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Beim nächsten Mal wird alles besser...

Roger Schawinski

Ich weiss, dass ich diese Macke einfach nicht wegkriege. Aber als jemand, der das Medium nicht nur unbändig liebt, sondern es auch während Jahrzehnten von innen erlebt und mitgestaltet hat, bilde ich mir nicht nur Meinungen, sondern habe auch den Drang, sie zu verbreiten. So zum Beispiel zum "Swiss Award". 1. Auch in Deutschland habe ich erlebt, dass solche Shows allesamt zu lange dauern. Die Zuschauer am Bildschirm können sich dem mit Wegzappen entziehen, nicht aber das anwesende Publikum, das immer weiter abschlafft, was natürlich spürbar auf die Stim- mung schlägt. Dies ist ein Grund, weshalb die Quoten selbst von sehr aufwendig produzierten Award-Shows wie "Bambi" oder "Echo" in steilem Sinkflug sind. Dem "Swiss Award" würde eine zeitliche Begrenzung auf zwei Stunden gut anstehen.
2. Man sollte Sportler und das gesamte Show- Business ausschliessen. Die haben ihre eigenen Award Shows, die von SRF ebenfalls übertragen werden. Dass deswegen unerwünschte Verdoppelungen entstehen, ist das eine. Viel gravierender ist die Wahl des Hauptpreisträgers durch das telefonierende Publikum. Sportler und Sänger können dabei auf ihre Fanclubs zählen, nicht aber Politiker oder sozial engagierte Menschen. Deshalb wurde nach Didier Cuche diesmal Dario Cologna gewählt und Shooting-Star Bastian Baker schaffte es auf den dritten Platz. Undenkbar, wenn der gar gewonnen hätte! 3. Um eine solche Abwertung des Titels "Schweizer des Jahres" zu vermeiden, muss der Kreis der Nominierten auf die Bereiche Politik, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft eingegrenzt werden. Dann haben verdiente Leute wie IKRK-Chef Jakob Kellenberger eine echte Chance, den Titel zu gewinnen. Und dann haben wieder Politiker, wie der verstorbene Otto Ineichen, oder unsere in Entwicklungsländern engagierten "Gutmenschen" die Möglichkeit, durch ihre Wahl auf ihr beispielhaftes Wirken aufmerksam zu machen. 4. Beim heutigen Verfahren sind die meisten der Nominierten einer breiten Öffentlichkeit unbekannt, was den Glamourfaktor und damit das Mitfiebern stark beeinträchtigt. Dies liegt einmal daran, dass unbedingt auch mehrere Kandidaten aus dem Tessin und der Westschweiz dabei sein müssen, um so den Mythos einer gesamtschweizerischen Veranstaltung aufrechterhalten zu können, obwohl die Sendung in den anderen Landesteilen nur beschränkte Aufmerksamkeit geniesst. Anderseits sieht das Reglement vor, dass jemand, der einmal nominiert worden ist, nicht mehr zur Wahl vorgeschlagen werden kann. Da die Schweiz jedoch kein Übermass an Prominenz geniesst, muss man so immer weiter in Bereiche vordringen, auf die das Licht der Medien nicht gefallen ist. Es wäre ein Einfaches, diese Regelung fallen zu lassen.
5. Es handelt sich um eine Show. Punkt. Die Idee, eine News-Moderatorin einzusetzen, führt in die falsche Richtung. Gefragt sind nicht tiefschürfende und kritische Interviews, sondern andere Qualitäten. Diese Diskrepanz wurde durch den Vergleich zwischen Christa Rigozzi und Sven Epiney einerseits und Su- sanne Wille andererseits augenfällig. 6. Offenbar ist die starke Werbepräsenz von Swisslos gegeben, weil die Sendung vorwiegend so finanziert wird – etwas übrigens, was in Deutschland nicht einmal bei Privatsen- dern möglich wäre, denen solche Sendungen durch die Landesmedienanstalten verboten wurden. Und da die Ziehung der Gewinnnummern dramaturgisch immer ins Leere fällt, weil die jubelnden Gewinner ja unsicht- bar bleiben, müsste man versuchen, diesen Teil einzukürzen. Allein die Anwesenheit von potenziellen Millionären bietet einiges an Spannung und Unterhaltung und passt in eine Show. Ich weiss, das alles geht mich nichts an. Und ich verspreche, ich versuche mich zu bessern. Das heisst, bis zum nächsten Mal ...
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