Tizian Schöni, der erste «Wintibrief» ist am Montag verschickt worden und somit ist die Arbeit von Wnti offiziell lanciert. Wie war die Stimmung letzte Woche in der Redaktion?
Wir haben die letzte Woche bereits redaktionell gearbeitet, allerdings ohne zu veröffentlichen. Mit den Nullnummern (jede bzw. jeder Redaktor:in verfasste mindestens einen Newsletter) machten wir dann eine ausführliche Blattkritik und haben die verschiedenen Rückmeldungen und Kritiken aus dem Team gleich eingearbeitet. Es war deshalb eine sehr intensive Woche, für mich aber auch eine sehr erfüllende. Für mich ist die Gestaltungsfreiheit, ein Medium von Grund auf neu entwickeln zu dürfen, ein Privileg.
Haben Sie bereits erste Feedbacks erhalten?
Auf die Publikationen hin kamen bisher verschiedene Glückwünsche, Kritik gab es noch keine. Die darf man am Mittwoch an die offene Blattkritik mitbringen. Themenvorschläge haben wir über verschiedene Kanäle schon Hunderte erhalten. Jüngst zum Beispiel mit der Post-it-Aktion an unserem Schaufenster.
«Unser Journalismus soll sich im Dialog mit unseren Lesenden entwickeln»
Warum braucht Winterthur ein neues Digitalmagazin?
Winterthur ist die sechstgrösste Stadt der Schweiz mit über 120'000 Einwohnenden. Das Medienangebot ist – gerechnet auf diese Grösse – mehr als dürftig. Klar gibt es etablierte Medien, und die machen alle sehr gute Arbeit. Trotzdem zeigt uns der Schwall an Themen, der uns erreicht hat: Man könnte noch vieles mehr abdecken, was die Menschen in Winterthur interessiert. Aber auch rein rechnerisch sage ich: In Winterthur hat es Platz für ein digitales Stadtmagazin. Weshalb dann keines machen?
Noch sind nicht viele Inhalte publiziert worden. Wie soll sich Wnti gestalten?
Wnti wird sich mit dem beschäftigen, was in der Stadt Winterthur passiert. Wer unseren Newsletter liest, soll wissen, was läuft. Idealerweise blicken wir aber auch dorthin, wo andere nicht (mehr) hinschauen. Was mir ganz wichtig ist: Wir wollen keine Elfenbeinturm-Redaktion. Unser Journalismus soll sich im Dialog mit unseren Lesenden entwickeln. Die Zeiten, in denen Zigarre rauchende Männer an riesigen Sitzungstischen über die Themensetzung in den Medien verhandelt haben, sind definitiv vorbei.
Was sind Ihre publizistischen Prioritäten?
Der lokale Fokus, der Austausch mit unseren Lesenden und die Vielfalt in der Berichterstattung sind unsere wichtigsten publizistischen Leitlinien – siehe unser Redaktionsstatut.
«Meine Hoffnung ist, dass das lokale Gewerbe erkennt, wie wertvoll ein lokales Medium für eine Wirtschaftsregion sein kann»
Wnti hat mit einem Crowdfunding innerhalb von drei Wochen 153'000 Franken gesammelt, was die Lancierung erlaubt hat. Wie lange kann das Magazin ab jetzt auf sicher bestehen?
Unser Betrieb ist in dieser Form aktuell für zwei bis drei Jahre finanziell gesichert. Das verdanken wir in erster Linie den Winterthurer:innen, die eine Mitgliedschaft gelöst haben. Aber auch der Volkart-Stiftung, die uns für drei Jahre mit einer Anschubfinanzierung unterstützt. Und wir haben bereits erfolgreich mehrere Werbepartnerschaften abschliessen dürfen. Mittelfristig soll Wnti aber wachsen. Im Verlag müssen wir deshalb sorgfältig planen und entscheiden, wie stark die Redaktion in welcher Finanzierungslage wachsen kann.
Was sind Ihre Pläne, damit Wnti langfristig bestehen kann?
Wnti wird sich mittelfristig allein aus Werbeeinnahmen und Mitgliedschaften finanzieren. Nebst Privatpersonen, die hoffentlich unsere redaktionelle Berichterstattung schätzen werden, ist es meine Hoffnung, dass das lokale Gewerbe erkennt, wie wertvoll ein lokales Medium für eine Wirtschaftsregion sein kann. Als Identitätsstifterin einerseits, dadurch aber auch als attraktive Werbeplattform.