TV-Kritik

SRF macht Doktorspiele

Die sechsteilige SRF-Sommerserie «Ärzte VS Internet» startete am Montag erfolgsversprechend. Die Rezeptur des (eingekauften) Formats ist einfach: Wer findet schneller heraus, unter welcher Krankheit ein Patient leidet? Drei Ärzte mit ihrem Fachwissen – und in diesem Fall mit insgesamt 70 Jahren Berufserfahrung – oder drei Laien mit Hilfe des Internets?

Sechs echte Patienten erzählen in der Sendung in Kürze offen ihre Krankengeschichten und können von den beiden Teams während einer Minute befragt werden. In der ersten Runde profitieren die Laien (bei der Premiere waren es drei Marketingfachleute) zweifelsfrei von den gezielten Fragen der Mediziner. Danach ziehen sich die Gruppen zurück und erarbeiten aufgrund der begrenzten Informationen separat ihre Diagnose. Die Zuschauer hören bei den Beratungen mit.

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Irgendwie beruhigend: Die Ärzte gewannen das Diagnose-Duell mit 6:4. Erstaunlich und respektabel allerdings, was und wie viel das Team ohne medizinisches Hintergrundwissen in kurzer Zeit bei Dr. Google herausgefunden hat. Die Zuschauer kennen Fabian Unteregger (41) als Komiker. Auch diese Sendung moderiert er locker – freilich nicht als Sprücheklopfer, sondern als cooler Doktor. Der vielseitige Zürcher ist auf dem besten Weg, hierzulande eine ähnlich famose Karriere zu schaffen, wie sie sein brillanter Medizinerkollege Eckart von Hirschhausen (50) als Moderator und Kabarettist bei deutschen Sendern gemacht hat.

Noch ein Wort zu den Internet-Diagnosen: Die Ärzte in der Sendung bestätigten, dass immer mehr Patienten damit in die Praxis kommen. Prima, wenn sich die Leute informieren und dabei lernen. Indes: Eine Online-Recherche kann niemals den Arzt-Besuch ersetzen. Und: Nicht alle Informationen zu Erkrankungen und Behandlungen werden vor der Veröffentlichung im Internet von medizinischen Fachleuten auf ihre inhaltliche Richtigkeit geprüft.

Bleiben Sie gesund. Man weiss nicht, was man hat, wenn man nichts hat.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Hans Flückiger, 10.07.2018 17:31 Uhr
    Das ist eine sehr interessante Sendung und die grundsätzliche Fragestellung brisant. Wenn es ein „Wettbewerb“ oder ein „Rennen“ sein soll, dann ist Ihnen allerdings ein kapitaler Denkfehler unterlaufen: Die Ärzte können nämlich bereits ab dem ersten geschilderten Symptom mit ihrer Arbeit anfangen und könnten somit theoretisch bereits nach dem letzten vorgetragenen Symptom ihre Diagnose bereit haben. Das EDV-Team kann erst nach dem „Los“ des Moderators mit der Arbeit beginnen.
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