Schweiz Tourismus (ST) sucht derzeit auf der Ausschreibungsplattform Simap nach einer «Kreativagentur für Swisstainable-Kampagne 2024». Dies klingt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Doch dahinter steckt mehr: Neu werden nämlich Kreativagenturen wieder nach Bedarf und nach Kampagnen ausgeschrieben. Sie sind nicht mehr Teil des bisherigen Agenturen-Pools.
Schweiz Tourismus untersteht als bundesnahe Organisation mit einem beträchtlichen Auftragsvolumen dem öffentlichen Beschaffungsrecht. Grössere Aufträge müssen deshalb regelmässig öffentlich ausgeschrieben werden. Seit 2021 vergab Schweiz Tourismus Aufträge für die kreative Weiterentwicklung der Destinationsmarke Schweiz sowie für die Umsetzung der Marketingmassnahmen an Agenturen und Film- und Fotoproduktionsfirmen in sechs Losen, eben sogenannten Pools. In einem dieser Pools waren die drei Kreativagenturen Metzger Rottmann Bürge (MRB), Wirz und Bold versammelt (persoenlich.com berichtete).
«Starke Veränderungen der Kommunikation»
Nun folgt der Systemwechsel, Kampagnen werden wieder einzeln ausgeschrieben. Aktuell können bis am 7. November Angebote eingereicht werden. «Aufgrund der starken Veränderungen der Kommunikation und der Entwicklungen in der Agenturlandschaft im Laufe der letzten drei Jahre hat sich ST entschieden, ab 2024 die Tür zu öffnen, um ein möglichst breites Spektrum an kreativen Ansätzen nutzen zu können», so ST-Kommunikationschef Markus Berger auf Anfrage. «Dabei legt Schweiz Tourismus Wert darauf, dass der Ausschreibungsprozess einfach und effizient erfolgt, um den dafür notwendigen Aufwand auf beiden Seiten auf ein Minimum zu reduzieren.»
Dennoch: Mit den bisherigen Pool-Agenturen MRB, Wirz und Bold war Schweiz Tourismus zufrieden. «Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit diesen Agenturen war äusserst bereichernd und von einem konstruktiven Dialog und grossem Vertrauen geprägt», so Berger zu persoenlich.com. Nun müssen sich die drei Agenturen wieder mit mehr Konkurrenz um neue Aufträge bemühen.
Die Agentur Bold bedauert den Systemwechsel. «Von einer langfristigen Kunden-Agentur-Bindung profitieren beide Seiten. Unsere erfolgreichen Projekte für Schweiz Tourismus basieren auch darauf: Wir haben eine gute Zusammenarbeit aufgebaut und uns mit Leidenschaft und grossem Invest für die Marke ins Zeug gelegt», so Moritz Adler, Creative Director und Inhaber der Agentur Bold. «Andererseits war auch innerhalb des Pools jedes Projekt ein Pitch. Ob es der Marke langfristig guttut – und es nachhaltig Sinn macht –, immer wieder neue Partner zu pitchen oder aufwendige Simap-Ausschreibungen zu machen, muss schlussendlich Schweiz Tourismus beurteilen.»
Petra Dreyfus, Co-CEO von Wirz, sagt auf Anfrage: «Aus unserer Erfahrung entstehen die besten Arbeiten aus enger, vertrauensvoller und meist langjähriger Zusammenarbeit. So entstanden in den letzten Jahren auch die extrem erfolgreichen Kampagnen für Schweiz Tourismus. Wir hoffen auf viele weitere gemeinsam Projekte.»
Verständnis, dass Schweiz Tourismus ihre Kommunikation in der einen oder anderen Form ausschreiben muss, zeigt Christoph Bürge, CEO und Partner von MRB. «In den letzten Jahren haben wir als Pool-Agentur gerne, gut und immer wieder erfolgreich für Schweiz Tourismus gearbeitet», bilanziert er. «Deswegen vertrauen wir darauf, dass Schweiz Tourismus auch in Zukunft kreative Ideen erkennen wird – fast egal in welchem Evaluationssystem.»
Weiteres Vorgehen mit anderen Pools offen
Klar ist laut Schweiz Tourismus: Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit den bisherigen Agenturen werde keinesfalls ausgeschlossen. «Schweiz Tourismus ist offen für neue Ideen und innovative Kooperationen und freut sich auf weitere erfolgreiche Kampagnen mit den bisherigen und/oder neuen Agenturpartnern», so ST-Kommunikationschef Berger.
Was mit den anderen Pools geschieht, wo Markenberatungen, Film- und Fotoproduktionsfirmen vereinigt sind, ist im Moment noch nicht entschieden. «Wir mussten jetzt eine Agentur haben für eine bevorstehende Kampagne, weshalb wir uns diese Überlegungen konkret für die Kreativagenturen machen mussten», so Berger. Ob das gleiche Vorgehen auch für die anderen Pools gelten werde, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht entschieden.