TV-Kritik

Wenn SRF Hausbesuche macht

Bislang machten nur Billag-Kontrolleure Hausbesuche bei TV-Zuschauern. Jetzt taten es auch Moderatorinnen und Moderatoren von der SRF-Information – für «Hallo SRF!». Sandro Brotz brachte immerhin Nüssli mit, als er einen jungen Winterthurer «Rundschau»-Betrachter besuchte. Dieser wünscht sich vom Polit-Magazin ein breiteres Abbild des Weltgeschehens. Franz Fischlin machte Visite bei einer Familie am Zürichsee, die von der «Tagesschau» mehr Erklärstücke sowie häufiger Sport und Schmunzelanteile erwartet. Ein Ostschweizer möchte längere Beiträge in «Schweiz aktuell» – und brachte mit seiner Gitarre ein Ständchen für Sabine Dahinden.

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Andere SRF-Konsumenten stören sich an unzutreffenden Verkehrsdurchsagen im Radio oder an den Börsenberichten. Mehr Themen für junge Zuschauer werden gewünscht, etliche finden die «Arena» zu «angriffig» und beurteilen diese als schlechtes Beispiel für respektvolle Diskussionen. Jonas Projer dazu: «Eine Sendung, die fetzt, ist keine schlechte Sendung. Es muss einfach inhaltlich etwas herausschauen.» Von der «Arena» und anderen Informationssendungen erwarten einige Zuschauer, dass die Geschlechter ausgewogener behandelt und eingeladen werden.

Ob Zuschauer, Hörer, TV- und Radiomacher: Es waren wieder alle so nett. Harte Kritik und grosse Würfe bei den Anregungen fehlten erwartungsgemäss auch diesmal. Motto: Schön, dass wir wieder mal darüber geredet haben. Dafür sahen wir leuchtende Augen von hingerissenen Studio-Besuchern (in diesem Jahr sind es über 35’000). Urs Leuthard durfte schliesslich den im Endausbau befindlichen Newsroom vorstellen. Dahinden beschäftigte hausinterne Fakten-Checker. Und Radio-Chefredaktorin Lis Borner sowie SRF-Direktor Ruedi Matter verteidigten den (nachvollziehbaren) Radio-Umzug von Bern nach Zürich.

«Was machen wir gut, was können wir besser machen?», hatte Sandro Brotz zu Beginn der Sendung gefragt. Klingt wie aus einem Weihnachtsgedicht. Gut macht SRF eine ansehnliche Menge. Besser machen? Für einmal nur dies: «Hallo SRF!» einstellen. Das Format ist unnötig. Weil unergiebig.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Ueli Custer, 02.11.2018 08:09 Uhr
    Diese Übung musste ja zwangsläufig genau so scheitern wie die früheren Studiosendungen unter diesem Titel. Ich habe die Sendung gar nicht geschaut. Denn was interessieren mich die persönlichen Wünsche von Frau Meier und Herrn Müller? Das ist doch völlig irrelevant. Die Themengewichtung bei Informationssendungen ist Sache der Redaktion. Und was die dann macht, finden die einen gut und die andern schlecht. Das ist einfach so.
  • Robert Weingart, 01.11.2018 17:31 Uhr
    Genau, aufhören! Die Beweihräuchern sozusagen nur sich selber. Sie wollen offenbar einfach klarstellen, dass es eine Daseinsberechtigung für sie gäbe. Bei ausländischen Sendern habe ich sowas - notabene noch zur besten Sendezeit - nie gesehen. Warum? Die haben es offenbar nicht nötig. Basta!
  • Gabriela Weiler, 01.11.2018 14:50 Uhr
    Deshalb schaue ich nur noch ARD/ZDF und TSI/TSR. Und dies als SVP-Wählerin.
  • Yannick Kummer, 01.11.2018 12:59 Uhr
    Das kann man Herrn Hildbrand nur recht geben: Die erste Handlung, die Frau Wappler nach Übernahme der Dirketion unbedingt vornehmen sollte, ist. die Sendung «Hallo SRF!» einzustellen. Es kamen Fragen wie: «benutzen die Tagesschau-Sprecher einen Teleprompter?». Die Sendung war nur peinlich. Schade für das viele Gebührengeld, um eine reine PR-Sendung zu produzieren, die keinen einzigen Mehrwert bietet. Die Sendung war gleichzeitig auch PR für viele SRF-Mitarbeiter, die sich einmal mehr gleich selbst darstellen konnten. Seit einigen Jahren stelle ich bei mir selber fest, dass ich immer weniger Interesse an den Sendungen von SRF habe - ich war lange Zeit ein Fan des Schweizer Fernsehens. Doch dieses Schweizer Fernsehen ist nicht mehr mein Schweizer Fernsehen. Ich erachte es immer mehr als Zeitvergeudung, diesen Sender noch zu schauen. Leider!
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