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Aufgefallen bei den Cannes Predictions

Dass ein straffes Budget nicht unbedingt zu Lasten der Kreativität gehen muss, beweist dieser Spot von Y&R Amsterdam. Unter den am Dienstag bei den Cannes-Predictions in Zürich gezeigten Löwenanwärter-Kampagnen finden sich viele aufwändig produzierte Werbefilme, wie etwa diejenigen für Nike („My Time is Now“) oder („Addiciton /Before After“) oder die opulenten Inszenierungen für Sony Playstation 3 („Michael“) oder für „The Guardian“ („Three little Pigs“); Ganz anders LG’s „The Thief“. Der millionenfach angeklickte Viralspot ist eine Lowbudget-Produktion, die in Sachen Technik an Schlichtheit kaum zu unterbieten ist und sogar vollständig auf Musik verzichtet. Er überzeugt vor allem darin, dass er das produkteigene Nutzenversprechen äusserst anschaulich und auf unerwartete Art und Weise illustriert. Unerwartet deshalb, weil niemand, der unscharfe Schwarzweissbilder einer Überwachungskamera betrachtet, auf Werbung für ein Elektronikgerät wartet. „Was ist mit dieser Person, die sich mit irritierender Gangart durch die Elektronikabteilung eines Warenhauses bewegt?“, fragt man sich beim ersten Anschauen. Denn gestohlen hat der Mann mit dem emotionslosen Blick ja offenbar nichts. Erst als er das Geschäft durch die Schiebetüre verlässt und sich daher in einem für ihn weniger günstigen Winkel der Überwachungskamera präsentiert, wird klar: Unter seinem Arm trägt er ein TV-Gerät, den "grössten, leichtesten und dünnsten Fernseher mit lediglich vier Millimetern Breite“. Lange realisiert der Betrachter gar nicht, dass es sich um einen Werbefilm handelt. Erst durch Einblendung des LG-Logos zu Filmende wird die Absicht deutlich. Und auch diese Marken-Einblendung, über ein fast wie zufällig angebrachtes Schaufensterplakat, wirkt überhaupt nicht aufdringlich, sondern eher wie ein zufälliger, zurückhaltender Wink. In seiner unaufdringlichen Schlichtheit illustriert der LG’s-Werbespot, was gute Werbung primär ausmacht: Phantasie. Am Sonntag, 17. Juni startet das Cannes Lions Festival of Creativity. Ab Dienstag lesen Sie an dieser Stelle weitere Posts. Unter der Rubrik „Aufgefallen“ schildern Schweizer Werber tagebuchartig, was sie am Festival bewegt und beeindruckt.
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