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Apple bringt das Internet in Gefahr

David Fischer

Die Gründung eines neuen Unternehmens ist immer mit Risiken verbunden, aber es sind Risiken, die ehrgeizige Menschen jeden Tag auf der ganzen Welt auf sich nehmen. Sogar in dieser schwierigen und unsicheren Zeit, die Einschränkungen für uns alle mit sich bringt, finden diese Menschen Wege, ihr Unternehmen am Laufen zu halten. Sie verlagern ihr Geschäft ins Internet, kommunizieren dort mit ihren Kunden, treffen auf neue Zielgruppen und erkunden neue Märkte.

Die Tatsache, dass sich so viele Unternehmen – bei denen alles auf dem Spiel steht – dafür entscheiden, ihr Marketingbudget bei Facebook zu investieren, ist ein Privileg für uns, das wir nicht als selbstverständlich hinnehmen.

Wir wissen aus jahrelanger Erfahrung, dass Unternehmen ihr Marketingbudget bestmöglich nutzen können, wenn sie Kunden durch gezielte, digitale Werbung ansprechen. Unabhängig von der Höhe des Budgets oder der Grösse des Unternehmens ermöglicht es gezieltes Marketing, mehr Menschen an mehr Orten zu erreichen, als dies über Plakatwände oder Werbespots in Radio und Fernsehen möglich wäre – zumal diese Kanäle für die meisten kleineren Unternehmen unerschwinglich sind.

Darüber hinaus wird immer deutlicher, dass der Onlinehandel, der während der Corona-Pandemie stark zugenommen hat, mehr als nur ein kurzfristiger Trend ist. Das Internet – mit all seinen Vorteilen – ist damit ein noch wichtigerer Bestandteil der Gesellschaft und unseres Alltags geworden.

Zielgerichtetes Marketing ist essentiell für die Geschäftsaktivitäten kleiner Unternehmen auf der ganzen Welt, die noch immer mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen haben. Trotzdem: Die Zukunft dieses wichtigen Instruments ist bedroht.

Ein Grund dafür ist, dass Menschen und Gesetzgeber zunehmend über die Verwendung von persönlichen Daten besorgt sind: Wohin diese gelangen, wer Zugang zu ihnen hat und wie sie genutzt werden können. Wir nehmen diese Bedenken sehr ernst und sind der festen Überzeugung, dass Datenschutz und personalisierte Werbung keine Gegensätze sein müssen.

Facebook hat bereits mehrfach eine stärkere Regulierung gefordert. Wir brauchen bessere Regeln für das Internet: Regeln, die das Recht der Menschen respektieren, selbst zu entscheiden, was mit ihren Daten geschieht; Regeln, die Wettbewerb und Innovation fördern; und vor allem Regeln, die sicherstellen, dass das Internet für alle offen und zugänglich bleibt.

Für das Internet, wie wir es kennen und damit für alle Unternehmen, die darauf angewiesen sind, droht jedoch Gefahr: Die weitreichenden Änderungen, die Apple vornehmen möchte, werden kleinen Unternehmen und Entwicklern, die auf personalisierte Werbung angewiesen sind, unverhältnismässig schaden. 

Werbebasierte Geschäftsmodelle sind seit langem ein wesentlicher Faktor für das Wachstum und die Vielfalt des Internets. Personalisierte Werbung ermöglicht es Unternehmen, knappe Ressourcen effektiv zu investieren, mit Kunden in Kontakt zu treten und zu wachsen. Ohne personalisierte Werbung würden viele neue Unternehmen niemals den ersten Schritt schaffen. Onlinedienste, die den Menschen durch ein werbebasiertes Geschäftsmodell kostenlos angeboten werden, würden nicht überleben können. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Apple seine eigenen personalisierten Werbeanzeigen von den neuen Richtlinien ausnimmt.

Einige Unternehmen – darunter auch Facebook – wollen das werbegestützte Internet sowie den sich daraus ergebenden Wettbewerb und das Wachstum erhalten. Denn dies ermöglicht es Unternehmerinnen und Unternehmern, Kleinunternehmen und Start-ups, ihre Produkte und Dienstleistungen möglichst vielen Menschen anzubieten. Dies gilt insbesondere an Orten, an denen Abonnementdienste für die meisten unerschwinglich sind. Wir wissen, dass einige Unternehmen anders denken und Abomodelle fördern, die allerdings zu viele Menschen ausschliessen.

Bei vielen Gründerinnen und Gründern sowie kleinen und mittleren Unternehmen steht angesichts der Pandemie aktuell alles auf dem Spiel. Es ist also nicht der richtige Zeitpunkt, ihnen ihr wichtigstes Instrument für Wachstum zu nehmen. Stattdessen sollten wir ihnen mehr Ressourcen und mehr Instrumente an die Hand geben, um diese schwierige Zeit zu überstehen.

Unsere Branche mag Herausforderungen zu meistern haben. Es ist aber ein Fehler, Unternehmen zu zwingen, mehr Geld für Werbung zu bezahlen, um letztlich weniger relevante Zielgruppen zu erreichen. Genau so wenig sollten Menschen Werbeanzeigen präsentiert bekommen für Produkte und Dienstleistungen, an denen sie nicht interessiert sind.

Wir bei Facebook wissen, dass es einen Weg nach vorn gibt, der sowohl die Privatsphäre respektiert als auch das freie, werbefinanzierte Internet bewahrt, von dem so viele kleine Unternehmen abhängig sind. Und wir werden weiterhin mit Regierungen und politischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten, um diesen Weg zu finden.


David Fischer ist der Chief Revenue Officer bei Facebook. Er ist für das Werbegeschäft von Facebook verantwortlich und leitet die Verkaufs- und Marketingteams weltweit.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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