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Aus zwei mach eins

Die Salamitaktik wird ohne Ende sein, wenn die SRG kein klares Konzept hat, wie man mit den zwei Fernsehprogrammen in die Zukunft geht. Die Medienlandschaft hat sich durch die Medientechnik radikal verändert. Es ist schon lange keine «Pflicht» mehr, internationale Filme und Serien zu zeigen. Sie sind auf Dutzenden von Sendern, die man überall empfangen kann, schon lange zugänglich. «Made in Switzerland» ist die SRG-Aufgabe von heute, vieles in diesem Bereich macht man dort auch sehr gut. Das ist mit einem Programm möglich, und Frankreich machte es vor vielen Jahren schon vor.

TF1 war lange Zeit ein öffentlich-rechtliches Programm. 1987 wurde der Sender privatisiert und an ein Konsortium unter Führung des Baukonzerns Bouygues verkauft. Eine solche Umwandlung ist bis heute europaweit einmalig geblieben, allerdings existieren in Form von TV2 (Dänemark) und Channel 4 (Grossbritannien) Privatsender, die teilweise die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Fernsehens übernehmen. Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen Frankreichs (heute in France Télévisions zusammengefasst) verblieben die Kanäle Antenne 2 (jetzt: France 2), FR 3 (nun: France 3) und La Cinquième (heute: France 5). Aber: TF1 ist unumstrittener Marktführer der französischen Fernsehlandschaft.

Ob die Schweizer Verlage, die zum Teil noch mehr auf der Sparbüchse sitzen als die SRG, den Mut hätten, einen zweiten Kanal in den jeweiligen Landesteilen zu betreiben, ist kaum zu erwarten, aber nicht auszuschliessen. Unternehmer könnten Interesse haben, logischerweise aus SVP-Kreisen. Dort hat man Geld.

Die SRG aber hätte pro Landesteil einen Kanal und eine klare Aufgabe. Endlich könnte das Budget ein grosszügiges Programm ermöglichen. Die Basis wäre unternehmerisch klar.


Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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KOMMENTARE

Raphael Weber
14.02.2025 08:40 Uhr
In der Schweizermedienlandschaft läuft einiges falsch. Es wurde bislang nie definiert, was genau von der SRG erwartet wird und was nicht. Bzw. wozu die Gebühren erhaltenden diese einzusetzen haben. Dies hat leider auch die Billag Initiative, die Halbierungsinitiative und auch der Gegenvorschlag bislang verpasst. In Frankreich sind die Öffentlich-Rechtlichen Sender werbefrei. Man erinnere sich, auch SRF-info war zu Beginn werbefrei und als reiner Wiederholungskanal angedacht. Auch findet man in Frankreich auf Françe 2-5 praktisch keine Blockbuster Movies oder grosse Sportevents, die sind eher im Pay-TV bei Canal+ oder den Privaten. Frankreich benötigt auch keine separate Gebühreneinzugsfirma. Würde man dies in der Schweiz identisch der Kirchensteuer handhaben, könne man jährlich 18 Mio. an Serafe Betriebskosten sparen (könnte sich die SRG gleich 9 G&G Sendungen leisten). Fazit: Man hätte eher ein duales System einführen sollen, welches WERBUNG und GEBÜHREN trennt. Wer öffentliche Gelder bezieht muss auf Werbung verzichten, egal ob ÖR oder Privat. Da kann sich dann jeder Konzern entscheiden, welchen Weg er gehen möchte. Zudem gehört die Gebührenerhebung in die normale Steuer überführt und wie jede andere Glaubensgemeinschaft, mit Austrittsmöglichkeit. Und der Leistungsauftrag gehört klar definiert. Auch hier wurde in den vergangenen Jahren mehr Geld gesprochen und gleichzeitig der Anspruch reduziert. Es sollte auch öffentlich ausgewiesen werden, wie die Gelder verwendet werden.
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