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Digital gesuchter Digital Detox

Jürg Schmid

Der Tourismus ist weltweit der grösste Wirtschaftssektor. Kein Thema wird öfters gegoogelt und intensiver beworben als Verreisen, Ferien und Ausflüge. Ob Airbnb, Booking.com, TripAdvisor oder Uber – der Digitalisierungssturm tobt disruptiv. Und mittendrin die Schweiz. 31 Millionen Menschen klicken sich jährlich auf MySwitzerland.com ein. Über Social Medias, Shitstorms, Influencer Marketing oder virale Kampagnen wird bei uns nicht theoretisiert – es ist der gelebte Alltag. 3,2 Millionen Friends & Followers sind #inLOVEwithSWITZERLAND. In 16 Sprachen steht Schweiz Tourismus mit ihnen im Dialog.

Destinationsmarketing: im Auge des Hurrikans.

Im Auge des Hurrikans stehen die Destinationen. Ob klein oder gross, die Digitalisierung revolutioniert das Destinationsmarketing. Broschüren, Messen, Infoschalter sind heute bald Konzepte von gestern. Eine Vertrauensrevolution hat stattgefunden. Der Gast glaubt anderen Gästen mehr als Fachleuten. Aber nicht genug, neue Technologien wie Virtual oder Augmented Reality stehen vor der Massentauglichkeit und sind geradezu prädestiniert für den Tourismus. Kein Zweifel, bald wird ein Gast vor der Ferien-, Hotel- oder Museumswahl virtuell eintauchen und sein grösstes Schreckensszenario, nämlich seine wertvollste Zeit im Jahr dem falschen Erlebnis zu widmen, wuchtig reduzieren.

Schöne neue Zeit – und zugleich erschreckende neue Kostenrealitäten. Unser kleinstrukturierter Tourismus, föderal aufgebaut, ist aufs Höchste herausgefordert. Unsere grossen Ferienorte und Hotels sind international maximal mittelgross. Bekanntlich lassen Fusion oder Kooperation Grössennachteile überwinden. Der Schweizer Tourismus muss zu ganz neuer Kooperationsfähigkeit und -bereitschaft aufbrechen.

Cash oder Content.

Billiger oder besser – so heisst die touristische Positionierungswahl. Die Wahl für die Schweiz ist klar. Der Schweizer Tourismus kann sich nur übers Erlebnis differenzieren. Interessant ist, dass in einer immer digitaleren Welt immer öfters digitale Pausen im Leben auf der Überholspur gesucht werden. Die grosse Sehnsucht heisst romantische Hideaways. Gesucht und gefunden wird dabei auf Google – nicht immer, aber immer öfters. Und da gilt das Gesetz des «Survival of the fittest». Cash oder relevanten Content muss mitbringen, wer zuoberst im Ranking stehen will. Spannende Geschichten nach den Prinzipien des Storytelling visuell stark aufbereitet, das ist touristisches Erlebnismarketing. Solche Geschichten erhalten Flügel und Gäste.

Das Destinationsmarketing ist im Wandel. Eines bleibt: die umwerfende Schönheit unseres Landes. #inLOVEwithSWITZERLAND.


Jürg Schmid ist Direktor von Schweiz Tourismus. Ende Jahr verlässt er die Marketingorganisation (persoenlich.com berichtete).

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion. 

 

 

 

 

 

 

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