«Eigentlich wollte ich nie ein Fernsehstudio neben einer Kehrichtverbrennungsanlage gründen», sagte Roger Schawinski und deutete auf die überdimensionierte Anlage an der Josefstrasse. Es war im Frühjahr 1994 und wir – die angehenden Videojournalisten von TeleZüri, darunter Eva Wannenmacher, Reto Brennwald, Peter Röthlisberger, Nik Niethammer und meine Wenigkeit – standen vor dem Steinfelsareal, in welchem in fünf Monaten der neue TV-Sender starten sollte.
Ein bisschen verloren schlenderten auch Hugo Bigi und Daniela Lager, die zukünftigen Anchor, durch die Baustelle. Noch war nichts zu sehen, was an einen TV-Sender erinnerte. Ausser, dass der heutige Goldbach-Chef Michi Frank bereits als Verkäufer engagiert war und Ex-Tagi-Investigativstar Hampi Bürgin als Chefredaktor. Medienpionier Schawinski aber war an jenem regnerischen Donnerstagabend in seiner Euphorie kaum zu bremsen und wippte von einem Fuss auf den anderen: «Das Schweizer Fernsehen muss sich warm anziehen.»
Die Fortsetzung ist bekannt: Mittlerweile ist TeleZüri 28 Jahre on air, ist ein Teil der Zürcherischen Identität, hunderte, ja tausende von Gästen haben sich im knatternden Thyssen-Lift in die Studioräumlichkeiten im dritten Stock hinaufgezwängt.
Damit ist es nun definitiv vorbei: Obwohl der Auszugstermin immer wieder herauszögert wurde, wird TeleZüri spätestens im Frühsommer in seine neuen Studioräumlichkeiten direkt neben dem Schweizer Fernsehen dislozieren. Aus Kosten- und auch Effizienzgründen. Scheiden tut wirklich weh.
Das Ende einer Ära: Mitte der Neunzigerjahre war TeleZüri eines der ersten Start-ups, die sich in der Nähe der Hardbrücke ansiedelten. Ausser dem Multiplexkino Cinemax (heute Blue), dem Back&Brau und einer Tanzschule war das Gebiet noch eine städtebauliche Öde. Ich mag mich gut erinnern, wie ich anfänglich mit grossem Bammel im Tram zum Escher-Wyss-Platz, irgendwo am ausufernden Ende der Stadt, fuhr. Doch es war Schawinskis Instinkt, dass ein Stadtfernsehen in ein aufstrebendes Trendquartier gehört.
Am Bildschirm wird der Standortwechsel kaum bemerkbar sein, trotzdem schleicht sich eine leichte Melancholie ein. Am Ende sind es Orte, die ein Medium prägen – und umgekehrt. Möglicherweise ist es mehr als Zufall, dass ausgerechnet auch in diesen Tagen die Kehrrichtverbrennungsanlage an der Josefstrasse abgerissen wird. Die einzige der Stadt befindet sich nun im Hagenholz, in unmittelbarer Nähe des Leutschenbach – und des neuen TeleZüri-Standortes.
BLOG
Abschied vom Steinfels