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Cannes ist tot. Es lebe Cannes!

Unter dem Motto «This is your moment. Make history» waren alle wieder da: Die Junior:innen im Siegestaumel, die Martinez-Hacker:innen, die Bändchensammler:innen, die coolen Gold-Abholer:innen in Flipflops, die holländischen Musikproduzent:innen, die aus der ominösen Fifa-WhatsApp-Gruppe und sogar die Zigarrenraucher über der Austern-Etagere. Der Rosé war kühl und dann schnell auch wieder nicht mehr. Die Strände waren gebrandet. Die Pappen hingen im Keller, die Löwen blinkten bei der Verleihung, die angelsächsischen Speaker verführten rhetorisch gekonnt mit Motivational Quotes, in denen immer das Wort «bold» vorkommt.

Eigentlich alles wie immer. Oder?

Nicht ganz. Irgendetwas scheint passiert zu sein, seit wir uns alle 2019 zum letzten Mal gesehen haben. In den zwei Jahren Zwangspause hat sich die Welt weitergedreht, der Zeitgeist mit ihr – und man sieht es an einigen Arbeiten: Eine junge Generation von Kreativen kommt immer mehr zu Wort und es lohnt sich, ihr zuzuhören. Natürlich gab es immer noch «Goldgold» und wegdesignte Logos.

Aber eine Sache war neu: Wokeness, nicht mehr nur als gesellschaftlicher Trenner, sondern als verbindendes Element. Ein spielerischer Umgang damit. Eine neue Art von Markenhumor, die sich selbst nicht ganz so ernst nimmt und so niemanden mehr ausschliesst – aber für alle Anschlussmöglichkeiten bietet. Eine Handreichung der Gen Z an alle vor ihr – und nach ihr. Generationell hänge ich selbst da zwischen den Stühlen. Aber ich hoffe, unsere jungen Leute nehmen mich mit auf die Reise.

Zugegeben: Die Schweiz hatte wirklich kein gutes Jahr. Aber: Am Montag ist der 1. Januar für alle Kreativen der Welt. Ein Jahr Zeit für uns, dafür zu sorgen, dass sich die Werbewelt weiterdreht. Denn wir wissen: Haters gonna hate. Creators gonna create. Wir sehen uns hoffentlich im nächsten Jahr alle dort. Ich freu mich schon.



In der Serie «Postkarte aus Cannes» teilen Vertreterinnen und Vertreter der Schweizer Werbebranche ihre Eindrücke und Erlebnisse von Cannes Lions 2022. Luitgard Hagl ist Executive Creative Director und Mitglied der Geschäftsleitung bei Jung von Matt Limmat.

persoenlich.com berichtete in der Woche vom 20. bis 24. Juni über das Cannes Lions International Festival of Creativity. Alle News finden Sie hier.

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KOMMENTARE

Victor Brunner
25.06.2022 13:33 Uhr
Haters gonna hate, Hasser werden hassen. So ein dummer Spruch. Niemand hasst Cannes, auch die Schweizer nicht die mit abgesägten Hosen heimgekommen sind. Wahrscheinlich ist die Zeit für Cannes einfach vorbei, weil dem kurzfristigen Zeitgeist gehuldigt wird und dann die Kreativität belobigt.
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