von Christian Beck
«Das Twitter-Team der Stadtpolizei Zürich gäbe von der Personalstärke her schon eine recht anständige Zeitungsredaktion», twitterte am Dienstag SRF-Journalist Leo Eiholzer auf seinem privaten Account. Dazu postete er einen Screenshot des Twitter-Accounts der Stadtpolizei Zürich. In der Bio ist ersichtlich, dass über zehn Personen mit dem Twittern betraut sind.
Das Twitter-Team der @StadtpolizeiZH gäbe von der Personalstärke her schon eine recht anständige Zeitungsredaktion.
— Leo Eiholzer (@leo_eiholzer) February 15, 2022
Die (staatliche) Public-Relations-Epidemie ist real. pic.twitter.com/ktdS8FygjM
Tatsächlich wurde die Twitter-Bio der Stadtpolizei Zürich per 1. Januar 2022 überarbeitet und sämtliche Mediensprecherinnen und Mediensprecher mit Kanalzugang wurden aufgeführt. Dies geschah zusammen mit dem Start der neuen Teamkollegin Laura Marty, die unter dem Kürzel «^ma» twittert. Doch dies war nicht der eigentliche Grund, weshalb nun plötzlich viel mehr Namen auf Twitter aufgeführt sind.
«Die Anzahl an grösseren Polizeieinsätzen im Zusammenhang mit der Pandemie und das damit einhergehende grosse öffentliche Interesse führten zu einer markanten Zunahme an Markierungen auf unseren Accounts», sagt Judith Hödl, Chefin Mediendienst Stadtpolizei Zürich, auf Anfrage von persoenlich.com. Ein Beispiel: Letzten Samstag kam es in Zürich bei gleich mehreren unbewilligten Demonstrationen zu Ausschreitungen. Der Einsatz wurde auf Social Media begleitet, Fragen aus der Bevölkerung wurden zeitnah beantwortet.
Dialog mit der Bevölkerung aktiv pflegen
Über 100'000 Follower hat der Account der Stadtpolizei Zürich mittlerweile. Diese grosse Reichweite will die Stapo für die sogenannte Einsatzkommunikation nutzen. «Sicher auch durch die Pandemie beschleunigt findet online ein reger Austausch über Polizeithemen und zu Polizeieinsätzen statt», sagt Hödl. «Uns ist es ein Anliegen, dass nicht nur über uns geschrieben wird, sondern dass wir den Dialog mit der Bevölkerung auch aktiv pflegen können und Hintergrundinformationen zu polizeilichen Abläufen liefern können.» Seit dem 1. Januar hat Christian Spaltenstein (^spa) die Kanalverantwortung und pflegt die Social-Media-Kanäle zusammen mit Laura Marty.
Doch je mehr Dialog stattfindet, desto mehr kommt das Social-Media-Team unter Druck. Kommt hinzu, dass die grosse Reichweite auch für Zeugenaufrufe und Fahndungen genutzt wird, um in der polizeilichen Arbeit möglichst schnell weiterzukommen. Dies kann ausnahmsweise auch während der Nacht und an Wochenenden stattfinden. «Diese Zeiten decken wir mit der Pikettorganisation des Mediendienstes ab», so Hödl. «Die Zunahme an Einsätzen bedingte, dass auch die anderen Teammitglieder unter der Leitung von Daniela Brunner, Chefin Information und Kommunikation, und das Team Mediendienst über Twitter kommunizieren.»
Und so mussten denn auch alle Pikettdienst leistenden Mediensprecherinnen und Mediensprecher im Umgang mit den Social-Media-Kanälen entsprechend ausgebildet werden. «Wir arbeiten mit einem Social-Media-Management-Tool, um die Übersicht über die mittlerweile fünf Kanäle – Twitter, Instagram, Facebook, LinkedIn, YouTube – zu gewährleisten und die rund 8000 Markierungen pro Jahr auf Twitter effizient und in hoher Qualität bearbeiten zu können», so Hödl weiter. «Die Handhabung des Tools war entsprechend ein wesentlicher Bestandteil der internen Ausbildung.» Im Weiteren seien einheitliche Standards und Kriterien in der Beantwortung thematisiert und Erfahrungen zu Dos and Don'ts ausgetauscht worden.
Übrigens: Wie Judith Hödl auf Anfrage versichert, ist keine neue Zeitungsredaktion geplant.