TV-Kritik

Ausser Spesen nichts gewesen

Schon der Titel der Serie war beknackt: «Mission ImBüssible». Und die Sendung so überflüssig wie ein Schlüsselservice in einem Gefängnis. Die SRF-3-Kumpels Stefan Büsser und Manuel Rothmund begaben sich mit dem Auto wochenlang auf die Spuren von Schweizer Nati-Spielern wie Shakiri, Behrami, Xhaka und Co. Der Roadtrip führte sie von Zürich nach Kroatien, Albanien, Mazedonien bis in den Kosovo. Für Büsser («Geil – Meer!») war die Reise nach eigenen Worten eine Horizonterweiterung. Für die Zuschauer leider nicht.

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Erst am Freitag, zwei Tage vor dem WM-Final, lief die letzte Folge. Haben die SRF-Produzenten tatsächlich geglaubt, die Schweizer Nati schaffe es ins Endspiel? Die ersten Kicker kehren schon bald aus ihren Ferien und zu ihren Clubs zurück. Kurz vor WM-Start wäre eine Reise-Serie zu dem Thema möglicherweise eine Idee gewesen. Falls sie (von anderen) journalistisch qualifizierter umgesetzt worden wäre.

Was haben wir gesehen? Büsser und Rothmund hatten zum Beispiel einen Termin mit dem Vater von Nati-Stürmer Josip Drmic Omis an der Adria. Sie warteten umsonst vor der prächtigen Liegenschaft: Der Mann erschien nicht. An Trainer Vladimir Petkovic erinnert sich in Sarajevo kaum jemand. Der ist auch schon über 30 Jahre weg. Ein Besuch bei Verwandten von Admir Mehmedi brachte auch nichts. Der Stürmer hat an der WM gar nicht gespielt. Die Tante von Shakiri empfängt keinen Besuch. In Mazedonien kommt es immerhin zu einem (unergiebigen) Gespräch mit dem Vater von Blerim Dzemaili. In der Traumvilla. Immerhin nett zu sehen, wie wunderschön die Angehörigen unserer Nati-Kicker im Balkan wohnen und leben. Dafür muss eine alte Oma lange stricken.

Ansonsten wurden die Schweizer von vielen freundlichen Menschen zum Schnapstrinken eingeladen. Und man konnte Tierfreund Büsser beim Füttern von Strassenhunden zusehen. Ausserdem waren von ihm und seinem Spezi reihenweise Sprüche zu hören. Auf einem Niveau, das meist bloss Teppichrandhöhe erreichte. Die zweite Folge hatten sich übrigens gerade mal acht von hundert Zuschauern angetan. Ausser Spesen nichts gewesen.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Robert Weingart , 14.07.2018 12:04 Uhr
    Genau so will ich meine Gebührengelder NICHT verschleudert sehen. Mit genau so dümmlichen Gefässen macht sich SRF unglaubwürdig.
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