26.09.2019

Krisenkommunikation

«Ich geniesse einen Kick Adrenalin»

Peter Metzinger verlässt Business Campaigning und gründet «Mr. Campaigning». persoenlich.com hat nachgefragt.
Krisenkommunikation: «Ich geniesse einen Kick Adrenalin»
Seine Stärken liegen vorallem in Beratung von Organisationen in einer Krise: Peter Mentzinger (Bild: Regula Roost)
von Loric Lehmann

«Wo andere nur zwei Wege sehen, gibt es oft noch einen dritten», so der Autor des Standardwerks «Business Campaigning», Veranstalter des «Campaigning Summit Switzerland» und Campaigning-Pionier der Schweiz. Das sei einer der Leitsätze der neuen Marke «Mr. Campaigning», schreibt Metzinger in einer Mitteilung.

Die Mr. Campaigning AG gehe mittels Namensänderung aus der früheren The Reputation Rescue Company AG hervor. Die Business Campaigning GmbH soll nach Angaben von Metzinger nach der Abwicklung der letzten Aufträge verkauft oder liquidiert werden.

Zu dem Schritt bewogen habe die Beobachtung, dass Metzinger schon seit zwanzig Jahren immer wieder und in den letzten Jahren immer öfter als «Mr. Campaigning» bezeichnet und vorgestellt wurde. Wenn man ein so eindeutiges Feedback vom Markt bekomme, «dürfe man das nicht ignorieren». Also habe seine Frau angeregt, neu unter diesem Namen aufzutreten. Die Form einer Aktiengesellschaft sei dann die ideale Lösung gewesen, weil sie die Möglichkeit biete, Partnerinnen und Partner an Bord zu holen, heisst es weiter in der Mitteilung. Was hat er vor? persoenlich.com hat beim Krisenberater nachgefragt:

Herr Metzinger, Sie wollen sich mit Mr. Campaigning voll und ganz auf Krisenkommunikation konzentrieren: Sind Sie ein «Adrenalinjunkie»?
So habe ich das nicht gemeint. Wenn ein Unternehmen feststellt, dass seine seit zwei Jahren laufende Werbung nicht funktioniert, ist das auch eine Krise, oder wenn eine politische Partei 20 Jahre lang nur Stimmen verliert. Im ersten Fall konnten wir mittels Workshops mit der Zielgruppe – so genannten Target Community Labs – herausfinden, was die Ursache war, nämlich völlig falsche Vorstellung über die Konkurrenz, und einen anderen Ansatz vorschlagen. Im zweiten Fall, dem Wahlkampf der FDP Zürich 2014 mittels eines sehr systematisches Beratungsansatzes einen Stimmengewinn von 24 Prozent erzielen. Für das WEF habe ich 2002 in aller Ruhe das Konzept des «Open Forums» entwickelt, eine Dialogplattform, die das WEF ein wenig öffnete und den Protesten viel Wind aus den Segeln nahm. Das sind alles Beispiele von Krisen – oder für die Betroffenen schier unlösbare Probleme – die ohne Adrenalinschub gut lösbar waren.

Sind Sie sicher?
Ich gebe zu, dass ich ab und zu auch mal einen Kick Adrenalin geniessen kann. Die wahren Gründe für die Fokussierung auf scheinbare «impossible Missions» ist aber, dass ich gemerkt habe, dass hier meine wirkliche Stärke liegt, dass das von mir entwickelte Campaigning-Modell dabei sehr wertvolle Dienste leistet und dass praktisch alle Neukunden, die aufgrund von Empfehlungen zu uns kommen, sich in einer Krise befinden oder mit den konventionellen Ansätzen einfach nicht mehr weiterkommen und Querdenker suchen.

Woher kam der Entscheid die Business Campaigning zu verlassen und eigene Wege zu gehen?
Ich hatte schon länger geplant, aus der GmbH eine AG zu machen, um Partnern einen leichteren Einstieg zu ermöglichen. Wie die Firma dann heissen sollte, wusste ich aber noch nicht. Denn ich musste zugeben, dass «Business Campaigning» zu technisch klingt und schwierig zu merken ist. Aber in eigener Sache macht man ja alles falsch, wovon man seine Kunden abhalten würde. Meine Frau machte dann diesen Vorschlag und dann hat es nur noch einen Gedankenblitz nach dem anderen gegeben.

Sie erwähnen Ihre Frau, Lorena Valentini Metzinger, die ebenfalls mit Ihnen zusammen bei Business Campaigning tätig ist. Wird Sie Ihnen in Ihr neues Unternehmen folgen?
Wir sind auch geschäftlich ein Paar. Während ich der Stratege und Visionär bin, sorgt sie dafür, dass meine manchmal verrückten Ideen auch umgesetzt werden können. Ohne sie hätte es beispielsweise nie einen «Campaigning Summit Switzerland» gegeben. Sie wird sich allerdings in Zukunft mehr ihrer eigentlichen Berufung widmen und unter dem Künstlernamen «Lova» Kunst machen. Eine erste Ausstellung findet schon im Dezember statt, in Dietikon im Gleis 21.

«Wo andere zwei Wege sehen, gibt es oft noch einen dritten». War der Start mit einem neuen Unternehmen unter einem neuen Namen so ein dritter Weg?
In gewisser Weise. Die über die Jahre entstandene Vermischung zwischen Beratung und Agenturdienstleistungen stellte mich persönlich immer mehr vor die unlösbare Aufgabe, sowohl für die Kunden da zu sein, die mich persönlich sprechen wollten, als auch ein Team zu führen. Wir mussten das trennen und standen vor der Entscheidung, unter altem Namen nur noch Beratung und sonst nichts anzubieten oder zusätzlich mit einer zweiten Firma die Agenturdienstleistungen. Der Gedanke, unter einem neuen Namen, der so persönlich ist, wie ich als Berater bei den Klienten auftrete, liess uns dann ganz elektrisiert diesen dritten Weg gehen.



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