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Alle Jahre wieder...

Marcus Knill

Unzählige nehmen sich an jedem Silvesterabend viel vor, um das eigene Verhalten im neuen Jahr zu verbessern. Nach wenigen Wochen sehen sie dann, dass sie scheitern. Keiner der Vorsätze lässt sich langfristig umsetzen.

Dieses Phänomen kann einfach erklärt werden: Nur wer sich auf einen Lernpunkt fokussiert, hat die Chance, sich zu verbessern. Veränderungen sind erst dann erfolgreich, wenn die Verbesserung zur neuen Gewohnheit wird. Das erlebe ich ständig bei meiner Tätigkeit als Berater, wenn es darum geht, Kommunikationsprozesse zu verbessern.

Wir dürfen niemandem mehrere Lernbilder mit auf den Weg geben. Zur Veranschaulichung: Wenn Sie durch eine Wiese einen neuen Weg beschreiten, gibt es noch keinen Pfad. Nach kurzer Zeit stehen die Halme auf und vom Durchgang ist nichts mehr zu sehen. Erst dann, wenn wir den neuen Weg regelmässig begehen, hinterlässt unser Verhalten einen Trampelpfad, der sichtbar bleibt.

Deshalb gilt auch bei Verbesserungsprozessen: Nur wenn wir das neue Verhalten ständig wiederholen, bis es zur Gewohnheit wird, bildet sich auch in unserem Gehirn eine neue Verbindung, die erst mit der Zeit automatisch genutzt wird. Eine einmalige Korrektur bringt somit wenig – höchstens die übliche Enttäuschung. Deshalb die grosse Rückfallquote bei allen, die mehrere Vorsätze mit ins neue Jahr nehmen.

Die Erkenntnis des Fokussierens auf nur einen Lernpunkt oder einen Lernpfad nutzen auch erfahrene Trainer im Sport, Ausbilder, Ärzte und Berater. Die Architekten der neuen Lehrpläne haben bereits eingesehen, dass die Wiederholung von Lernprozessen viel mehr beachtet werden müsste.

Tipps:

1. Beschränke Dich auf nur einen Vorsatz.

2. Zeichne diesenVorsatz als Piktogramm auf mehrere kleine Post-its.

3. Hafte die Piktogramme gut sichtbar an den Spiegel – sei es im Badezimmer, im Büro oder in der Toilette.

4. Nun gilt es den neuen Pfad unverzüglich zu begehen. Dies nicht nur tun wollen, sondern auch tatsächlich tun.

5. Jetzt ist Ausdauer und Wiederholung gefragt. Es braucht stets eine gewisse Zeit, bis das neue Verhalten zur Gewohnheit wird.

6. Lass Dich nicht ablenken. Es gibt stets Gründe, wieder den alten, bequemeren Pfad zu beschreiten.

Und bedenke: «Der schwierigste Weg, den der Mensch zurückzulegen hat, ist der zwischen Vorsatz und Ausführung.» (Wilhelm Raabe 1831 - 1910) 


 Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik und Autor der virtuellen Navigationsplattform für Kommunikation und Medien rhetorik.ch.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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