BLOG

Da würde sich Dutti im Grabe umdrehen

René Zeyer

Laut Stiftungsurkunde sollte sich das Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI) mit der «Erforschung der Wege zur internationalen Zusammenarbeit und der Verhinderung von zukünftigen Kriegen» befassen. Aber schon seit Jahren ist das Vermächtnis des Migros-Gründers zu einer Marketing-Forschungsbude mit «Trendradar» verkommen und vermietet Referenten, die für teures Geld (ab Fr. 2000.– aufwärts pro Rede) Belangloses zu Themen wie «Markenidentität» und ähnlichen Belanglosigkeiten absondern. Ach, und dann findet am 15. April in Rüschlikon bei Zürich hinter dem in Bronze gegossenen Kopf von Gottlieb Duttweiler der «1. Schweizer Bankengipfel» statt, organisiert vom «Euroforum». In exklusiver Runde (Teilnahmegebühr Fr. 1950.–, exkl. MWSt.) diskutieren Urs Rohner, designierter VR-Präsident CS, Pierin Vincenz, Chef Raiffeisen, Martin Scholl, CEO der ZKB und weitere Banker über Bankenversagen, Bonusgier und Abzockermentalität. Nein, natürlich nicht, sie parlieren zu Themen wie «Banken- und Finanzplatzstrategie in einem veränderten Umfeld». Anlass genug für das deutsche ZDF, dort im Rahmen einer Reportage zu drehen. Und sich der Mitarbeit des Journalisten René Zeyer zu versichern, der ja über etwas Fachkompetenz verfügt, als Autor der Bestseller «Bank, Banker, Bankrott» und «Zaster und Desaster». Übliches Prozedere ist es, für Journalisten eine Akkreditierung zu verlangen. Dem Team des ZDF wurde sie erteilt, aber beim Namen Zeyer schrillten offenbar die Alarmsirenen. Nach längerem Hin und Her wurde dem im Schweizer Berufsregister (BR) eingetragenen Journalisten die Akkreditierung verweigert: «Auch nach ausführlicher Prüfung können wir Ihnen keinen Pressefreiplatz für den Schweizer Bankengipfel anbieten.»Ein netter Beitrag zur neuen Offenheit und Gesprächskultur der Banker, ein Armutszeugnis für den Veranstalter «Euroforum» und neue Qual für Dutti selig im Grab.
Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Die neuesten Blogs

13.04.2024 - Hansmartin Schmid

Die Schweizer Medien und die Kriege

Die Schweizer Auslandberichterstattung ist in deutsche Hände geglitten.

Zum Seitenanfang20240423