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Die Mär von der «reformierten» SRG

Matthias Ackeret

Als vergangene Woche die «SonntagsZeitung» eine erste repräsentative No-Billag-Umfrage publizierte, war die Empörung gross. Über die Umfrage. Es könne doch nicht sein, dass die über 65-Jährigen, die grössten SRG-Fans, nicht befragt würden. Doch spätestens seit Claude Longchamp wissen wir: Wer die Wahrheit sucht, benötigt selten eine Umfrage.

Viel interessanter als die prognostizierten 57 Prozent Befürworter, war deren Begründung: Die SRG könne auch bei einer Annahme der radikalen Initiative auf staatliche Hilfe zählen. Was zweierlei beweist, zum einen wird die SRG doch als Staatssender wahrgenommen, zum andern ist das Vertrauen in unsere Demokratie nicht mehr sehr gross. Die Masseneinwanderungsinitiative lässt grüssen.

Trotz der publizierten Umfrage geht der Schreibende davon aus, dass «No Billag» am 4. März verworfen wird. Und das ist auch besser so. Sein Vermögen würde er trotzdem nicht darauf verwetten. Was aber auffällt, ausser den SRG-Mitarbeitern steht praktisch niemand vorbehaltlos zur SRG. Der fast schon verschämte Zusatz: Nach der gewonnenen Abstimmung müsse man die SRG «reformieren».

Gelinde gesagt, dies ist Bullshit. Was heisst «reformieren»? Gibt es ein Unternehmen, das sich freiwillig um die Hälfte runterschrumpft, auf Werbemöglichkeiten verzichtet und die eigenen Sender schliesst? Bei allem Respekt: dies kann man nicht einmal von der SRG verlangen. Das kann nur die Politik, die bis jetzt immer SRG-freundlich agierte, bewerkstelligen.

Den einzigen freiwilligen Reformschritt hat ausgerechnet der ehemalige SRG-Generaldirektor Roger de Weck vorgenommen. Er setzte den prestigeträchtigen «Schweizer des Jahres» ab, um ein Zeichen von Demut zu setzen. Gedankt hat es ihm niemand. Nicht einmal diejenigen SRG-Kritiker, die permanent Reformen fordern. 

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Kommentare

  • Brunner Gerry, 11.12.2017 20:54 Uhr
    Wieso soll die SRG Demut zeigen, wenn sie eine Sendung absetzt, die sie vorher selber in die Welt gesetzt und jahrelang künstlich am Leben hielt? Muss man dem Generaldirektor dankbar sein, dass er eine Flop-Sendung absetzt? Das ist eine absurde Idee. Vielleicht hat niemand gemerkt, dass "Schweizer des Jahres" abgeschafft wurde (ich zum Beispiel, da ich nie solche Sendungen schaue). Es gibt ja immer noch Sportler des Jahres, Supertalent des Jahres, Landfrauen des Jahres.....so übersieht man in dieser "Best of"-Flut schnell, dass der Schweizer des Jahres abgeschafft wurde. Man wird etwas SRF-müde, und nimmt gar nicht mehr war, was die so bringen. Und zappt halt dann auf Frau Anne Wild. Bei mir ist es jedenfalls so.
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