05.03.2014

Roche

Wie man ein Leitbild per Luftpost etabliert

Wie kann man ein neues Unternehmensleitbild bei seinen Mitarbeitenden etablieren? Eine Möglichkeit sind Postkarten, wie die weltweite Initiative "Post Your Purpose" des Healthcare-Unternehmens Roche zeigt. Im Rahmen einer Engagement-Kampagne sollten die Mitarbeitenden ausdrücken, was die tägliche Arbeit in ihrer Firma für sie bedeutet. Die Resonanz war gross: Über 5000 Postkarten aus aller Welt landeten im Hauptsitz in Basel. persoenlich.com stellt das Projekt vor.
Roche: Wie man ein Leitbild per Luftpost etabliert

"Das Eindrücklichste sind natürlich die über 5000 Karten, die wir bislang erhalten haben. Es ist schön zu sehen, wie gross Motivation und Engagement bei unseren Mitarbeitenden sind, und welche zum Teil unglaublichen Geschichten sie zu erzählen haben", freut sich Emanuel Kuhn, Head Branding & Publishing bei Roche. Die interne Kampagne zur Etablierung des neuen Unternehmensleitbildes ist aus seiner Sicht vollends geglückt.

Angefangen hat das Projekt im Frühling 2013, als Roche das neue Leitbild weltweit ausgerollt hatte. Dieses musste nun bei den Mitarbeitern etabliert werden. Das Team um Kuhn entschied sich hierzu für einen Postkarten-Wettbewerb, bei dem die Mitarbeitenden ausdrücken sollten, was Ihnen die tägliche Arbeit bedeutet. "Wir baten sie, uns auf einer Postkarte zu beschreiben, was das Purpose Statement für sie persönlich und für ihre Arbeit bedeutet - in ihrer Muttersprache, in eigenen Worten. Name der Kampagne: 'Post Your Purpose!'", erklärt Kuhn.

Dann folgte die Überraschung: Über 5‘000 Karten aus aller Welt trafen am Hauptsitz in Basel ein. Diese wurden digitalisiert und im Intranet publiziert, zudem wurden sie bei internen Veranstaltungen ausgehängt, als Tischdekoration eingesetzt oder an die Wand projiziert. Das Kommunikationsteam mischte dann die Karten und versandte sie wieder an alle Standorte der Roche-Gruppe. So konnte zum Beispiel der Angestellte der Pharma-Division in Lima bestaunen, was die Kollegin von Diagnostics in Südkorea geschrieben hatte. Unter allen Einsendungen wurden zudem fünf glückliche Gewinner ausgelost, die nach Basel zu Besuch kommen dürfen, um mit CEO Severin Schwan zu Mittag zu essen. "Für Leute, die unter Umständen in ihrer Karriere nie das Basler Hauptquartier geschweige denn unseren CEO persönlich treffen können, ist das eine einmalige Chance", betont Kuhn.

Die Ziehung der Gewinner wurde übrigens gefilmt und per Webcast im Intranet gezeigt. Das heisst: Sämtliche 85'000 Mitarbeiter -  inklusive der Gewinner - erfuhren gleichzeitig, wer gewonnen hat.

Herr Kuhn, was scheint für Sie persönlich am Projekt besonders gelungen? 
Was uns am meisten Freude bereitet, ist neben der Anzahl eingegangener Karten, insbesondere deren Inhalt. Viele Mitarbeitende haben uns von bewegenden persönlichen Erfahrungen mit Patienten und Patientinnen berichtet. Es schien fast, als hätten sie nur darauf gewartet, ihre persönlichen Momente auf Papier zu bringen und mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt zu teilen. Und die Verlosung einer Reise nach Basel zum Lunch mit Herrn Schwan war natürlich eine einmalige Chance.

Welche Kennzeichen sind für Sie Beleg für den Erfolg des Projektes? 
Ganz einfach die Anzahl Karten: 5’201 bis zum 31. Januar, dem Einsendeschluss für die Verlosung, und 5’460 bis heute. Dann auch die über 70 Standorte, die am "Global Purpose Day" vom 19. Februar Karten ausgestellt und spezielle lokale Aktivitäten organisiert haben. 

