Es gibt im medialen Leben zwei Konstanten: das Januar- und das Sommerloch. Wobei ersteres vor allem die Verleger und die fehlenden Werbeeinnahmen zu Jahresbeginn betrifft. Zweiteres ist für die Journalisten fast schon relevanter. Es ist die – vermeintlich – nachrichtenlose Zeit während der heissen Sommermonate, in Spanien als «serpiente de verano», die Sommerschlange, bekannt. Exakt vor 164 Jahren wurde das «Phänomen Sommerloch» in der britischen «Saturday Review» erstmals als «alberne Jahreszeit» beschrieben.
Aufgrund des frühen Sommers stellt sich bereits jetzt die Frage nach dem publizistischen Sommerloch. Das Monster von Loch Ness, zuverlässigstes Indiz für Nachrichtenflaute, blieb bisher unter Wasser. Das letzte Mal war es im März aufgetaucht, seither herrscht Ruhe in Schottland. Selbst der Bürgermeister der deutschen Gemeinde Sommerloch musste – gemäss Internet – in diesen Tagen noch keine Interviews geben. In der Regel die letzte Anlaufstation für verzweifelte Journalisten.
Doch auch bei uns kein Sommerloch: Dem Ende der Peoplesendung G&G, der Fussball-Euro der Frauen, Viola Amherds überteuerter Kampfflieger und vor allem Donald Trumps politischer Endlossoap sei Dank. Momentan sind unsere Gewässer seichter als die Inhalte in den Medien. Ähnlich wie beim Loch Ness stellt sich die Frage: Ist das Sommerloch mittlerweile nur noch ein Phantom? Auf das Januarloch trifft dieses sicherlich nicht zu. Dieses existiert mittlerweile das ganze Jahr.
Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.
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Amherd und Trump sei Dank