24.06.2018

Cannes Tagebuch #5

Eine WM mit allem, was dazugehört

Auch an der Werbe-Weltmeisterschaft gibt es einen Ronaldo, schreibt Manuel Wenzel, Creative Director bei TBWA\Zürich. Dies ist nur eine der vielen Gemeinsamkeiten der beiden Wettkämpfe.
Cannes Tagebuch #5: Eine WM mit allem, was dazugehört
Manuel Wenzel, Creative Director bei TBWAZürich. (Bild: zVg.)

Was fällt den Schweizer Kreativen bei der Werbe-Weltmeisterschaft in Cannes auf? Hier die Eindrücke von Manuel Wenzel, Creative Director bei TBWA\Zürich:

 

Mit dem Cannes Festival of Creativity und der Fussball-WM gibt es 2018 gleich zwei Weltmeisterschaften, die Weltmeisterschaft im Pflügen im deutschen Niedersachsen nicht eingerechnet. Und diese beiden Weltmeisterschaften haben eine Menge gemeinsam.

Wobei zwei Dinge anders sind, als beim Fussball: Hier in Cannes sind die Spieler auch Trainer, Schiedsrichter und Fans. Und die Mannschaften aus aller Herren Länder treten nicht in einer, sondern gefühlten 1000 Disziplinen gegeneinander an. Und: Werbe-Mannschaften bestehen nicht nur aus Männern.

Aber die Gemeinsamkeiten überwiegen.

Auch hier gibt es den Ronaldo, der am Ende einfach wie jedes Mal gnadenlos seine Tore schiesst (Grüezi Dennis). Wobei das hier je nach Kategorie andere «Player» sind. Auch hier gibt es immer mindestens einen Underdog, den die Experten (davon gibt es hier genauso viele, wie beim Fussball) nicht auf dem Zettel hatten. Das wären dieses Jahr wohl wir von TBWA\ gewesen. Und auch hier gibt es grosse Diskussionen über Schiedsrichterentscheidungen! Sogar mit Videobeweis, der hier einfach Case-Film, oder etwas moderner Case-Study heisst. Die Diskussionen sind inhaltlich vielleicht ein bisschen komplexer, als Tor oder kein Tor, aber sie klingen doch sehr ähnlich:

 «Das Ding hätte Gold verdient, es war relevant, tekkie und gab es so noch nicht.»

«Das war nie im Leben Grand Prix.»

«Diese Entscheidung ist für mich nicht nachvollziehbar!»

 Oder auch einfach nur: «Skandal!»

Und auch hier stand plötzlich eine Spielerfrau im Fokus. Spielerfrau, wow, was für ein Begriff oder wie man für Cannes eigentlich passender sagen müsste: was für eine Kategorie in Zeiten von Fempowerment, Equal Pay und Diversity. Wie auch immer. Am Mittwoch stand auf jeden Fall eine Basketball-Spielerfrau plötzlich im Fokus. Auf der Bühne, ihr Zweimeter-Mann: Shaquille O’Neal (für die jüngeren Leser: ein ehemaliger NBA-Spieler).

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Worüber Shaq eigentlich geredet hat, hab ich vergessen. Aber er hat sich darüber gefreut, dass er in Cannes endlich mal inkognito unterwegs sein kann. Zum Shoppen. In der dritten Person über sich selbst sprechend sagte er dann:

«Shaq buys ladies underwear in France!» Und zur Dessous-Verkäuferin seiner Wahl habe er dann gesagt: «I'm looking for ze panties that are small with ze floss for the buttock, that are small in the back.»

Was folgte war eine ausschweifende Erklärung darüber, wo der Thong genau sitzen muss, wie filigran dieser am besten zu sein hat und dass er sich das Ganze den ein oder anderen Stutz kosten lassen wird. Okay.

Ja, das muss man vielleicht nicht so eng sehen. Vielleicht reagiere ich auch etwas hysterisch, Und ja, manchmal ist diese wichtige Diskussion das vielleicht auch ein bisschen. Aber irgendwie fand ich es doch befremdlich, vor Allem, weil am gleichen Tag Veranstaltungen wie «Leading a Generation of Women Ready to Own Their Futures» mit Sophia Amoruso dem CEO von Girlboss stattgefunden hat.

Naja, zurück zur WM.

Manches ist in Cannes sogar besser als bei der in Russland (ja, Terry Savage ist bestimmt auch netter als Putin, aber das mein ich nicht).

Bei der Kreativitäts-WM freut man sich auch über den dritten Platz in Form von Bronze. Und zwar sehr. Beim Fussball hingegen hat das Spiel um Platz 3 den Charme einer Miss-Wahl in einem Provinzclub, veranstaltet vom örtlichen Sonnenstudio.

Eine letzte, sehr schöne Gemeinsamkeit ist, dass hier wie beim Fussball aus Konkurrenten plötzlich Verbündete werden. Genauso wie man in der Schweizer Werbe-Liga eben gegeneinander spielt, genauso feiert man hier gemeinsam den Erfolg für die Schweiz!

Den feiern wir diesmal mit den Mannschaftkameraden von Jung von Matt, Y&R, Wirz, Saatchi & Saatchi und TBWA\.

Glückwunsch, Kollegen.


Alle Berichte und Interviews zu den Cannes Lions 2018 finden Sie hier.



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