TV-Kritik

Never Ending Show mit Ahnungslosen

Die Show war für die befreundeten, gutgelaunten (denn hochbezahlten) Protagonisten ein Marathon, und auch die Zuschauer «mussten» fast vier Stunden durchhalten. Marktanteile bolzen nennt man das. Wie viele Leute mochten da wohl dranbleiben, und dazu ein halbes Dutzend nicht enden wollende Werbe- und Trailerblöcke ertragen?

Thomas Gottschalk (68), Günther Jauch (61) und Barbara Schöneberger (44) wird in dem neuen Format die Königsdiziplin Improvisation sowie Spontaneität abverlangt. Der (sperrige) Name der neuen RTL-Show ist nämlich Programm: «Denn sie wissen nicht, was passiert». Bis kurz vor der Sendung haben die Moderatoren keinen blassen Schimmer, wer als Kandidat antreten muss, oder wer von ihnen durch den Abend führen wird. Bei der Premiere traf es Jauch. In der ersten Sendung wurde auf Mitspieler gesetzt, die auch im kalten Wasser eine gute Figur machen: Das schlagfertige Münsteraner «Tatort»-Dream-Team Axel Prahl und Jan Josef Liefers (die beliebtesten und erfolgreichsten TV-Ermittler) trat gegen Gottschalk und Schöneberger an.

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Für die zehn Aktions- und Fragerunden gab es keine Probe. Herzige Kinder erklärten die Regeln. Wir sahen amüsante und langweilige Spiele, kurze und (zu) lange, hörten interessante und törichte Fragen und viel Gequassel. «Denn sie wissen nicht, was sie tun» hätte zeitweise besser als Sendetitel gepasst. Das Spiel endete unplanmässig mit einem Unentschieden. Zwei ausgeloste Kandidaten im Publikum bekamen je 25’000 Euro. Zumindest für die beiden haben sich die vier überreichlichen Stunden gelohnt.

Weniger Fiktion und wieder mehr grosse Shows, das ist die aktuelle Programmstrategie von Primetime-Eroberer RTL. Die frühere Show «Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle» (Schöneberger war auch dabei) lief quotenmässig ordentlich. Vom neuen Format erwartet der Kölner Sender einen Renner. Noch sehr fraglich, ob die Rechnung mit der mehrteiligen experimentellen Show aufgehen wird.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Jean Leonhard, 04.05.2019 23:32 Uhr
    Show ist witzig und toll. Jedoch bitte mit Personen die wirklich bekannt sind. Sänger, Schauspieler usw, bitte keine Leute die man nicht kennt und dazu anscheinend über keinerlei Bildung verfügen. Betrifft insbesondere die Show vom 04.05.19. LG
  • Peter Zwissig, 21.08.2018 16:10 Uhr
    «Noch sehr fraglich, ob die Rechnung mit der mehrteiligen experimentellen Show aufgehen wird.» Wenn dieser Satz nicht das Prädikat «Kritik» verdient, dann weiss ich nicht, was ich tue.
  • Robert Weingart , 19.08.2018 13:48 Uhr
    Richtig erkannt, das ist keine Fernsehkritik, ganz schwach von Hildbrand. Wie sagt man doch: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
  • Erich Füglister, 19.08.2018 12:45 Uhr
    In der Schule hiess so etwas "Nacherzählung" und was das mit Kritik zu tun hat, weiss wohl nur die Edelfeder Hildbrand. Einfach verdienstes Geld am Sonntagmorgen. Ich mags ihm gönnen.
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