Was ist denn überhaupt der Inhalt des neuen Leitbildes? 
Die Kurzformel oder Headline lautet "Doing now what patients need next." Der volle Wortlaut ist: “Wir sind uns bewusst, wie wichtig es ist, medizinische Lösungen heute zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig Innovationen für morgen zu entwickeln. Wir arbeiten mit Leidenschaft daran, die Gesundheit und das Leben von Patienten zu verbessern und zeigen Mut in unseren Entscheidungen und in unserem Tun. Und wir sind davon überzeugt, dass gutes und erfolgreiches Handeln zu einer besseren Welt beiträgt. Das ist der Grund, warum wir täglich zur Arbeit kommen. Wir fühlen uns der Wissenschaft verpflichtet, setzen höchste ethische Massstäbe und bekennen uns zum Zugang zu medizinischen Innovationen für alle. Wir tun dies, um an einer besseren Zukunft mitzuwirken. Wir sind stolz darauf, wer wir sind, was wir leisten und wie wir dabei vorgehen. Wir sind viele und arbeiten Hand in Hand – über Funktionen, Standorte und Länder hinweg."

Wer ist Hauptverantwortlicher dieser Initiative und wer hat sie umgesetzt? 
Die Schirmherrschaft hatte Stephan Feldhaus, Leiter Konzernkommunikation. Die Co-Leads für das Projekt waren Geoff Teeter, Kommunikationsleiter unserer Tochterfirma Genentech in USA, und meine Wenigkeit. Geoff und ich haben dann ein standort- und abteilungsübergreifendes Team aus sechs bis acht Personen zusammengestellt.

Schrieb auch der CEO eine Postkarte?
Ja. Fast alle Mitglieder der Geschäftsleitung haben eine Karte geschrieben. Jene von Herrn Schwan landete wie alle andern im Pot zur Verlosung - obwohl er natürlich als Gewinner nicht in Frage kam.

Hat die Auslosung der Gewinner bereits stattgefunden und wie viele der 85‘000 Mitarbeiter konnten über Webcast live mit dabei sein? 
Die Ziehung wurde am 10. Februar aufgezeichnet und in den Rahmen eines Videos eingebettet. Dieses wurde weltweit über das Intranet an alle Standorte geschickt, und zwar am "Global Purpose Day" um 8 Uhr MEZ. An vielen Standorten wurde das Video gemeinsam im Auditorium oder in Sitzungszimmern angeschaut.

Wie haben die Gewinner reagiert? 
Die fünf Gewinner kamen aus Vietnam (Pharma, 23 Jahre bei der Firma), Tucson USA (Forschung Gewebediagnostik) Türkei (Marketingteam Dialyse), Basel (Pharma, Produktion) und Rotkreuz (Lifecycle Management Molekulardiagnostik). Alle haben sich gefreut. Als Beispiel: Thu Le Nguyen war vor 23 Jahren die allererste Mitarbeiterin von Roche in Vietnam, und war in ihrer gesamten Arbeitszeit nicht ein einziges Mal am Hauptsitz. Dieser Besuch sei ein "lifelong Dream" von ihr, schrieb sie uns. Das ganze Büro hat mit Thu gefeiert, nachdem das Video ausgestrahlt war.

Was hätten Sie rückblickend anders gemacht? 
Nichts! Doch: wir hätten die digitale Plattform früher in die Entwicklung gegeben, um mehr Vorlaufzeit zu haben.

Ist das Ziel, das neue Leitbild zu etablieren, nun vollends erreicht oder wird es weitere Aktionen geben?  
Das Leitbild ist natürlich nie endgültig etabliert, schon weil ständig neue Mitarbeitetende dazukommen und andere gehen. Die digitale Weltkarte mit allen 5460 Karten bleibt darum live, das heisst: Neue Kolleginnen und Kollegen können ihre eigene Karte auch laufend aufschalten. Wir planen ausserdem eine Serie im Intranet, wo wir besonders bewegende oder sonst auffällige Postkarten und ihre Absender vorstellen.

Interview & Lauftext: Edith Hollenstein


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