29.06.2005

"Sie sprechen mit dem besten René Charles Jäggi, den es je gab"

Der Feuerwehrmann: Wo eine Krise ist, löscht René C. Jäggi. Der charismatische Basler hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der erfolgreichsten Sanierer entwickelt. Ob es sich um den Sportartikelhändler Adidas, den FC Basel oder den 1. FC Kaiserlautern handelt, Jäggis Rezepte greifen. An der X’05 referiert der Vorstandsvorsitzende des 1. FCK über Krisenkommunikation und ihre Chance. "persoenlich.com" bringt einen Interview-Auszug aus "persönlich schwarz".
"Sie sprechen mit dem besten René Charles Jäggi, den es je gab"

Sie referieren an der Messe X’05 über die Krisenkommunikation, ein Thema, bei welchem Sie sich besonders gut auskennen. Gibt es dabei überhaupt ein Patentrezept?

Eigentlich spielt es keine Rolle, ob ein Haus brennt oder eine Firma zusammenbricht: Die Bevölkerung und die Mitarbeiter wollen möglichst schnell und umfassend informiert werden. Wenn man zwei-, dreimal eine Sanierung durchgeführt hat, weiss man, wie es funktioniert. Einer der Vorteile des Älterwerdens ist die Erfahrung. Man lernt, mit seinen Kräften umzugehen, weiss auch, was man sich selbst zutrauen kann und was nicht.

Welches ist jeweils für Sie der schwierigste Moment bei der Bewältigung einer Krise?

Das Schwierigste ist, wenn man langjährigen Mitarbeitern mitteilen muss, dass sie ihren Job verlieren. Dies ist sehr unangenehm. Deswegen ist eine umfassende Kommunikation, die nicht auf Gerüchten, sondern auf Tatsachen beruht, absolut notwendig.

Nimmt dann die Kommunikation den wichtigsten Stellenwert bei der Bewältigung einer Krise ein?

Die Wahl der richtigen Strategie erachte ich als wichtiger. Trotzdem kann durch falsche Kommunikation viel Goodwill zerstört werden. Am gefährlichsten sind in solchen Situationen Journalisten, die auf Informationen warten. Dies wird nur noch von Journalisten übertroffen, die vergebens auf Informationen warten. In solchen Situationen kann ein unheilvolles Gemisch von Halbwahrheiten entstehen, welches ein Projekt in seinen Grundfesten destabilisiert. Es zeigt sich, dass man in einer Krise nur wenig sagen kann, das Wenige aber, was man sagt, muss wahr sein.

Wie gehen Sie bei einer Krise vor?

Mit einer sauberen Situationsanalyse und einer Strategieentwicklung und deren Umsetzung. Dabei spreche ich immer mit allen Mitarbeitern. Die Leute im Betrieb wissen meist, woran es krankt. Dabei vertraue ich auch meiner Intuition. Dem Judo verdanke ich Disziplin und Beweglichkeit, aber auch die Fähigkeit zu fallen, jedoch nicht liegen zu bleiben.

Wie definieren Sie Ihren Job?

Mein Job ist derjenige eines Feuerwehrmannes, der zu einem Brand kommt und diesen löscht. Anschliessend ziehe ich wieder weiter; dies entspricht meinem Temperament und meinen Fähigkeiten.

Reagieren Deutsche in Krisensituationen anders als Schweizer?

Das ist nicht länderbedingt. In beiden Ländern wird gute PR gemacht. Es gibt nur einen Unterschied: Die Deutschen leben seit einigen Jahren in einer permanenten Krise, deshalb wirken sie auch in diesem Bereich professioneller. Das Leben in der Schweiz ist immer noch ein bisschen beschaulicher.

Wann haben Sie erkannt, dass Krisenbewältigung Ihr Talent ist?

Ich habe bereits in meiner Jugend gerne knifflige Probleme gelöst und mit grösster Begeisterung Schach gespielt. Momentan bin ich voll motiviert; Sie sprechen mit dem besten RCJ (René Charles Jäggi), den es je gab (lacht).



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