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Ein Rauschen für Susanne Wille

Das Neujahrskonzert der frischgekürten SRG-Generaldirektorin Susanne Wille ist klar: ein gleichförmiges Rauschen. Der Grund: Auf Jahresende stellt die SRG landesweit ihre UKW-Sender ab. So sind ab dem 1. Januar deren Programme nur noch auf DAB+ empfangbar, einer Technologie, die seit den 90er-Jahren als zukunftsweisend gilt. Doch seither ist einiges passiert: So trat zwischenzeitlich das Internet seinen Siegeszug an.

Trotzdem macht die SRG ab dem 1. Januar 2025 Nägel mit Köpfen. Mit der Abschaffung von UKW will sie den real existierenden Beweis antreten, dass diese Technologie definitiv Vergangenheit sei. In der vollen Überzeugung, dass ihr Publikum mitzieht. Anders als 1977, als UK-Fee Birgit Steinegger den Wechsel von Mittelwelle auf UKW propagierte, werden die alten Frequenzen nun rigoros abgeschaltet. Aus der UK-Fee wird UK-Weh.

Doch was passiert, wenn das SRG-Publikum weniger DAB-affin ist als vorgesehen? Wenn die Hörer zu in- oder ausländischen UKW-Stationen abwandern? Radiopionier Roger Schawinski, der mit einer Petition die UKW-Abschaltung verzögerte, erwartet das nackte Chaos. Fast die Hälfte aller Autos hätte heute noch keinen DAB+-Empfang. In Bayern schob die Regierung die UKW-Abschaltung ein paar Jahre nach hinten. So gesehen wird die SRG ab nächstem Jahr radiotechnisch das sein, was sie in ihrer Berichterstattung der Schweiz niemals wünscht: ein Sonderfall inmitten von Europa.


Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

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KOMMENTARE

Raphael Weber
29.10.2024 18:51 Uhr
Was machen eigentlich all die Autobesitzer deren Navi die TMC (Traffic Message Channel) über UKW erhalten? Man hätte ja einfach das erste Programm der jeweiligen Sprachregion weiter laufen lassen können… Sollte die nächste Krise im Bunker eintreffen, wäre man unter Umständen auch noch froh, man könnte jedes beliebige Radio noch verwenden…
Simone Ott
29.10.2024 15:32 Uhr
UKW ganz abschalten ist für einen öffentlich-rechtlichen Sender eine ziemlich dumme Idee. Nur noch auf digital zu setzen macht uns alle vulnerabel. In einem Ernstfall, wären wir schlicht und einfach f***ed.
Beat Sieber
29.10.2024 15:08 Uhr
Am 11. Oktober 2024 habe ich in dieser Webseite gelesen, dass die Radios in der Schweiz rund einen Viertel ihrer Hörerschaft verloren haben. Die Abschaltung von SRG-UKW wird diesen Trend beschleunigen. Die SRG wird sich ins eigene Fleisch schneiden. Viele werden ihre Musik streamen. Hoffentlich wird die Stimmbevölkerung der 200 Franken-Initiative zustimmen. Die SRG redimensionieren. Ein Radio-u. 1 TV-Programm genügen vollauf und ein Internet-Auftritt. Liechtenstein hat den Weg vorgezeichnet. Von Radio Argovia habe ich die Mitteilung erhalten, dass 2025 weiter auf UKW (90.3 MHz) gesendet wird. Auch Radio 1 wird sicher weitersenden. Auf DAB+ sind die SMC-Muxe im UG mit Fenster zum Garten schon grenzwertig empfangbar. Der SWR aus Deutschland kommt dort auf UKW problemlos, auf DAB+ überhaupt nicht.
Andi Neukomm
29.10.2024 12:05 Uhr
Werter Victor Brunner Wären Sie Produzent eines Produktes, dass nur noch eine ganz kleine Minderheit einkauft, würden sie dann auch so handeln? Auch wenn es nicht mehr kostendeckend wäre? Nein, würden sie nicht. Und so handelt halt jetzt die SRG, weil sie damit Millionen sparen kann UND MUSS.
Ueli Custer
29.10.2024 07:49 Uhr
Die SRG-Sender werden noch von 10% der Radiohörenden über UKW genutzt. Es wäre reine Geldverschwendung wenn die SRG für diese ein teures Sendernetz unterhalten müsste. Denn die Mittel werden bekanntlich immer knapper.
Victor Brunner
29.10.2024 07:42 Uhr
Das Diktat ist ein einmaliger Vorgang. Nicht der Kunde bestimmt wie er hören will sondern der Produzent. So etwas kann nur ein "Unternehmen" das sich nicht am Markt behaupten muss, praktisch jedes Jahr eine Milliarde frei Haus hat. Ein solches finanzielles Geschenk fördert Arroganz und Abgehobenheit! Mit Frau Wille ist kein Sinneswandel zu erwarten. Nicht der Kunde im Zentrum sondern der Bauchnabel und Liegestuhl des "Unternehmen".
Pierre Rothschild
29.10.2024 03:45 Uhr
Einmal mehr gibt es eine Lösung, die leider zum Schweizer Alltag gehört. Zum teuren Alltag. Viele werden ihre Autoradios nachrüsten, dann geht auch DAB. Teuer, aber wir leben in der Schweiz.... Zuhause ist es ein kleines Problem, DAB-Radios sind nicht teuer und können auch an Sound-Systeme angeschlossen werden.
Jean-Pierre Wuethrich
28.10.2024 23:31 Uhr
Sehr schöner und guter Beitrag von Ihnen. Es wurde schon lange in den Medien bekannt gegeben, dass UKW bald abgestellt wird. Die Fahrzeughersteller hatten es unterlassen, frühzeitig DAB+ serienmässig ab Werk anzubieten. Ford hat ihre Fahrzeuge ab Oktober 2015 bereits serienmässig ausgestattet mit DAB+. Viele, ältere Leute, welche seinerzeit die DRS Musikwelle (heutige SRF Musikwelle) noch über Mittelwelle 531 (Landessender Beromünster) gehört habe, erfuhren diese, am 13.08.2008, dass der Landessender Beromünster per 28.12.2008 abgestellt wird. Diese mussten schon damals auf DAB und später auf DAB+ umstellen. Wenn jemand gerne SRF 1 hört und auch die jeweiligen Regionaljournale, wird er sicher nicht auf ausländische Sender wechseln auf UKW. Das ist meine Meinung.