28.05.2015

SwissMediaForum

"Zieht Facebook uns den Stecker, wäre das schlecht"

Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner forderte Verleger auf, den Turbo einzulegen.
SwissMediaForum: "Zieht Facebook uns den Stecker,  wäre das schlecht"

"Die beste Zeit für Medienhäuser hat noch gar nicht begonnen.": Unter Applaus beendete Mathias Döpfner mit diesem Satz sein Referat am SwissMediaForum in Luzern. Der Axel-Springer-Chef verbreitete am Donnerstagnachmittag Optimismus, als er über die Chancen der Digitalisierung und von der Emanzipation des Zeitungsjournalismus vom Papier sprach.

"Die Branche steht vor einer Gründungswelle", sagte Döpfner. Die Chancen für das Metier seien nie grösser gewesen als jetzt. Diesen Optimismus zieht Döpfner aus dem Glauben an den digitalen Journalismus. "Wir wissen noch nicht genau, wo die Digitalisierung hinführt, aber wir sollten sie nutzen, um unser Geschäft grösser und besser zu machen", sagte er. Die Branche sollte nicht in den Verteidigungskampf des analogen Papiers ziehen, sondern versuchen, die Rolle der Zeitung in der Gesellschaft vom Print zu emanzipieren und neue digitale Vertriebswege auzuprobieren.

Flexibler Onlinejournalismus

Für Döpfner beschränkt sich guter Journalismus nicht auf gedrucktes Papier. Digitaler Journalismus könne viel besser sein als der konventionelle, und sei es in gewissen Bereichen bereits. Aussagen wie 'Onlinejournalismus sei grundsätzlich oberflächlich und nur schnell dahingeschrieben', bezeichnete er als klischeehaft. "Die Digitalisierung macht Journalismus flexibler", sagte er zu den Branchenvertretern im Luzerner KKL.

Das Internet ermögliche es den Medien, Informationen schnell zu verbreiten. Es erlaube aber auch, erst sechs Stunden später eine fundierte Analyse zum Thema zu publizieren. Zudem vereinfache der digitale Journalismus das Arbeiten, weil keine Platzbeschränkung herrsche und die Geschichten multimedial und somit attraktiv für den Leser aufbereiten werden könnten.

"Facebook liefert die Technik"

Die Branche müsse daran arbeiten, dass die Zeitung auf elektronischem Papier weiterbestehen könne. Noch fehle es diesbezüglich an erfolgreichen Beispielen. Die meisten anspruchsvollen Webseiten, die eigene Inhalt verbreiten, könnten damit nicht wirtschaftlich operieren. Zu Grunde liege dem der Geburtsfehler, den die Medien vor vielen Jahre begangen hätten: Sie hätten das Internet unterschätzt und die Inhalte gratis ins Netz gestellt.

Zum Schluss spricht Döpfner über die Zusammenarbeit zwischen Axel Springer und Facebook, die vor einigen Tagen angekündigt wurde. Das deutsche Verlagshaus stellt dem Netzwerk Inhalte - sogenannte Instant Articles - zur Verfügung, ohne dass ein Link zur Stammwebseite führt (persoenlich.com berichtete). "Facebook liefert die Technik und die nötige Reichweite um Erfolge zu erzielen", sagte er dazu. Sollte das Unternehmen den Verlagen damit das Know-how absaugen und ihnen in einigen Jahren den Stecker ziehen, wäre das natürlich schlecht. Aber: "Ich glaube an das Gute im Menschen", fügte er an. (wid)


persoenlich.com berichtet heute Donnerstag vom SwissMediaForum in Luzern. Sehen Sie hier Impressionen und den weiteren Verlauf des Branchenevents.



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