28.09.2012

Mörgeli-Affäre

Auslöser war eine Indiskretion

Uni Zürich hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Die Affäre Mörgeli hält Zürich schon mehr als einen halben Monat lang in Atem. Ausgelöst wurde sie durch einen Artikel im "Tages-Anzeiger", der Auszüge aus dem damals noch nicht freigegebenen Akademischen Bericht 2011 zitierte. Mörgeli selbst macht eine politisch motivierte Kampagne geltend. Im Akademischen Bericht wird Mörgelis Tätigkeit als Kurator und Verantwortlicher für die Objektsammlung harsch kritisiert. Das Museum wird als veraltet, die Ausstellung als teils fehlerhaft und die Objektsammlung als vernachlässigt bezeichnet. Der Bericht war offenbar durch eine gezielte Indiskretion zum "TA" gelangt (vgl. persoenlich.com). Die UZH hat inzwischen Anzeige gegen Unbekannt wegen Amtsgeheimnisverletzung erhoben. Sie hat den Bericht inzwischen veröffentlicht.

Nachdem Mörgeli von seinem früheren Vorgesetzten jahrelang gut beurteilt worden war, änderte dies mit dessen Weggang: Schon im Akademischen Bericht 2010 hielt die damalige interimistische Institutsleiterin verschiedene Beanstandungen fest. Flurin Condrau, seit Februar 2011 neuer Chef, konfrontierte Mörgeli bereits im November 2011 mit seiner Kritik, so die UZH vor einer Woche. Auch an einer Mitarbeiterbeurteilung (MAB) im Februar 2012 beurteilte er Mörgelis Leistung als ungenügend. Ziele, die im Hinblick auf eine zweite MAB am 21. September vereinbart wurden, habe Mörgeli "klar nicht erreicht", schreibt die UZH in ihrer Mitteilung vom Freitag. Die September-MAB mit Ansetzung einer zweiten Bewährungsfrist entfiel, weil aufgrund der bekannten Entwicklung die Bewährungsfrist "ihren Zweck nicht mehr hätte erfüllen können", so die UZH. Stattdessen kündigte Unirektor Fischer Mörgelis Entlassung an, die sie - nach Gewährung des rechtlichen Gehörs - am Freitag aussprach.

Mörgeli seinerseits macht geltend, gegen ihn sei eine politisch motivierte Kampagne im Gange. Als bekannter SVP-Nationalrat, der mit seinen Ansichten nicht hinterm Berg hält, werde er in der notorisch linken Uni nicht mehr geduldet. Gegenüber verschiedenen Medien bezeichnete er sich nach der "TA"-Veröffentlichung als Mobbingopfer. Unter anderem forderte er ein Straf- und Disziplinarverfahren gegen seinen Chef Condrau. Auch die Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit (ABG) des Kantonsparlaments schaltete sich ein. Am Donnerstag dieser Woche gab sie Unirektor Andreas Fischer und Bildungsdirektorin Regine Aeppli (SP) Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Die beiden müssen nun noch eine ganze Reihe von Fragen der Kommission beantworten. Am 8. November berät die AGB über das weitere Vorgehen. Noch ist offen, ob die Kommission eine aufsichtsrechtliche Untersuchung einleitet. Erst dann würden Mörgeli und andere Beteiligte miteinbezogen. Arbeitsrechtliche Belange fallen allerdings nicht in die Zuständigkeit der Kommission, wie deren Präsident, Hans-Peter Portmann (FDP), am Donnerstag vor den Medien sagte. (sda)


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