08.02.2012

NZZ

Peter Fischer zum Start von "Equity"

Wirtschaftsredaktion wurde um 8 Stellen erweitert.

Am Donnerstag erscheint erstmals der neue Zusatzbund "Equity" der NZZ. Die Wirtschaftsplattform umfasst neben dem separaten Bund, ein monatliches Magazin und Konferenzen. Das Produkt wird klassisch, wie auch im Internet erhältlich sein.

Für die Neulancierung wurde die NZZ-Wirtschaftsredaktion um acht Redaktoren erweitert. Zudem arbeitet das Team nun als "integrierte Wirtschaftsredaktion". Was dies genau bedeutet und wie die neuen Equity-Produkte auf dem Werbemarkt ankommen, erklärt Peter Fischer, Leiter Wirtschaftsressort, im Interview mit persoelich.com:

Herr Fischer, am 9. Februar wird der neue Bund Equity lanciert. Im Zentrum sollen praxisnahe KMU- und Anlegerthemen stehen. Kamen diese bisher zu kurz?

Als führendes Wirtschaftsmedium der Schweiz wollen wir alle ansprechen, die etwas anspruchsvoller sind und wirtschaftliche Zusammenhänge vertieft verstehen wollen. Der "normale" Wirtschaftsteil der NZZ informiert tagesaktuell über das Wirtschaftsgeschehen in der Schweiz und im Ausland. Zu unseren Stärken zählen wir die wirtschaftspolitische Einordnung und Analyse, die ökonomisch kompetente internationale Information durch unser eigenes Korrespondentennetz und die analytische Berichterstattung über grössere, kotierte Unternehmen sowie Börsen und Märkte. Mit dem neuen Equity-Bund wollen wir neue Leser und Nutzer gewinnen, indem wir auf NZZ-Niveau spannende Fragen praxisnah und konkret thematisieren. Die Schweizer Unternehmenswelt, auch aus den KMU, soll sich darin wiedererkennen. Und wir möchten, dass künftig alle diejenigen die Donnerstagsausgabe der NZZ nicht verpassen wollen, die keine professionellen Wertpapierhändler oder Portfoliomanger sind, aber besser verstehen wollen, auf was sie achten sollten, wenn es um ihr Geld geht. Diesen Lesern werden wir keine konkreten Produkte empfehlen, weil wir das als unseriös erachten. Aber wir wollen Ihnen als neutrale Informationsquelle Hilfe bieten, damit sie ihren Kundenberatern die richtigen Fragen stellen können und auch besser verstehen, wie sich das wirtschaftliche Geschehen auf ihre Anlagemöglichkeiten und Portfolios auswirkt.

Worum geht es in der ersten Ausgabe?

Wir gehen der Frage nach, wie Schweizer Zulieferer mit dem Druck umgehen, dem sie ausgesetzt sind, wenn Exporteure unter dem starken Franken leiden und sich überlegen, ob sie Vorleistungen günstiger im Ausland einkaufen können. Wir fragen uns, wieso der Schweizer Detailhandel die Vorteile des starken Frankens nicht stärker weitergibt. Der Umgang mit den immer anspruchsvolleren Zulassungsverfahren für Medizinaltechnikhersteller ist ebenso ein Thema wie die Frage, wieso der Bau in der Schweiz trotz Boom keine Goldgrube ist. Regelmässig im Equity-Bund nehmen wir Themen aus den Bereichen Recht und Steuern auf und stellen auf einer speziellen Seite eine Branche aus Unternehmens- und Anlegersicht vor. In der ersten Ausgabe ist das die Kiesindustrie. Im Geldanlageteil wird die Frage diskutiert, wie sich demographische Alterung auf die Anlageaussichten auswirkt, was der Präsidentschaftszyklus in den USA Investoren für Chancen eröffnen könnte, wie sich jemand schon ab 10‘000 Franken sein persönliches strukturiertes Produkt erstellen kann oder wieso unter den Nebenwerten manche Regionalbanken in ein Hypothekenfieber geraten sind. Und der Analytiker Felix Zulauf erklärt, wieso er den Euro derzeit als Spaltpilz sieht.Nebst diesen und weiteren Themen werden Sie viele Grafiken und auch neue Kursseiten finden. Aber am besten vergewissern Sie sich selbst!

Bringt die Wirtschaftskrise also auch Vorteile für eine Zeitung?

Nicht nur in der Krise ist es wichtig, gut informiert zu sein. Mit den immer neuen Möglichkeiten im Internet gibt es ja eigentlich eine Flut an Informationen. Als NZZ wollen wir Relevantes auswählen und Orientierung bieten. Damit glauben wir, können wir echten Mehrwert schaffen. Gerade auch in unübersichtlichen Krisensituationen.

Zusätzlich zum neuen Bund erscheint einmal monatlich das Equity-Magazin als Beilage. Sie haben die Produkte schon früh angekündigt, wie kommt das Angebot im Werbemarkt an?

Der Werbemarkt zeigt bisher erfreuliches Interesse an unserem publizistischen Vorstoss, der ja auch eine interessante neue Plattform bietet.

Warum hat man sich für den Donnerstag als Erscheinungstag entschieden?

