18.06.2004

SPRG-Studie

Meinungsführer verlieren an Glaubwürdigkeit

PR-Berater werden zu einem Drittel für glaubwürdig gehalten.

Die Schweizerische Public Relations Gesellschaft SPRG hat eine Studie zu Glaubwürdigkeit und Vertrauen in Auftrag gegeben. Das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung in die Vertreter von Politik und Wirtschaft sowie in die Medien hat demnach gelitten. Die Resultate belegen, dass einzelne Meinungsführer, Grossunternehmen und ganze Branchen an Glaubwürdigkeit verloren haben. Die repräsentative, bei 700 Personen in der Deutsch- und Westschweiz durchgeführte KONSO-Umfrage, wurde am PR-Symposium vom Freitag anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums der SPRG in Thun präsentiert.

Zwei Drittel der Befragten halten die Medien für glaubwürdig, ein Drittel bringt Führungskräften aus Unternehmen Vertrauen entgegen und ein Viertel hält Politiker für vertrauenswürdig. PR-Berater werden zu einem Drittel für glaubwürdig gehalten. Mehr als ein Drittel der Befragten hat von diesem Berufskreis kaum eine Vorstellung. Im Durchschnitt haben die "Meinungsführer" bei der Hälfte der Befragten in letzter Zeit an Glaubwürdigkeit verloren.

PR-Berater sind für diejenigen Personen besonders glaubwürdig, die auch deren Kunden, Führungskräften und Politikern, überdurchschnittlich viel Vertrauen entgegenbringen. Damit bewegt sich die PR-Branche eher im Feld ihrer Auftraggeber, als in demjenigen der Medien mit deren noch intakten Glaubwürdigkeit. Vor allem jüngere Personen und solche mit einem tieferen Ausbildungsstand wissen kaum, was PR-Berater sind und was sie tun.

Offensichtlich hinterlässt der zunehmende wirtschaftliche und soziale Verteilungskampf tiefe Spuren in der Glaubwürdigkeit der Eliten aus Sicht der Bevölkerung. Über die Hälfte der Befragten, welche Meinungsführer nicht für glaubwürdig halten, wirft den Führungskräften der Wirtschaft egoistische Geldgier vor. Die Gruppe derjenigen, welche ihr Vertrauen in die Politiker verloren haben, halten diese gleichfalls zu einem Fünftel für "Abzocker". Ein Achtel hält Politiker für Interessenvertreter der wirtschaftlich gut gestellten Kreise - ein Punkt, der mit der Befragungszeitspanne vom 5. bis 12. Mai 2004 während der Abstimmungskampagne über das Steuerpaket erklärt werden kann. Zwei Drittel der Befragten führen den Vertrauensverlust der Politiker jedoch auf deren Unvermögen zurück, Versprechen Taten folgen zu lassen.

Die Medien -- in der Repräsentativumfrage pauschal als "Zeitungen, Radio und Fernsehen" abgefragt -- sind weitaus am glaubwürdigsten. Je nach persönlicher Position, werden die Medien allenfalls als "einseitig" charakterisiert, während ein Drittel der Skeptiker die Medien als "sensationsgetrieben" abqualifiziert. Immerhin: auch bei den Medien ist das Misstrauen gegenüber den Reichen und Mächtigen zu einem Fünftel verantwortlich für die fehlende Glaubwürdigkeit.

Nur jeder Zehnte, welcher Führungskräfte in Unternehmen für nicht glaubwürdig hält, also knapp 5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung, ziehen deshalb konkrete Massnahmen wie Produktboykott oder ähnliches in Betracht. Bei den Politikern und Medien wird laut der mehrheitlichen Auskunft der Befragten weiter gezappt, umgeblättert oder abgeschaltet. Nur 10 Prozent der Befragten geben an, deswegen nicht mehr wählen oder abstimmen zu gehen.

Popularitäts-Umfragen aufgrund vorgegebener Namen können nicht viel hergeben. Denn fragt man ohne Vorlagen, also offen, wen man in Politik und Wirtschaft für besonders glaubwürdig halte, dann fällt mehr als der Hälfte der Befragten im Kontext der Fragestellungen zu "Glaubwürdigkeit" kein Name ein. Allenfalls Bundesräte werden in 5 bis 10 Prozent der Nennungen als glaubwürdig eingestuft.



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