24.01.2019

Werbekampagne zu #MeToo

Viel Kritik an Gillette-Spot von Frauen

Die umstrittene Werbung des Rasierer-Riesen hat viel, aber deutlich negative Aufmerksamkeit gebracht. Der Datenanalytiker MavenMagnet hatte hunderttausende Online-Reaktionen untersucht.
Werbekampagne zu #MeToo: Viel Kritik an Gillette-Spot von Frauen
Der neue Werbespot von Gillette sorgte für einen wahren Shitstorm. (Bild: Screenshot)

37 Prozent der Frauen haben schlecht auf den Mitte des Monats veröffentlichten, umstrittenen Gillette-Spot reagiert. Dies zeigt eine Analyse des Datenanalytik-Hauses MavenMagnet.

Schon kurz nach der Veröffentlichung war klar, dass der Gillette-Spot, der sich gegen klassisch-aggressive Männlichkeit richtet und Männer zu positiverem Verhalten aufruft, bei selbsternannten wahren Männern nicht gut ankam (persoenlich.com berichtete). Um die allgemeine Reaktion einzuschätzen, hat MavenMagnet hundertausende Online-Reaktionen von YouTube über Twitter und Facebook bis hin zu Kommentaren auf News-Seiten und in Foren untersucht. «Wenn Gillette die Konversation anregen wollte, ist das den 920’000 Posts, die wir analysiert haben, zufolge gelungen», meint Unternehmensgründer Aditya Ghuwalewala.

Für das Unternehmen könnte Ghuwalewala zufolge aber überraschend kommen, dass auch so viele Frauen schlecht auf den Spot reagiert haben. «Hohe Negativität wurde von der Wahrnehmung getrieben, dass Gillette unfair in Sachen Geschlechterrechte ist sowie von Skepsis, dass das Unternehmen echte Veränderung bewirken will», so Ghuwalewala weiter.

Da mangelt es Gillette tatsächlich etwas an Glaubwürdigkeit. Speziell im englischsprachigen Raum hatten viele Frauen erneut auf die #PinkTax, also die höheren Preise der rosanen Venus-Modelle von Rasierern im Vergleich zu Männer-Modellen, hingewiesen.

(Kein) PR-Desaster

MagnetMaven zufolge war der auf den Spot folgende Online-Buzz zu 64 Prozent negativ und zu 34 Prozent positiv. Die Netto-Reaktion (Prozent positiv minus Prozent negativ) lag also bei minus 30 Prozent. Das ist um 104 Prozent schlechter als der Median 2640 anderer Marken-Kampagnen, die das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren erfasst hat – also wirklich extrem negativ für Werbeverhältnisse.

Ob sich das negativ auf das Geschäft auswirkt, bleibt abzuwarten. Denn nur 43 Prozent der Konsumenten sind gegen die Werbestrategie der Marke, während 55 sie eigentlich befürworten. Manche denken sogar, dass diese letztlich deutlich profitieren werde. «Für all die Männer, die es leider nicht kapieren und sagen, sie kaufen nie mehr Gilette, gibt es wahrscheinlich fünf mehr Frauen, die in Zukunft für sich oder ihren Partner Gilette kaufen», so ein Kommentar.

Die Männer unter den Schweizer Kreativen waren sich nicht einig, was sie vom Gillette-Spot halten sollen. Was den einen «mutig» und «gut gemacht» erschien, fanden andere «unglaubwürdig». Auch die Schweizer Werberinnen urteilten von «toll gemacht» bis «Pfui deibel». (pte/cbe)



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Kommentare

  • Petra Koerfer, 25.01.2019 10:47 Uhr
    Da fühlen sich ein paar Typen durch einen Werbespot auf den Schlips getreten und es gibt eine riesen Aufregung. Erhebungen, Analysen und Prognosen werden gemacht. Ladies, unser kollektiver Aufschrei ob der pheromongesteuerten Huschelis, die sich an frisch geduschte Männerbrüste werfen, grölenden Fussballfans das Bier zum Fernseher tragen oder sich auf Motorhauben räkeln, war definitiv etwas zu verhalten.
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