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Das Risiko

Pierre Rothschild

Risiko gehört zum Geschäft. Das weiss man auch bei Axel Springer in Berlin, wenn jetzt der erste Schritt des Deals mit KKR unter Dach und Fach ist (persoenlich.com berichtete). Die US-Giganten steigen mit 20 Prozent beim legendären deutschen Medienkonzern ein. Das Ziel ist klar: Mit hohen Summen sollen die digitalen Aktivitäten ergänzt werden, weltweit.

Eine Flucht nach vorne ist es nicht, die hatte Konzernchef Mathias Döpfner nicht nötig und auch nicht Friede Springer, Hauptaktionärin des Konzerns. Aber man weiss: Es ist sinnlos ins Bieterrennen um grosse Internet-Portale zu gehen, wenn die Kaufpreise nur schwer zu finanzieren sind. Es geht nicht mehr um 100 oder 200 Millionen bei den Kaufpreisen, es geht um ein Vielfaches. KKR macht Käufe möglich.

KKR nimmt kein eigenes Geld in die Hand, das New Yorker Private Equity Haus investiert für Dritte und diese erwarten einen hohen Gewinn. Nach fünf Jahren in der Branche, maximal zehn, verkauft man das Investment. Und hier liegt das Risiko für die Berliner: Wer zahlt, erhält die Beteiligung. Ob arabische Staatsfonds oder Pensionskassen in Australien. Man kann es nicht wissen.

Bis es soweit ist, muss mehr verdient werden. Nur so vervielfacht sich der Kaufpreis. Mit Wachstum allein ist das in der Medienwelt nicht mehr zu schaffen, da muss auch gespart werden. Die neuen Partner aus New York werden jede Aktivität prüfen, jede Beteiligung. Auch in der Schweiz.

Noch wird das Engagement von KKR von den üblichen Behörden geprüft. Aber 20 Prozent werden keine Probleme machen. Warten wir ab, wie das Angebot von Springer in fünf Jahren aussieht. Viel Print wird nicht mehr übrig sein.



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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