Wir haben den Entscheid einerseits mit Blick auf die Bedürfnisse unserer Werbemarktkunden gefällt. Andererseits schien uns der Donnerstag ideal im Hinblick auf das heutige und künftige, weiter auszubauende wöchentliche Angebot der NZZ.

Mit Equity wird die Marke "Swiss Equity Medien" stillgelegt. Der Name ist praktisch gleich. Wie kann man sich trotzdem neu positionieren?

Der Name Equity hat uns gefallen, weil er sowohl aus Unternehmens- wie aus Anlegersicht zentral ist. Mit unserem neuen Angebot entwickeln wir als NZZ auf NZZ-Niveau teilweise weiter, was "Swiss Equity Media" begonnen hat. Wir wollen für unsere Zielgruppen eine Plattform sein, der man nicht nur in Form einer Tageszeitung, sondern auch im neuen wöchentlichen Bund, im vertiefenden Magazin, im Internet und an speziellen Anlässen und Konferenzen begegnet.

Für Equity hat NZZ die Wirtschaftsredaktion ausgebaut.

Wir haben uns dafür entschieden, als integrierte Wirtschaftsredaktion zu arbeiten. Damit wollen wir unsere Stärke erhalten, dass sich unsere Redaktoren spezialisieren und ihr Gebiet über längere Zeit vertieft verfolgen können. Das heisst aber auch, dass wir nicht mehr nur für eine Tageszeitung arbeiten, sondern auch fürs Internet sowie für wöchentlich und monatlich erscheinende Produkte. Wir werden uns dabei natürlich produktspezifische Fähigkeiten erwerben müssen, aber wir glauben, entscheidend ist nicht der Kanal, sondern die Fachkompetenz. Die Wirtschaftsredaktion in Zürich bestand Ende 2011 aus 17 Vollzeitstellen. Sie wird nun für die Equity-Produkte vorerst um acht Stellen erweitert. Dazu kommt natürlich das Korrespondentennetz. Da sind rund 50 Mitarbeiter für die Redaktionen Wirtschaft und International im Einsatz, davon arbeiten etwa zwei Drittel exklusiv für die NZZ.

Wer schreibt für Equity?

Wir wollen in diesem Bereich primär Eigenleistungen bieten, werden aber ab und zu auch auf uns gut bekannte freie Mitarbeiter zurückgreifen.

Wie stellen Sie sicher, dass die Resourcen nicht bei der ordentlichen Wirtschaftsberichterstattung verlorengehen?

Indem wir in der Tageszeitung nicht weniger machen als bisher. Aber sicher wird das für uns alle eine der grossen Herausforderungen werden: Wir müssen uns so organisieren, dass wir den Ansprüchen der verschiedenen Produkte gerecht werden können. Dafür werden wir uns intern etwas anders aufstellen und darauf achten müssen, dass Kollegen einander stellvertreten und in Teams arbeiten können.

Inwiefern arbeitet Ihr Ressort schon konvergent?

Wir sind seit dem 1. Januar dabei, immer konvergenter zu arbeiten und den Auftritt auf Papier und im Netz näher zueinander zu führen. Überall wo NZZ steht, soll auch NZZ drin sein. Der Wandel ist gross, aber natürlich braucht alles seine Zeit und wir lernen von Woche zu Woche dazu. Das grosse gemeinsame Ziel dabei ist, dass wir zwar einen kanalgerechten Auftritt entwickeln, aber überall den Qualitätsanspruch von Wirtschaftsinformation aus dem Hause NZZ verankern.

Wie weit sind Sie bei den angekündigten Online-Zusatzdienstleistungen von Equity?

Der umfassende Relaunch unseres Online-Auftritts kommt etwas später als der Start unserer neuen Equity-Printprodukte. Wir werden diese fürs erste in verschiedener Form auch digital verfügbar machen. Weiteres ist in Planung.

Wie wird Paid Content bei Wirtschaftsberichten gehandhabt?

Als Ökonomen sind wir fest davon überzeugt, dass alles was Mehrwert generiert, auch seinen Preis haben muss. Mit der geplanten Einführung einer "metered paywall" werden grundsätzlich alle Nutzer, die uns regelmässig lesen wollen, unsere Dienstleistungen abonnieren müssen. Deshalb sehen wir es auch nicht mehr als Problem, wenn unsere besten Berichte, Analysen und Kommentare schnell auf dem Internet verfügbar sind. Wie genau aber die Preis-Leistungsverhältnisse auszugestalten sind, ist Sache der Verlags- und Internetspezialisten.

Geplant sind Veranstaltungen und Konferenzen . Wie weit ist das Programm bereits bekannt?

Das erste Magazin, das Anfang März erscheint, wird dem Zustand und der Entwicklung in der Uhrenbranche gewidmet sein. Dazu organisieren wir am 12. März eine Veranstaltung an der Baselworld, die fürs Erste nur auf Einladung zugänglich sein wird und auf der wir das sich wandelnde Verhältnis zwischen Herstellern und Detailhandel kontrovers diskutieren werden. Daneben planen wir aber auch grössere Anlässe und mehrtägige Konferenzen zu Spezialthemen.

Weitere Infos zu den Konferenzen findet man jeweils unter www.konferenzen.nzz.ch.

Interview: Corinne Bauer


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