Verlage ein solch aufwändiges Projekt in nur wenigen Monaten verwirklichen konnten, und wie von der Social-Media-Redaktorin bis zum Chefredaktor alle am selben Strick zogen.

Wie erklären Sie sich den deutlich höheren Männeranteil?
Da kann ich nur Vermutungen anstellen. Auch unter den Onlinekommentatoren gibt es überdurchschnittlich viele Männer. Unsereins scheint ein höheres Mitteilungsbedürfnis zu haben, wenn es um darum geht, die eigene Meinung öffentlich kundzutun.

Wie könnten Sie mehr Frauen ins Boot holen?
Gute Frage. Mal schauen, was uns dazu einfällt. Was wir schon jetzt wissen: Bei einer Neuauflage von «Die Schweiz spricht» wollen wir noch den einen oder anderen zusätzlichen Medienpartner überzeugen, bei dieser Aktion mitzutun. Unser Ziel ist es, dass wir das gesamte publizistische Spektrum abbilden können.

«Die Schweiz spricht» ist Geschichte. Wie lautet Ihr persönliches Fazit?
Ich habe Lust auf mehr.


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