07.02.2019

Rod Kommunikation

«Wir müssen in neuen Formaten denken»

Die Zürcher Kreativen passen ihr Agenturmodell an. Neu werden einzelne Kommunikationsdisziplinen losgelöst von ganzheitlichen Kampagnen-Mechaniken angeboten. Agenturpartner David Schärer über Content, Public Affairs und Start-ups.
Rod Kommunikation: «Wir müssen in neuen Formaten denken»
Hat das Agenturmodell konsequenter auf die Eigenheiten des Kommunikationsmarkts ausgerichtet: David Schärer, Partner bei Rod. (Bild: zVg.)
von Christian Beck

Herr Schärer, Rod bastelt am eigenen Agenturmodel. Unter anderem bauen Sie in Sachen Content aus. Was wird neu?
Rod hat sich immer schon sehr stark an Content-Konzepten orientiert und Botschaften in einer narrativen Struktur geplant und umgesetzt. Viele unserer erfolgreichen Arbeiten der letzten Jahre sind genuine Content-Kampagnen. Mit der Neustrukturierung unseres Angebots ist es möglich, dass Werbeauftraggeber Rod für einzelne Disziplinen buchen können. Das ist ein Bedürfnis.

Sie sagen es selbst: Content war bisher schon ein Steckenpferd von Rod. Alter Wein in neuen Schläuchen also?
Wir passen uns an ein immer stärker werdendes Kundenbedürfnis an und haben die Agentur so gebaut, schnell und effizient Content-Strategien und -Umsetzungen zu entwickeln, die zum Talking-Piece werden. Dabei bieten wir von der Strategie, über die Idee bis zur Distribution alles an.

Swisscom hat an der Dreikönigstagung angekündigt, künftig vermehrt auf Storys in Medien setzen zu wollen (persoenlich.com berichtete). Wollen Auftraggeber einfach nicht mehr in Inserate investieren?
Das ist sicher eine Entwicklung, die nicht erst seit der Ankündigung von Swisscom, künftig weniger Volumen in klassischen Werbeformate investieren zu wollen, zu beobachten ist. Die fehlenden Werbeeinnahmen der Medien, stellen dieselben vor grosse Herausforderungen. Und selbstverständlich hat dies auch für uns Werber Auswirkungen, wenn wir in neuen Formaten denken müssen.

«Die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung ist das wichtigste Gut»

Aber woher kommt der Boom, dass nun plötzlich alle im redaktionellen Teil vorkommen möchten?
Die Erklärung dafür ist sicher nicht monokausal und hängt von technologischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte genauso ab, wie von den veränderten Kommunikationsbedürfnissen von Werbeauftraggebern. Der Trend ist für den Kommunikationsmarkt aber nicht unproblematisch: Medien können dem Wunsch von Werbeauftraggebenden, im redaktionellen Teil platziert zu werden, nicht einfach entsprechen. Die Glaubwürdigkeit ihrer Berichterstattung ist ihr wichtigstes Gut und richtigerweise nicht verhandelbar. Das führt zu einer asymmetrischen Nachfrage- und Angebotssituation. Man muss aufpassen, dass dies nicht auf Kosten der freien Meinungsbildung geht. Redaktionelle Präsenz von Botschaften kann und darf nicht verordnet werden, es ist wenn schon in der Pflicht der Marken und der Agenturen, ihren Anliegen Nachrichtenwert zu schaffen um dann vielleicht eine Resonanz im redaktionellen Teil zu erwirken.

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Zurück zum Agenturmodell. Neu ist der Bereich «Public Affairs». Warum möchten Sie diesen Bereich erschliessen?
Dass Rod sich für politische Belange engagiert, ist ja kein Geheimnis. Die Agentur war in der Nein-Kampagne um «No Billag» involviert, wir haben Tim Guldimann in seinem Wahlkampf um seinen Sitz in den Nationalrat unterstützt und begleiten aktuell die kantonale FDP Zürich. Den politischen Diskurs mitprägen zu wollen, ist nicht nur Teil der DNA der Agentur, sondern auch Ausdruck über die Fähigkeiten, die wir in der Öffentlichkeitsarbeit für das politische Argument verfügen.

Was kann hier Rod bieten, was andere spezialisierte Agenturen nicht längst auch können?
Rod ist exzellent in den einzelnen Disziplinen, was aber den Unterschied macht ist es, alles zusammenzuführen und in den Dienst einer Kampagne oder eines Auftraggebers zu stellen. Dies tun wir, in dem wir eine Kampagne in einer sehr präzisen dramaturgischen Struktur komponieren und uns an einem Ereignisverlauf orientieren. Das ist die Anatomie all der hochwirksamen Kampagnen, die wir zusammen mit unseren Kunden in den letzten Jahren entwickelt haben. Denken Sie nur an die «Love Life»-Kampagne oder an die Lancierung des Digipigi von Credit Suisse.

Rod will sich auch verstärkt um Start-ups kümmern. Dort ist doch nichts zu holen…
Oh doch! Da liegt viel Zukunft drin.

«Unternehmen werden gegründet, um Werte zu schaffen»

Ein gutes Produkt eines Start-ups mag ja unterstützungswürdig sein. Aber wie wollen Sie hier Geld verdienen?
Unternehmen werden gegründet, um Werte zu schaffen und nicht, um L‘art pour l‘art zu sein. Wir können neuen Unternehmen helfen, diese Werte zu schaffen. Für Kreative ist es dazu essenziell, über den Tellerrand zu schauen und neue Mindsets und Perspektiven einzunehmen.

Zusammengefasst: Rod passt das Agenturmodell den Kundenbedürfnissen an. Lief es in letzter Zeit schlecht?
Ganz im Gegenteil, wir haben ja gerade erst den «Love Life»-Etat des BAG wieder gewonnen. Die Zusammenarbeitsmodelle mit den Kunden werden immer kollaborativer, und zum Teil fordern Auftraggeber sogar Co-Creation unter Agenturen. Das Agenturmodell soll dieser Entwicklung Rechnung tragen.

 



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