Adam Quadroni liess das Baukartell im Unterengadin auffliegen. Inzwischen steht er selber unter Beschuss. Zusammen mit seinem Berater, alt Bundesrichter Giusep Nay, getraute er sich am Montag in die SRF-Talkshow von Roger Schawinski. Der Zuschauer blieb weitgehend ratlos zurück.
Es ist Quadronis Verdienst, dass der Skandal ans Licht kam. Der Baumeister hatte anfangs selber im Kartell mitgespielt, bis ihn angeblich das Gewissen plagte. Inzwischen verlor er Familie und Geschäft, sagt aber: «Ich würde es wieder machen.» Und Giusep Nay unterstrich: «Quadroni hat absolut korrekt gehandelt.»
Wie bei einem Erdbeben gibt es bei jedem Skandal Druckwellen und Nachbeben. «Blick» und die «Weltwoche» hatten in den letzten Wochen publik gemacht, dass Quadroni selbst in Verfahren von Wirtschaftskriminalität involviert ist. Ein Treuhänder geht gegen den Baumeister vor wegen betrügerischerem Konkurs und Pfändungsbetrug. Eine Anzeige wegen Betrug wurde von einem Autohändler eingereicht. Dazu kommen Hunderte von Betreibungen wegen unbezahlten Löhnen, Sozialabgaben, Rechnungen von Lieferanten und Handwerkern. Ausserdem behaupten seine Geschwister, sie seien ums Erbe betrogen worden. «Der Lack blättert», kommentierte die «Südostschweiz». Der Whistleblower befindet sich in der Defensive und steht mit beiden Beinen fest auf schwankendem Boden.
Mit spürbarer Skepsis hatte Roger Schawinski seinen Gästen Quadroni und Nay zwar relevante Fragen gestellt, aber über die obigen (happigen) Vorwürfe wurde leider nicht geredet. Ein Zugeständnis? Immerhin: Es war es eine Leistung, die beiden inzwischen landesweit bekannten Bündner für die Sendung zu gewinnen. Wegen dem Beben und dem Köpferollen zu Wochenbeginn bei der Post stand dieser Talk zeitlich allerdings etwas schief in der Landschaft. Mir kam Sandro Brotz in den Sinn, der einen tagesaktuellen Talk vorschlägt. (persoenlich.com berichtete).
TV-Kritik
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